25.10.2012 Aufrufe

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

Das Gold von Maraskan - Darpatien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

war es ihm nicht ausreichend gelungen ihr Moral und Standfestigkeit zu vermitteln. Dann hieß das, dass er seinen<br />

Vaterpflichten nicht ausreichend nachgekommen war.<br />

Wie hatte er sich nur dazu hinreißen lassen können, Alvan so zu beschimpfen und sie mit dem Abschaum in<br />

Elburum zu vergleichen Was konnte Alvan dafür was man ihr angetan hatte? Nein, er wusste doch dass Alvan auch<br />

in diesen Dingen überlegt war. Alvan gehörte gewiss nicht zu den Frauen, die mit jedem das Lager teilten wenn sie<br />

sich etwas da<strong>von</strong> versprachen. Alvan hingegen tat derlei einzig aus Liebe. <strong>Das</strong> wusste er, ebenso wie er wusste,<br />

dass sie Sigismund nicht liebte und deswegen auch seinem Drängen bislang nicht nachgegeben hatte. Wie hatte er<br />

Alvan also nur mit solch schändlichen Worten beleidigen können? Was musste seine Tochter denken und fühlen?<br />

„Versteht Ihr jetzt was hier vor sich geht?“ fragte der Inquisitor. „<strong>Das</strong> meine ich, wenn ich <strong>von</strong> dämonischen<br />

Einflüsterungen spreche. Wir sind hier im Reich des Dämons, der Rondras aufrechten Zweikampf zu wütendem<br />

Gemetzel pervertiert, und der das Eintreten für eine aufrechte Gesinnung durch blutrünstige Rache ersetzen will.<br />

Ihr habt am eigenen Leib gemerkt, wie die Dämonen Euch in Versuchung führen und Euch beeinflussen wollen.<br />

Sie greifen nach Euren Seelen. Sie schicken Euch Gefühle des Hasses. Sie säen Zwietracht und sie wecken die<br />

Gelüste der Rache. Ihr habt die Versuchung der pervertierten Rahja in Oron gefühlt, und jetzt fühlt ihr es wieder.<br />

Ich sage Euch dass Gefahr droht. Gefahr nicht nur für Euer Leben sondern auch und vielmehr für Eure Seelen. Ihr<br />

werdet diesen dämonischen Griff nach Euren Herzen in diesem Verderbten Land nicht mehr loswerden. Die meiste<br />

Zeit werdet ihr es kaum wahrnehmen, aber der latente Griff ist vorhanden. Und wenn ihr für einen Augenblick nur<br />

Eure Gefühle nicht unter Kontrolle habt, dann schließt sich die dämonische Faust um eure Herzen. Anstelle der<br />

Liebe zum Vater oder zur Tochter gedeiht dann der Hass. Anstelle <strong>von</strong> Vergeben und Verzeihen wird Euer<br />

Handeln <strong>von</strong> Zorn und Rachsucht geleitet.“<br />

Selbfried hielt kurz inne ehe er weitersprach.<br />

„Ja, die unheilige Präsenz ist hier deutlich zu spüren, ihre Auswirkungen und Ausdünstungen sind überall. Aber sie<br />

sind nur schwer wahrzunehmen, weil die Veränderung schleichend <strong>von</strong>statten geht. Ein aufrechter, loyaler und<br />

zwölfgöttergläubiger Bürger wird nicht binnen Sekunden zum blutrünstigen Berserker, Frauenschänder und<br />

Götzenanbeter. Aber die ständige Versuchung ist gegeben, und nicht allen gelingt es, sich dem dauerhaft zu<br />

widersetzen. Nur wenige sind so stark im Glauben und so fest in ihren Überzeugungen, als dass sie ständig in der<br />

Lage wären ihr Handeln vor ihrem Gewissen zu prüfen. Auch Ihr, meine Schafe, habt gefehlt. Es ist Euch noch<br />

einmal gelungen, den Griff nach Euren Seelen zu lockern. Aber seid auf der Hut. Die Reise durch die Verderbten<br />

