Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Wenn das so ist... Mal sehen..." Alrik verbarg sein erneutes Lächeln hinter seiner Hand, mit der er seinen Spitzbart<br />
zwirbelte. Tatsächlich hatte er beinahe so etwas wie seine Memoiren geschrieben - nur für den Fall, dass das<br />
Talued-Wasser die Erinnerung an wirklich wichtige Ereignisse in seinem Leben löschen würde. <strong>Das</strong> war zum<br />
Glück nur teilweise geschehen - aber dennoch war Alrik dieses maraskanische Wässerchen unheimlich. Auch<br />
Hesindian hatte nach seinem zwangseingeflösstem Schluck nichts mehr da<strong>von</strong> wissen wollen. Offenbar kam es<br />
dem Magier hesindelästerlich vor, auf derart rabiate, eben maraskanische Weise Wissen gegen Genesung<br />
einzutauschen. Vielleicht wollte sich Hesindian aber auch einfach nicht ein zweites Mal sein vergessenes Leben<br />
<strong>von</strong> einem Freund erzählen lassen, den er am Ende womöglich gar nicht mehr erkennen würde.<br />
Alrik tastete nach seiner Augenklappe, die er nun wieder trug, und zwinkerte. Er hatte sich noch nicht vollständig<br />
daran gewöhnt, wieder mit beiden Augen zu sehen (merkwürdig, sein Körper schien sich mehr an die vergangenen<br />
Jahre zu entsinnen als sein Geist), außerdem wollte er sich verwirrte Fragen der Dienerschaft ersparen. Für das<br />
Gesinde hatte er sich auf einer Wallfahrt zum Tsatempel in Khunchom befunden und <strong>von</strong> heilkräftigen Quellen<br />
getrunken, was streng genommen sogar stimmte. Nur der Anreiseweg war eben ein wenig komplizierter gewesen.<br />
Sei´s drum, er konnte Hesindian unmöglich seine geheimen Aufzeichnungen zu lesen geben, die seine doppelte<br />
Existenz als Baron <strong>von</strong> Friedwang und Phexgeweihter offenbaren würden. Er musste also eine zweite, bereinigte<br />
Version anfertigen... Nun gut, umso mehr würde er wieder mit dem vertraut werden, was für ihn selbst hinter einem<br />
Schleier des Vergessens entschwunden war.<br />
"Ja, das kann ich Dir gerne geben. Aber ich muss das Gekrakel erst mal selber entziffern und ins Reine schreiben."<br />
"Lass Dir Zeit damit. Ich werde ohnehin die nächsten Monate mit dem Bau des Gutshofes beschäftigt sein.<br />
Vielleicht auch mit dem eines Magierturms, wer weiß." Hesindian hob die junge <strong>Maraskan</strong>erin in den Sattel, die<br />
ihren Lebensretter versonnen musterte. Der Magier schien ihr in der merkwürdig fremden Umgebung aus<br />
herabrieselndem Schnee und weißem Wald, voller hellhäutiger Menschen Halt zu geben. Andererseits wunderte es<br />
Alrik nicht, dass Efferjina Hesindian so bereitwillig ins kalte Land der Garethjas gefolgt war. In <strong>Maraskan</strong> gab es<br />
wenig, was sie noch hätte halten können - ihre Eltern waren tot, die Insel <strong>von</strong> Dämonenanbetern besetzt und sie<br />
wurde dort vermutlich längst als Rebellin gesucht.<br />
"Was auch immer du demnächst vorhast, ich wünsche dir viel Glück dabei." meinte Alrik.<br />
Der Magus nickte dankend, dann lenkte er das Pferd zum Burgtor.<br />
"Auch Dir wünsche ich den Segen der Zwölfe, bis wir uns wiedersehen."<br />
Hesindian winkte er dem barönlichen Ehepaar zu und sprengte in das gleißende Licht der Sonne, die soeben in<br />
voller Pracht über den Bergen aufging.<br />
