Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„<strong>Das</strong> ist nicht schwer. Wie Du wohl weißt gibt es auf <strong>Maraskan</strong> keine Elfen. Wenn Du eine spitzohrige Frau in<br />
einem Tempel der Zwillinge siehst kannst Du sie daher auch gleich als Bruderschwester Scheyhathjiida<br />
ansprechen“ erläuterte Ruramid und kicherte ebenfalls.<br />
„Scheyhathjiida?“ Alrik stutzte.<br />
„Mein maraskanischer Name“ erklärte Alvan. „Ich habe ihn <strong>von</strong> der Priesterschaft der Zwillinge bekommen, als<br />
ich zum Glauben der Zwillinge konvertiert bin.“<br />
„Und ich kenne Scheyhathjida seit einigen Jahren. Wir sind uns auf meinem Schiff begegnet, Alvana befand sich<br />
darauf, als sie vom Festland nach Tuzak fuhr. Nun ja, Scheyhathjiida hat mir erzählt, dass ihr eine Überfahrt nach<br />
Jergan sucht. Ich kann Euch da weiterhelfen. In zwei oder drei Tagen legt ein Schiff in der Nähe <strong>von</strong> Elburum an.<br />
Der Kapitän ist ein Freund <strong>von</strong> mir, wenn ich ihm versichere, dass es die Schönheit der Welt mehrt, Euch<br />
mitzunehmen, wird er es wohl tun. Er wird auch gewiss nicht zu viel dafür verlangen, gewiss weniger als diese<br />
Getreidebarke in Haffax Diensten.“<br />
„Gut, wenn Alvan diese Passage zur Überfahrt vorschlägt bin auch ich dafür. Ich denke, wir können dem auf alle<br />
Fälle mehr Vertrauen entgegen bringen als dem Handelsschiff, das einem Nebengeschäft mit Sklaven nicht ganz<br />
abgeneigt zu sein scheint. Wir werden noch unter uns darüber beratschlagen, Alvan wird Dir morgen unseren<br />
Entschluss mitteilen.“<br />
Der letzte helle Schein war hinter dem Horizont verschwunden. Alvan war mit Ruramid ´noch eben auf ein Bier´<br />
nach draußen gegangen. Sei´s drum, dachte Odilon. Er konnte das nicht gutheißen, gerade in einer Stadt wie<br />
Elburum, wo man nicht wusste, an wen man gerät. Aber letztlich dachte er, seine Tochter habe sich diese Auszeit<br />
verdient, schließlich hatte sie <strong>von</strong> allen am meisten Strapazen durchgemacht auf der Seereise. Er hatte ihr lediglich<br />
eingeschärft, dass sie in der Bezaubernden Djina bleiben solle. Aber er hatte weiß Gott andere Sorgen. Irgendetwas<br />
stimmte nicht. Es lag etwas in der Luft. Alrik verabschiedete sich um das Umfeld des Moghulipalastes zu<br />
erkunden. Sigismund und Alrike waren auch noch um die Gassen gezogen. Im Gegensatz zu Alvan hatte er<br />
Sigismund einfach ziehen lassen. Er wusste nicht nur, dass der Helligfarn weitaus trinkfester war als seine Tochter<br />
und er wusste auch genau, was Sigismund tun würde in dieser Nacht. Er hatte schließlich Augen im Kopf. Und was<br />
er gemerkt hatte war ihm sehr recht. Denn erstens würde er nicht, wie er es bei Alvan befürchtete, in seinem<br />
Alkoholgenuss etwas verraten, was an die falschen Ohren gelangen könnte. Odilon wusste genau, dass Sigismund,<br />
wenn er etwas getrunken hatte, ausschließlich an Frauen dachte und gar nichts anderes im Sinn hatte das man ihm<br />
entlocken könnte. Und zweitens, und das war ihm noch wichtiger, würde dieser Herumtreiber, der mit seinen<br />
