Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Nun, überleg mal. Was würdest du tun, wenn dir in einer Schänke jemand sagen würde, er wisse, wo ein Schatz<br />
versteckt ist?"<br />
"Ich würde mich fragen, warum er ihn nicht selber birgt. Und dann nachschauen."<br />
"Auch wenn er mitten im Dschungel verborgen ist, im maraskanischen Dschungel wohlgemerkt? Außerdem hört<br />
sich das alles für maraskanische Ohren nicht sehr glaubwürdig an: Tal der Glühwürmchen, Tempelschatz. Die Rurund-Gror-Kirche<br />
ist nicht gerade dafür bekannt, Reichtümer zu horten. Stell dir vor, jemand würde dir mitteilen,<br />
dass die Traviakirche ihren Tempelschatz kurz vor der Eroberung <strong>von</strong> Ysilia im nahen Wald der Rotpüschel<br />
versteckt hat. <strong>Das</strong> wäre weder besonders glaubwürdig noch besonders hilfreich. Außerdem, vergiss nicht, dass<br />
Mirajida sich in Rebellenkreisen nach günstigen Verstecken erkundigt hat. Wenn der Schatz wirklich in einem<br />
Depot der Sira Jerganak oder Dajinim liegt, dann ist seine Lage zumindest schon einmal den Rebellen bekannt, die<br />
das Versteck <strong>von</strong> früher her kennen, läßt sich also gar nicht geheim halten. <strong>Das</strong> heißt, er wird wahrscheinlich auch<br />
<strong>von</strong> Rebellen bewacht. Zumindest aber dem Heerbann der Friedlichen Schwestern, die heute den maraskanischen<br />
Dschungel unsicher machen. Ich glaube, es kommt der Priesterschaft weniger auf Geheimhaltung an als auf<br />
Sicherung des Verstecks." Alvan nickte bei ihren eigenen Worten. "Ja, ich glaube, das macht Sinn. Würden die<br />
Schergen das Versteck des Schatzes durch den Kladj nicht schon bereits kennen, würden sie versuchen, den Weg<br />
Mirajidas zurück zu verfolgen, die nach dem Verlassen Jergans jeder Menge Leute aufgefallen sein wird. Ein<br />
großer Pott auf einem Esel in Begleitung einer Priesterin ist nicht gerade unauffällig. <strong>Das</strong> heißt, die Spur würde<br />
diese Häscher ohnehin früher oder später in die Nähe des Schatzes bringen, zumal sie als Dreckige auch auf<br />
magische oder dämonische Mittel zurückgreifen können. Vergiss auch nicht, dass bislang nur wir wissen, dass<br />
Mirajida tot ist. Würde sie noch leben, wäre sie unter den Bedingungen der Besatzung in ständiger Gefahr,<br />
aufgespürt und solange gefoltert zu werden, bis sie das Versteck preisgibt. Also teilt man das Geheimnis <strong>von</strong><br />
vornherein jeden mit, um den Geheimnisträger zu schützen. So ist es nur ein Gerücht unter vielen, unglaubwürdig,<br />
weil es allen möglichen Leuten bis zum Bauern und Bettler bekannt ist, und niemand wird auf bloßen Kladj hin<br />
sein Leben gegen Rebellen und die wildgewordenen Tiere des Dschungels riskieren. Man sagt den Besatzern <strong>von</strong><br />
vornherein, was sie suchen und wo sie es finden, mit dem Ergebnis, dass sie es gar nicht suchen. Eine typisch<br />
maraskanische Finte."<br />
Odilon überlegte gerade noch, ob das Gesagte für ihn plausibel klang, als vom Deck her ein scharfer Befehl zu<br />
hören war.<br />
"Alle antreten, aber ein bisschen plötzlich." <strong>Das</strong> schien Xenia, die Bootsfrau zu sein. Sogar Peitschenknalle waren<br />
zu hören.<br />
"Na, dann werden wir einmal wieder zu ihrem Käpt´n gehen." Odilon stand auf und ging hinaus, Alvan hinkte, die<br />
Wasserflasche in der Hand, hinterher. Die Wunde im Unterschenkel schmerzte nicht mehr so arg, offenbar begann<br />
sie sich bereits zu schließen. Ein Dank dem vielen Salzwasser... Als sie im Sonnenlicht ankamen, war die<br />
Mannschaft bereits angetreten. Die See war wirklich auffallend ruhig und glitzerte sanft. Steuerbord ließ sich ein<br />
schmaler Streifen Land erahnen. Die Takelage der Fran-Horas war übel zerzaust, Taue und Stage hingen wirr<br />
durcheinander, die Segel waren notdürftig geflickt. Mercurio, der ebenfalls erholt wirkte, stand breitbeinig auf dem<br />
Achterdeck und lehnte sich gegen die kunstvoll gedrechselte Balustrade.<br />
"Sieh an, mein süßer kleiner Leutnant hat sich auch wieder einmal ausgeschlafen" höhnte er, als er Alvan sah. "<strong>Das</strong><br />
kommt da<strong>von</strong>, wenn man die ganze Nacht lang mit der halben Mannschaft vögelt."<br />
Glucksendes Gelächter unter den Piraten. Alvan atmete tief durch und antwortete beherrscht: "Dafür schlafen die<br />
jetzt umso länger"<br />
Mercurio starrte sie verblüfft an und begann dann dröhnend zu lachen: "Gut pariert, meine Kleine. Ich muss sagen,<br />
der Schönheitsschlaf hat dir gut bekommen. Steck das Entermesser weg, Torben. Niemand greift hier meinen<br />
Leutnant an. Ihr seid ja selbst schuld, ihr Schwachköpfe. Lasst Euch beim Huren niedermachen. Umgebracht hätte<br />
mich diese Eiterbeule <strong>von</strong> Emporio, hätten die da mich nicht gerettet." Der Käpt´n deutete unbestimmt auf Odilon<br />
und seine Tochter. "Ich sollte Euch auch umlegen dafür, dass ihr um ein Haar auf diese charyptorothverfluchte<br />
Bilgenratte reingefallen wärt, Orkhirne, die ihr seid! Aber nun gut, die vergangenen Tage waren hart, die schweren<br />
Kämpfe und der Sturm haben unser Schiff schwer beschädigt. Ich würde also vorschlagen, dass wir morgen" eine<br />
kleine Kunstpause "am morgigen Tag Elburum anlaufen, die Schäden ausbessern und uns alle dort ein wenig<br />
erholen. Wer unbedingt möchte" Ein süffisantes Lächeln in Richtung der Handelsmatrosen "kann unser<br />
ruhmreiches Schiff dort verlassen und sein weiteres Leben im schönen Oron fristen - ein Leben voller verbotener<br />
Lust und süßer Laster. Also, Mädels und Jungs, auf nach Elburum!"<br />
Mehrstimmiges Jubelgeschrei ertönte, in das auch einige der Mittelreicher mit einstimmten. Odilon musste<br />
zugeben, dass diese Ankündigung raffiniert war. Mercurio wurde so seine gefährlichen Gefangenen los, die er<br />
zweifelsohne als Sklaven verkaufen würde, und einige der Überläufer würden in diesem Sündenselem auf<br />
scheinbar angenehme Weise der niederhöllischen Verdammnis entgegen schlittern.<br />
Alrik saß auf einer Seemannskiste im Mannschaftslogis und paffte Pfeife. Odilon und Alvan, die er gerade zur<br />
Seite genommen hatte, sahen ihn erwartungsvoll an. Der einäugige Baron zückte das Messer, das die Elfe gestern<br />
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