Lande kann noch länger dauern, und so lange ihr auf diesem <strong>von</strong> Dämonen besudelten Boden weilt, werdet Ihr die<br />

Versuchung immer wieder spüren.“ Der Inquisitor atmete kurz ein, ehe er weiter sprach.<br />

„Vielleicht war es Praios Wille, dass ich Euch auf dieser Reise begleite, um Euer Seelenheil zu bewahren. Mag sein<br />

dass sich deswegen unser Schicksal gekreuzt hat. Die Wege des Praios sind unergründlich. Ich werde mein<br />

möglichstes Tun um Euch heil durch dieses Land zu führen. Ich vertraue darauf, dass Praios weiß, was er damit<br />

bezwecken will, Euch in dieses Land zu führen, und dass er es Euch trotz Eurer nicht immer praiosgefälligen<br />

Ansichten, vielleicht auch gerade deswegen, zutraut eine solche Fahrt erfolgreich durchzuführen. Aber vergesst<br />

niemals, zu keiner Zeit, über die Gefahr, die Euch hier droht.<br />

Und jetzt reicht Euch die Hände und vergesst allen Streit der zwischen Euch stand.“<br />

Odilon war froh dass der Inquisitor die richtigen Worte gefunden hatte, die allen in die Seelen eindrangen. Mochte<br />

sein, dass dies wirklich die Versuchung der Dämonen war, die sie alle spürten. Vielleicht war tatsächlich mehr als<br />

die dauernde Anspannung und die schwüle Hitze daran schuld. Er hatte diesen Verdacht in Elburum ja ebenfalls<br />

schon gehabt. Um Verzeihung bittend umarmte er Alvan. Dann reichte er Sigismund die Hand.<br />

Alvan blickte den Inquisitor an. Als dieser bemerkte, dass die Halbelfe ihn ansah, meinte Alvan für einen<br />

Augenblick einen Ausdruck <strong>von</strong> Milde und <strong>von</strong> Verstehen zu erkennen. Damit hätte sie kaum gerechnet bei dem<br />

stets hart und aufrecht wirkenden Inquisitor. Aber vielleicht verstand Selbfried doch mehr als sie ahnen mochte.<br />

Wusste sie denn, wie man den Priester in der oronischen Gefangenschaft behandelt hatte? Gewiss hatte er ähnliches<br />

durchlebt wie sie.<br />

Es war schon weit nach Mitternacht, als die Gefährten endlich die Klause erreichten. Efferjina hatte wirklich einen<br />

guten Platz gefunden um zumindest diese Nacht sicher zu verbringen. Offenbar war die kleine Kapelle wirklich<br />

noch nicht <strong>von</strong> den Dreckigen gefunden worden, denn der Altarraum war nicht geschändet, die Statuetten <strong>von</strong> Rur<br />

und Gror waren völlig unversehrt. Die Kapelle war klein, sie hatte nur einen kleinen Betraum und einen noch<br />

kleineren Raum, in dem Mylendijian früher gewohnt hatte. <strong>Das</strong> Dach war <strong>von</strong> Dschungelpflanzen schon teilweise<br />

überwuchert. Gut so, dachte Odilon, so würde ein Karakil auch im darüber fliegen das Gebäude nicht sofort<br />

entdecken. Alrik sah ihn an. Offenbar dachte er dasselbe wie Odilon.<br />

„<strong>Das</strong> Boot. Wir müssen das Boot verstecken. Es wird uns sonst verraten.“ Alrik hatte Recht. Zwar war der<br />

Bootssteg <strong>von</strong> der Seeseite hin durch Felsen abgeschirmt und nicht zusehen, aber ein Karakil würde den Kutter und<br />

das Ruderboot selbstverständlich erblicken.<br />

203

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!