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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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wollte, dass der Mordverdacht auf uns fällt, daher wählte er eine Waffe, die zugleich auf uns verweist und auf dem<br />

Schlachtfeld leicht zu finden ist: Diesen Pfeil elfischer Machart!"<br />

Aufgeregtes Gemurmel erklang. Einige der Rebellen schienen sich ihrer Sache nun nicht mehr ganz so sicher zu<br />

sein.<br />

"Der geheimnisvolle Unbekannte" höhnte Rurmanjinn voller Schmerz und Zorn. "Was ist mit dem Magier? Ich will<br />

dir sagen, was passiert ist. Er wollte meinen Vater mit einer Waffe töten, die möglichst wenig Spuren hinterlässt,<br />

etwa mit der Spitze eines Pfeils. Dann beging er einen Fehler und trank <strong>von</strong> dem Wasser des Lebens. Also gelang<br />

es ihm nicht mehr, die Spuren zu beseitigen."<br />

Odilon musste zugeben, dass er für Hesindians Rolle ebenfalls keine schlüssige Erklärung hatte. "Glaube mir, ein<br />

Magier hätte andere Möglichkeiten, einen Mann zu töten, ohne Spuren zu hinterlassen. Ein Fulminictus Donnerkeil<br />

etwa oder..."<br />

"Ja? Auch nach der gestrigen Schlacht, die dem Zauberer zweifelsohne den Großteil seiner Kräfte geraubt hat?"<br />

Odilon schluckte. Rurmanjinn kannte sich besser mit diesen Dingen aus, als er es einem einfachen maraskanischen<br />

Rebellenführer zugetraut hätte.<br />

Was, wenn Hesindian wirklich der Täter war? Konnte er wirklich seine Hand für den Magier ins Feuer legen? Im<br />

nächsten Augenblick tadelte er sich dafür. Hesindian wusste, wie das Heilige Talued-Wasser wirkte, er sollte ja<br />

sogar einen Schluck da<strong>von</strong> erhalten, um die Erinnerungen an die Schwarzen Lande auszulöschen. Ausgeschlossen,<br />

dass er einfach so <strong>von</strong> dem machtvollen Quellwasser trank. War der Magus niedergeschlagen und ihm das Wasser<br />

gewaltsam eingeflösst worden? Dann hatte es zugleich mit der Erinnerung jede Spur des Überfalls gelöscht.<br />

Raffiniert. Oder hatten sie es am Ende gar nicht mehr mit dem wahren Hesindian zu tun? Er hatte schon oft genug<br />

mit Gestaltwandlern zu tun gehabt. Aber ein Gestaltwandler, der auf heiligem Boden tötete?<br />

"Gestattet Ihr, dass ich den Schrein einmal näher in Augenschein nehme?"<br />

"Was sollte das bringen?"<br />

"Ich suche nach Spuren - die Euch offenbar überhaupt nicht interessieren. Ihr habt eine schwere Anschuldigung<br />

gegen einen uns erhoben - nein, gegen uns alle. Gebt mir also wenigstens Gelegenheit, uns zu verteidigen."<br />

"Also gut, es geht tatsächlich um euer Leben. Aber keine faulen Tricks. Wenn ihr in den Dschungel flieht, kommt<br />

ihr nicht weit."<br />

Ohne ein weiteres Wort ging Odilon in den Schrein. Es roch verbrannt, und süßlich, nach Verwesung. Sein Blick<br />

tastete mit der reichen Erfahrung des Fährtenlesers den Boden ab. Hie und da standen Wasserpfützen, verkohlte<br />

Balken und jede Menge zerbrochene Ziegel lagen herum. <strong>Das</strong> Wurzelwerk des Trommelbaums ragte noch immer<br />

deutlich aus dem Boden.<br />

Ein dunkler Wasserfleck in der Nähe des Ausgangs weckte seine besondere Aufmerksamkeit.<br />

"Ist das die Pfütze, neben der Ihr Euren Wasserschlauch gefunden habt?" fragte er Rurmanjinn. Dieser nickte.<br />

Odilon zückte seinen Dolch.<br />

Rurmanjinn wurde sichtbar nervös. "Keine Tricks, habe ich gesagt!"<br />

Der Gallyser ritzte sich den Zeigefinger der linken Hand, dann tauchte er den Zeigefinger der Rechten in die<br />

winzige Lache, die sich noch auf eine der Bodenplatte erhalten hatte und steckte ihn in den Mund. Der Geschmack<br />

<strong>von</strong> abgestandenem Wasser, mehr nicht. Der Finger der linken Hand blutete noch immer.<br />

"<strong>Das</strong> ist kein Talued-Wasser!"<br />

"Wie?"<br />

"Der blutende Finger hier ist doch Beweis, genug, oder? Außerdem ist meine Erinnerung völlig klar, während<br />

dieses Wasser hier brackig und abgestanden, um nicht zu sagen unheilig schmeckt!"<br />

"Was soll das heißen?"<br />

"Jemand hat das Wasser aus Hesindians Wasserschlauch ausgeschüttet, das Talued-Wasser hineingegossen und<br />

Euren leeren Schlauch am Tatort zurück gelassen." Odilon tippte sich an die Stirn. Natürlich, das hatte ihn die<br />

ganze Zeit irritiert: Hesindian hatte vor wenigen Augenblicken noch seinen Wasserbehälter an der Seite getragen -<br />

und nun nicht mehr.<br />

Nun gut, wenn Hesindian nicht der Täter war, wer dann? Andromejia?<br />

Noch immer drang zarter Verwesungsgeruch an seine Nase. <strong>Das</strong> kam nicht <strong>von</strong> draußen, <strong>von</strong> den Leichen der<br />

Karmothgardisten, auch wenn man im ersten Moment diesen Eindruck haben konnte.<br />

Odilon folgte dem Geruch. Schließlich wiesen ihm Moskitos und Blutkäfer den Weg. In einem dunklen Winkel<br />

hinter einem Schutthaufen und unterhalb eines der Fenster wurde er fündig - eine tote Ratte verweste still vor sich<br />

hin. Dem glitschigen, braungrauen Körper war nicht anzusehen, wie das Tier getötet worden war, aber als Odilon<br />

es mit der Spitze des Dolches anstieß, klaffte dessen Bauch auf. Auf dem Boden klebte Blut. Angewidert presste<br />

sich der Gallyser ein Stück Mantel vor die Nase. Dann sah er die Tonscherbe im Leib des Tieres stecken -<br />

vermutlich war diese auch das Werkzeug gewesen, mit dem sein Bauch aufgeschlitzt worden war. Flach atmend,<br />

schob Odilon mit der Dolchspitze das Bruchstück zur nächsten Pfütze und säuberte es grob. Erneut prallte er<br />

zurück, als er in der Scherbe ein verschlungenes Zeichen eingraviert sah. Instinktiv schlug er das Heilige Zeichen<br />

des Firun.<br />

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