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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Erde verweilte - wenn er denn überhaupt noch darin ruhte und nicht längst <strong>von</strong> einem irrsinnigen Nekromanten zu<br />

untotem Leben erweckt worden war.<br />

"Wenn Ich Euch recht verstanden habe, tragt Ihr Euch mit dem Gedanken, den Leib Eures Großvaters <strong>von</strong><br />

<strong>Maraskan</strong> aufs Festland zu überführen?" sprach Alvan die Therbûnitin unvermittelt an. "Nun denn, so Ihr dies<br />

wirklich beabsichtigt, könntet ihr eine landeskundige Führerin sicher gebrauchen."<br />

Gunelde fühlte sich sichtlich überrumpelt: "Nun, ich weiß nicht. Gerade deswegen wollte ich mich mit meinem<br />

Bruder beratschlagen. Immerhin herrschen in <strong>Maraskan</strong> nun die Niederhöllen, Peraine sei bei uns!"<br />

Alvan musste schmunzeln. Die Garethja konnte nicht wissen, dass Schwester Peraine dem freien <strong>Maraskan</strong><br />

tatsächlich beistand... mit einem krabbelnden, beißenden, giftspritzenden Heerbann, dem sie als Dreckiger gewiss<br />

nicht in die Quere kommen wollte.<br />

"Es wäre Wahnsinn, dorthin aufzubrechen. Jetzt, zu dieser Zeit. Andererseits ist mir der Gedanke unerträglich, dass<br />

Großvater... Man weiß doch, was sie mit den Leibern der Toten..." Guneldes Stimme zitterte, nun nicht mehr vor<br />

Kälte, sondern vor Empörung.<br />

"Ich verstehe Euch sehr gut. Wie gesagt, auch ich habe Verwandte und Freunde im Krieg verloren, und mancher<br />

Kamerad ist auf der anderen Seite der Front zurück geblieben. Eine entsetzliche Vorstellung."<br />

Alvan musste in diesem Moment an den ungeheuren Schatz denken, der in dem Baum neben dem Grab verborgen<br />

war, so wie es aussah, ein Krug mit dem lebensspendenden Wasser des Talued. Ein großer Krug. Eine Flut <strong>von</strong><br />

Gedanken schwirrte mit dem Brausen des Sturms in Alvans Kopf herum. Ein solcher "Heiltrank" mochte für den<br />

einäugigen Alrik Anreiz genug sein, sich auf ein derart gefährliches Unternehmen einzulassen. Andererseits<br />

gehörte das heilige Talued-Wasser der Gemeinschaft der Göttlichen Zwillinge, einmal abgesehen da<strong>von</strong>, dass es<br />

auch eine gewisse Nebenwirkung besaß. Außerdem grenzte es tatsächlich an Wahnsinn, sich nach<br />

Schwarzmaraskan zu begeben. Im Grunde war schon die Blutige See eine kaum zu überwindende Barriere. Nun,<br />

sie würde morgen noch einmal in aller Ruhe darüber nachdenken müssen. Da war heute ein bisschen viel auf sie<br />

eingestürmt, im wahrsten Sinne des Wortes...<br />

"Verzeiht, wissen wir, ich meine wisst Ihr überhaupt, wo sich das Grab Eures Großvaters befindet? Irgendwo in der<br />

Nähe des Schlachtfelds, habt Ihr gesagt... andererseits scheint Euer Traum im Dschungel zu spielen, das hat mich<br />

ein wenig verwirrt."<br />

"Nun, darüber weiß ich auch nur wenig. Gerade deswegen würde ich in Friedwang gerne einige Nachforschungen<br />

anstellen. Großvater ist jedenfalls lange vor meiner Geburt gestorben. Alles, was ich sagen kann, ist, dass er<br />

tatsächlich nicht direkt auf dem Schlachtfeld begraben wurde. Seine Leute hatten offenkundig Angst, wegen der<br />

