Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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überrollte ihn. Dabei ließ der Seemann die Säbel fallen. Vielleicht hätte er Phex häufiger in seine Gebete<br />
einbeziehen sollen, dann hätte er sich beim Sturz vielleicht nicht einen Säbel durch den eigenen Magen gebohrt.<br />
Die Seeleute im Boot ruderten mit allen Kräften <strong>von</strong> der Greif weg. Sie ließen ihre Gefährten im Stich, hätten ihnen<br />
aber auch kaum helfen können. Wer jetzt noch in der Nähe der Greif blieb lief Gefahr, in den Sog des sinkenden<br />
Schiffes zu geraten und in die Tiefe gerissen zu werden. Die Balken und Planken der Greif ächzten und stöhnten<br />
unter der Belastung.<br />
GJJÖÖRRRGH! KNAARRKKH<br />
Ein Ballen Segeltuch rutschte nach hinten über das Deck. Ein Stag brach unter der Belastung. Ein Segel fiel herab<br />
auf das Deck und begrub zwei Matrosen und Kapitänin Undinai unter sich. Jetzt hielt es niemand mehr an Bord.<br />
Die wenigen, die noch an Deck standen, sprangen in das kalte Wasser des Golfes <strong>von</strong> Perricum und schwammen so<br />
schnell als ihnen möglich weg in Richtung der Asmodena-Horas.<br />
RRHUMMP-RRHUMMP-RRHUMMP<br />
Mit schreckerfüllten Blicken bemerkten die Matrosen, dass die Asmodena-Horas ihre Ankerkette lichtete. In einer<br />
kleinen Nussschale dem kommenden Sturm ausgesetzt zu sein bedeutete den sicheren Tod. Die Seeleute in ihrem<br />
Beiboot ruderten mit aller noch in ihren erschöpften Körpern verbliebenen Kraft. Natürlich, es würde länger<br />
dauern, bis die angeschlagene Schi<strong>von</strong>e Fahrt aufnahm. Aber ebenso schwer würde es werden, ohne Hilfe die hohe<br />
Bordwand der Schi<strong>von</strong>e zu erklimmen, außerdem war man natürlich Schusswaffen im Beiboot wehrlos<br />
ausgeliefert.<br />
Ein Boot bewegte sich auf die sinkende Greif zu. Die Matrosin Jandrijia hatte das Boot der Piraten erreicht und<br />
ruderte zu ihren Gefährten.<br />
Der Rumpf der Greif stellte sich senkrecht auf, dabei erklang ein lautes, durchdringendes Knarren des Holzes, das<br />
sich fast wie ein Wehklagen anhörte. Für einen kurzen Moment flaute der Wind ab. Es war, als wollte Efferd dem<br />
stolzen Schiff eine letzte Ehre erweisen. Dann sank die Greif mit stetiger Bewegung. Schritt um Schritt verschlang<br />
die charyptische See die Greif, zog sie unerbittlich in die Tiefe. Nach einer halben Minute war nichts mehr <strong>von</strong><br />
dem Schiff zu sehen. Die Matrosen im Boot konnten nicht sehen, ob es allen ihren Kameraden rechtzeitig gelungen<br />
war, aus dem Sogbereich der Greif zu entfliehen. Die verbleibenden schwimmenden Seeleute versuchten, das <strong>von</strong><br />
Jandrijia gesteuerte Boot zu erreichen.<br />
„Wenn ihr näher rudert werdet ihr erschossen!“<br />
Odilon erkannte die Stimme trotz des wiederaufkommenden Windes. Es war Xenia, die Bootsfrau der Piraten.<br />
Offenbar war es dem Spähtrupp der Piraten gelungen, ihre Kumpane zu befreien. Was mochte an Bord der<br />
Schi<strong>von</strong>e geschehen sein? Wie war es seinen Gefährten ergangen? Odilon umschwamm gerade das Heck der<br />
Asmodena-Horas um das Beiboot zu erreichen. Doch nun änderte er sein Vorhaben. Er hoffte, dass es der Matrosin<br />
gelungen war, das zweite Boot zu erreichen und die Seeleute zu retten. Aber wenn er jetzt nicht an Bord gelangte<br />
und wenn die Piraten die Macht an Bord innehatten war vielleicht alles verloren. Mit einem kräftigen Schwimmzug<br />
gelangte Odilon zur Ankerkette. Mit beiden Händen griff er nach der Ankerkette um sich nach oben ziehen zu<br />
lassen. Den Zwölfen sei dank hatte er immer noch den Dolch um seine Wade geschnallt. Langsam, Schritt um<br />
Schritt, wurde Odilon nach oben gezogen. Als er auf Deckhöhe war suchten seine Hände Halt an der Bordwand.<br />
Vorsichtig hangelte er sich, mit den Fingern an Deck hängend, außen an der Bordwand entlang, zog sich dann über<br />
die Reling und versteckte sich im Schatten einer hier gelagerten Holzkiste. Vorsichtig spähte er hinter der Kiste<br />
hervor.<br />
Zwei Piraten – Dusan und ein ihm unbekannter Pirat – bedienten die Ankertrosse und holten den Anker ein.<br />
Weitere fünf, drei da<strong>von</strong> mit Armbrüsten bewaffnet, bedrohten die heranrudernden und -schwimmenden Seeleute.<br />
Odilon erkannte Linne, Oske und Sauerbrot unter den fünfen. Zwei weitere – Svanja und Kobad erkannte Odilon –<br />
bewachten die Kapitänskajüte, wo sich der Situation nach zu schließen seine Gefährten hoffentlich alle noch lebend<br />
und unverletzt verschanzt hatten. Beide waren mit Armbrüsten bewaffnet. Alle anderen Piraten waren nur mit<br />
Klingenwaffen ausgestattet. Xenia führte offenbar das Kommando. Fredor lag in einer großen Blutlache erschlagen<br />
an Deck, daneben zwei weitere Piraten, die wohl dem Voraustrupp angehört hatten. Ein Pirat fehlte: Zoltan, der<br />
letzte der einstigen Gefangenen. Wo er verblieben war vermochte Odilon nicht zu sagen. Auch wusste er nicht, ob<br />
möglicherweise ein oder zwei ihm unbekannte Piraten des Erkundungstrupps noch am Leben war und sich<br />
verborgen hielt.<br />
Odilon erkannte auch noch in der hereinbrechenden Dämmerung, dass die Seeleute der gesunkenen Greif sich an<br />
Bord der beiden Boote hatten retten können. Er schätzte ihre Zahl auf knapp Zwanzig ein, die aber schlecht<br />
bewaffnet und in schlechter strategischer Situation waren.<br />
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