Eskapaden nicht erst einmal den Ruf der Baernfarns geschädigt hatte, dann vielleicht endlich damit aufhören,<br />
seiner Tochter Avancen zu machen. Und wenn Sigismund sich schon ausleben musste, dann doch besser mit der<br />
Matrosin als mit einer dieser Belkelel anbetenden Hafenhuren.<br />
Odilon sah sich um. Der Magus war zu Bett gegangen, und Eckbert unterhielt sich noch mit Undinai. Sehr gut. Er<br />
war den ganzen Abend stets darum bemüht gewesen, der Kapitänin aus dem Weg zu gehen und war ihren Blicken<br />
ganz gezielt ausgewichen. Mit einem leichten Nicken deutete er Gunelde an, ihr zu folgen.<br />
Odilon ging mit Gunelde in das Gemach, dass die Predigerin sich mit ihrem Bruder teilte. „Dir liegt etwas auf dem<br />
Herzen, Odilon, das ist mir nicht entgangen“ begann die Geweihte.<br />
„Ja. Ich war wie Du weißt mit Undinai im Hafen. Undinai hat mich dabei, sagen wir mal so, die ganze Zeit<br />
interessiert gemustert. Sie konnte ihre Augen kaum abwenden <strong>von</strong> mir.“<br />
„Ist doch schön, Odilon. Du solltest Dich darüber freuen. Die Kapitänin ist nicht mehr die jüngste aber nichts desto<br />
trotz sehr attraktiv. Sie hat einen sehr reizvollen Blick.“<br />
„Ich weiß. Ich meine auch nicht, dass es etwas besonderes wäre, dass sich mal eine Frau für einen Mann interessiert<br />
und ihr Interesse kund tut. <strong>Das</strong> macht mir keine Sorgen, deswegen bräuchte ich nicht mit Dir zu reden. Es ist etwas<br />
anderes, das mich beunruhigt. Du als zwölfgöttergeweihte Frau weißt mir vielleicht einen Rat.“<br />
„Na gut, was ist denn dann beunruhigend, dass Undinai Dir den Hof macht. Ich meine, Du wirst auch langsam<br />
älter, auch wenn Du noch keine grauen Haare hast. Genieße das Leben doch einfach.“<br />
„Gunelde, ich lebe zusammen mit Jirka. In den nunmehr in etwa drei Jahrzehnten, die wir uns kennen, habe ich nie<br />
etwas mit einer anderen Frau angefangen, und ich werde das auch jetzt nicht tun. Ich meine, ich habe das nicht aus<br />
Traviafrömmigkeit so gehalten. Ich habe tatsächlich niemals, zu keiner Zeit, etwas in meinem Leben mit Jirka<br />
vermisst, also warum sollte ich mich nach anderen Frauen umsehen. Keine menschliche Frau kann so gut zu mir<br />
sein wie Jirka. Aber darum geht es doch gar nicht. Es war etwas anderes. Etwas in ihrem Blick. Es war nicht<br />
einfach Zuneigung, es war ein... ein tierhaftes Verlangen, dass ich in ihren Augen gesehen habe.“<br />
„Ja, Odilon. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass Undinai wirklich Gefühle für Dich entwickelt. Aber sieh es doch<br />
einmal so. Undinai muss sich als Kapitän immer eine gewisse Distanziertheit zu ihrer Mannschaft bewahren.<br />
Deswegen wird sie es an Bord oft erleben, dass ihre Seeleute sich vergnügen. Sie selbst darf daran nicht teilhaben,<br />
wenn sie nicht den Respekt, den die Leute vor ihr haben, aufs Spiel setzen will. Aber natürlich vermisst sie das.<br />
Jeder Mensch würde Zärtlichkeiten vermissen. Du bist ihr, da Du als Anführer unserer Gruppe auftrittst, an Rang in<br />
etwa ebenbürtig. Mit Dir darf sie etwas beginnen, auch wenn noch zwei ihrer Matrosen in der Umgebung sind.“<br />
115