Rur und Gror-Anbeter... äh, Gläubigen." Unsicher sah Gunelde Alvan an und versuchte die Tiefe ihrer<br />

Empfindungen für "maraskanische Philosophie" zu ermessen. "Nun, wegen dem maraskanischen<br />

Wiederauferstehungsglauben dachten sie, dass die heim... die einheimischen Priester mitunter Tote zum Leben<br />

erwecken würden, auf, äh, unheilige Weise. Also haben sie das Grab vorsichtshalber versteckt..."<br />

"Bei der Schönheit der Welt, die Diener der Zwillinge sind doch keine bruderlosen Nekromanten" fauchte Alvan.<br />

"Verzeiht, aber die Soldaten Eures Barons wussten offenbar nicht allzu viel <strong>von</strong> dem Glauben derjenigen, deren<br />

Land sie... gegen die sie Krieg geführt haben. Immerhin, ein Gutes hat die Sache: Wenn das Grab wirklich so<br />

versteckt liegt, ist es auch für einen Schwarzmagier nicht leicht zu finden. Im Gegensatz zu den Rur-und Gror-<br />

Gläubigen erwecken die Dreckigen nämlich durchaus Tote zu unheiligem Leben" Alvan, die letzteren Satz mit<br />

süffisantem Ton begonnen hatte, schloss ihn mit einem versöhnlichen Lächeln. "Wie auch immer, wenn ich es<br />

richtig sehe, wisst Ihr also selbst nicht genau, wo Euer Großvater bestattet wurde. <strong>Das</strong> macht die Sache nicht<br />

unbedingt einfacher. Warum wurde der Leichnam eigentlich nicht schon früher nach Friedwang überführt, in die<br />

Krypta seiner Ahnen zum Beispiel?"<br />

"Nun, soweit ich weiß, war es der letzte Wille meines Großvaters, auf <strong>Maraskan</strong> beigesetzt zu werden. Er wollte<br />

nicht in einem Faß maraskanischen Rum auf Festland gebracht werden, soll er gesagt haben.<br />

Ich glaube, er liebte die Käferinsel. Er war ein leidenschaftlicher Sammler <strong>von</strong> Schmetterlingen und anderen<br />

Insekten, müsst Ihr wissen." Gunelde senkte die Stimme. "Außerdem hatte er sich am Ende mit fast seiner<br />

gesamten Familie zerstritten, mit Ausnahme seiner Gemahlin. Ich glaube, das war der eigentliche Grund, warum er<br />

nicht in der Gruft unserer Familie beigesetzt werden wollte. Aber wie gesagt, ich bin erst einige Jahre später zur<br />

Welt gekommen und kenne Großvater nur vom Hörensagen. Leider... ich bin sicher, er war ein guter Mensch. Die<br />

Bauern in Friedwang sprechen noch heute mit Bewunderung <strong>von</strong> ihm, ja, er war ein sehr guter Baron..."<br />

"Nun, soweit ich gehört habe, war Euer Verhältnis zu dem Haus Friedwang ebenfalls nicht immer das Beste?"<br />

"<strong>Das</strong> habt Ihr sehr freundlich ausgedrückt. Meine Mutter hat mich enterbt, gewiss."<br />

"Weil Ihr einen Bauernsohn aus Gallys gefreit habt. Nun, verzeiht meine Neugierde, in meinen Augen ist so etwas<br />

gewiss kein Makel. Aber es wundert mich, wie ausgerechnet eine Baronstochter aus Friedwang dazu kommt, in<br />

eine Gallyser Bauernfamilie einzuheiraten."<br />

"Im Grunde ist das alles eine einfache Geschichte, und auch kein Geheimnis. Als ich damals, als junges Mädchen,<br />

nach Wehrheim gebracht wurde, auf die Kriegerakademie, habe ich Firnjan kennen gelernt. Die Kutsche ist durch<br />

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