Die Mittagssonne brannte heiß und hell hernieder auf die Stadt, die eng eingerahmt <strong>von</strong> hohen Bergen und steilen<br />
Felswänden war, dass sie nur in den Mittagsstunden im Sonnenschein lag. Nur kurz wurde es hier wirklich warm,<br />
die meiste Zeit war es eher frisch hier in der verborgenen Talsenke inmitten des Raschtulswalles. Alvan hatte aber<br />
keinen Sinn für die Schönheit <strong>von</strong> Bruder Praios güldener Scheibe. Die Halbelfe war noch reichlich ermattet <strong>von</strong><br />
den vergangen Tagen, die sie sich als die schönsten ihres Lebens vorgestellt hatte. Einem Kind das Leben schenken<br />
zu können war doch irgendwie das schönste auf dem Weltendiskus. Dem Leben einen neuen Anbeginn geben zu<br />
dürfen, damit der ewige Kreislauf <strong>von</strong> Leben und Wachsen, <strong>von</strong> Tod und Niedergang, nicht unterbrochen würde.<br />
So hatte sie sich die letzten Wochen schon sehr auf diesen Tag gefreut. Doch als der Tag gekommen war – in den<br />
frühen Morgenstunden hatten die Wehen eingesetzt – war es einfach nur schmerzhaft. Wer auch immer in<br />
Geschichten und Erzählungen <strong>von</strong> der Freude des Mutterwerdens sprach, das musste wohl ein Mann gewesen sein,<br />
der solche Geschichten geschrieben hatte. Oder eine Frau, die selbst nie Mutter geworden war und neidisch auf<br />
andere Frauen blickte. Alle Schmerzen und Strapazen, die sie in ihrem bisherigen Leben ausgestanden hatte, waren<br />
geradezu ein Ogermethschlecken verglichen mit der Geburt eines Kindes. Und als die Geburt vollbracht war und<br />
die Amme ihr ein blutverschmiertes Etwas in den Arm legte konnte sie zunächst gar nichts empfinden – nur völlige<br />
Erschöpfung. Die Amme wusch das Kind, und Alvan gelang es endlich, ein paar Augenblicke Schlaf zu<br />
bekommen. Wie herrlich warm war es doch hier im Bett, wie kuschelig gemütlich.<br />
Leider währte ihr Schlaf nur wenige Minuten, den der kleine Bub, der nunmehr den Weltendiskus bevölkerte,<br />
begann auf das Lauteste zu schreien, so dass Alvan ihn erst noch stillen musste. Jetzt tat ihr auch noch die Brust<br />
weh ob der ungewohnten Behandlung, die ihr da widerfuhr. Schwester Tsa, seufzte Alvan, hättest Du das nicht<br />
auch einfacher einrichten können? Aber wenigstens gab der Kleine jetzt Ruhe, und Alvan konnte endlich schlafen.<br />
Die nächsten Tage brachte Alvan lediglich mit Essen und Schlafen zu. Sie war dankbar, dass die Amme ihr so<br />
hilfreich zur Seite stand. Mit der neuen Pflicht, sich um ein Kind zu kümmern, war Alvan gänzlich überfordert.<br />
Eines Tages zur Mittagsstunde war Alvan wieder aufgewacht. <strong>Das</strong> Öffnen der Türe zu ihrer Kammer hatte sie<br />
geweckt. Milhibethjida war eingetreten. <strong>Das</strong> einzigste vertraute Gesicht, das sie hier in Asboran wieder gesehen<br />
hatte. Aber auch nur einmal kurz. Die Priesterin hatte kaum Zeit gefunden für die Halbelfe, für deren Weihe zur<br />
Priesterin der Zwillinge sie sich vor Jahren eingesetzt hatte. Aber jetzt wollte Milhibethjida trotz der Arbeit, die auf<br />
sie wartete, sich doch die Zeit nehmen, um Alvans Nachwuchs willkommen zu heißen. <strong>Das</strong> war sie Alvan doch<br />
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