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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Ich bin kein Unmensch. Gib ihm was zu saufen, Fisch."<br />

Odilon nahm einen tiefen Schluck, hustete wie wild und verschüttete dabei etwas <strong>von</strong> dem Schnaps auf den Tisch -<br />

scheinbar versehentlich. Zufrieden sah er, dass das Praiosamulett nun in einer tiefen Schnapslache lag.<br />

Fisch hatte seine Wundheilkünste gerade beendet, als Tika hereinkam: "<strong>Das</strong> Schwein hat auch noch Oske, Svanja<br />

und Zoltan umgelegt. Warum schmeißen wir den Dreckskerl nicht einfach ins Meer?"<br />

"Scheiß auf Oske, Svanja und Zoltan. Herbringen." Der Befehl galt Sauerbrot und einem weiteren Piraten, die<br />

Alvan herbei schleiften. Tatsächlich war diese gefesselt, der Mund und die Augen verbunden. Sauerbrot nahm die<br />

Binden ab und zog einen feuchten Stoffballen zwischen den Lippen der Halbelfe hervor, die gierig nach Luft rang.<br />

"Ihr werdet jetzt beide auf das Praiosamulett spucken und dabei den Zwölfen abschwören. Du zuerst." Mercurio<br />

deutete auf die noch immer gefesselte Alvan.<br />

"Es tut mir leid Vater...Tika hat...Es waren so viele..." In Panik irrten die Augen der jungen Edlen im Raum umher.<br />

"Schon gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mach einfach, was er verlangt. Wir kämpfen jetzt auf seiner<br />

Seite." antwortete Odilon, so ruhig und selbstverständlich, dass ihn selbst seine Tochter entsetzt ansah. "Na los,<br />

spuck schon auf das verdammte Ding. Scheiß auf Praios, er hat uns ohnehin nur im Stich gelassen. Denk an den<br />

Inquisitor...und Kutaki...was ist dabei, wenn du den Zwölfen den Rücken kehrst?"<br />

Alvan nickte. So etwas wie Verstehen blitzte in ihren Augen auf.<br />

Sie sammelte etwas Speichel im Mund und spuckte dann auf das Praiosamulett. "Die Zwölfgötter sind armselige<br />

Knechte, nicht Herren." schrie sie. "Hört Ihr es, ihr da oben: Ich glaube nicht mehr an Euch! Xeraan ist ab sofort<br />

mein einziger und einzigartiger Herr!"<br />

Beinahe hätte Odilon aufgelacht. Alvan war wirklich raffiniert: Für den Rur-und-Gror-Glauben waren die<br />

Zwölfgötter ja wirklich Diener Rurs, während "einzig und einzigartig" in der streng dualistischen Weltsicht<br />

<strong>Maraskan</strong>s eine ziemlich üble Beleidigung darstellte.<br />

Mercurio schien mit der Darbietung zufrieden zu sein. "Na also, geht doch. Bindet sie los. Und jetzt du, Odilon.<br />

<strong>Das</strong> sollte dann erst mal genügen."<br />

Odilon stand zögerlich auf. Eigentlich hatte er gehofft, dass nur seine Tochter würde abschwören müssen, die<br />

ohnehin nicht den Zwölfgötterglauben des Mittelreiches teilte. Nun denn, ihm würde schon etwas einfallen.<br />

Langsam nahm er die Sonnenscheibe in die Hand. Ein dünner Firnis aus getrocknetem Blut hatte sich über das<br />

<strong>Gold</strong> gelegt,<br />

Blut, das durch den Schnaps zusätzlich verklumpt war. Odilon hoffte, dass diese Schutzschicht ausreichte, um den<br />

Zorn des Götterfürsten zu besänftigen. Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche und spuckte dann, mehr Rum<br />

als Speichel, auf das Amulett. "Hiermit schwöre ich ebenso wie Alvan euch zwölf verfluchten Götzen ab, denen ich<br />

niemals wahrhaftig angehangen bin!" schrie er dann laut.<br />

Er hoffte inständig, dass diese Formel wage und doppeldeutig genug war, um sein Selenheil nicht zu gefährden.<br />

Die zwölf verfluchten Götzen waren für ihn die Erzdämonen, zu denen er wahrhaftig nie gebetet hatte.<br />

"Gut so!" Mercurio stand langsam auf, hob urplötzlich seinen Handhaken, packte Tika am Kragen und schmetterte<br />

sie mit Urgewalt, den Kopf voran auf den Kartentisch.<br />

"Mein erster Befehl an dich ist, Odilon, diese verdammte Verräterin hier umzubringen. Sie hat mir erst geholfen,<br />

nachdem ich meine Fesseln bereits durchgeschnitten hatte. Ich kann ihr nicht mehr trauen, sie richtet ihr Fähnchen<br />

ein bisschen zu sehr nach dem Wind. Stich sie ab!"<br />

Der Al´Anfaner reichte Odilon ein kleines Messer - offenbar dasjenige, das ihm <strong>von</strong> Fisch zugesteckt worden war.<br />

Odilon nahm die Klinge in die Hand. Was hatte Selbfried zu ihm gesagt? Er war zu weichherzig? Nun gut, dieses<br />

Weibstück hatte keine Gnade verdient. Er überlegte sich, wie er die Piratin töten sollte. Die Kehle durchschneiden?<br />

Oder ein Stoß ins Herz. Irgendwie fühlte er sich elend - gerade so, als habe er soeben wirklich den Zwölfen<br />

abgeschworen. Er setzte die Schneide an, direkt an die Halsschlagader. Tika, deren rechte Hand <strong>von</strong> Mercurio auf<br />

den Rücken gedreht worden war, begann zu wimmern. Ihre Augen weiteten sich, der saure Geruch <strong>von</strong><br />

Angstschweiß breitete sich aus.<br />

"Na los, worauf wartest du? Schlitz ihr die Gurgel auf."<br />

"Kapitän, Gnade, bitte..." stöhnte es <strong>von</strong> unten.<br />

Die Klinge schnitt ein wenig in ihren Hals, wo ein roter Strich zurückblieb.<br />

"Nun mach schon. Drei Leute hast du gerade eben erschlagen, Odilon. Ohne mit der Wimper zu zucken. Warum<br />

hast du ausgerechnet mit der da Probleme?"<br />

Der Waldläufer nickte. Im Grunde hatte dieser verdammte xeraanische Pirat sogar Recht. Aber er konnte es einfach<br />

nicht!<br />

"Sauerbrot, wenn er sie nicht gleich aufschlitzt, bringst du sie beide um, ist das klar?"<br />

Zustimmend grunzend hob der dicke Pirat seinen Säbel.<br />

"Bringt mich nicht um...Ich...ich weiß etwas... etwas, was sehr wertvoll für Euch ist..." keuchte die Piratin.“ Ein<br />

Schatz... jaja, ein verborgener Schatz...ein Schatz...ich weiß...wo er vergraben ist..."<br />

"<strong>Das</strong> fällt dir ja wirklich bald ein, Tika" höhnte der Schwarze Mendener. "Lass dir ruhig noch ein wenig Zeit,<br />

Odilon. Unser Lügenmäulchen beginnt mir Spaß zu machen."<br />

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