Das Gold von Maraskan - Darpatien
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einem Ort sein, um damit dem späteren Retter <strong>Maraskan</strong>s beizustehen. Möglich wäre es. Oder verbarg der Schatz<br />
im Tal der Glühwürmchen noch andere Dinge?<br />
Warum war Odilon gerade noch rechtzeitig zur Küste gekommen. Die Ferkina des Khurkaschim Pascha hatten ihn<br />
erspäht und verfolgt. Gerade noch rechtzeitig hatten die Ferkinas ihn zum Strand gejagt. Wäre er langsamer geritten<br />
wäre es zu spät gewesen. Wären die Ferkina nicht gewesen, dann wäre er nicht rechtzeitig zum Anlegeplatz<br />
gekommen. Es schien ihr, als trugen sogar die zeitweise unter oronischem Einfluss stehenden Barbaren auf ihre<br />
Weise zur Schönheit der Welt bei.<br />
Die Ferkinas hatten in dem Gefecht einige ihrer Kämpfer verloren. Warum? Warum wollten die Zwillinge ihren<br />
Tod? War die Aufgabe, die Rur ihnen zugedacht hatte, wichtiger als das Leben dieser Menschen? Was würde sie in<br />
<strong>Maraskan</strong> erwarten?<br />
Auch Sigismund war schweigsam. Was ihm zu schaffen machte war in erster Linie seine Hand. Der Pfeil, den diese<br />
phexverfluchten Barbaren abgeschossen hatten, hatte seine rechte Hand glatt durchbohrt. Er konnte die Finger<br />
kaum bewegen. Wie sollte er jemals wieder Spielkarten in der Hand halten können, geschweige denn Karten<br />
phexgefällig mischen?<br />
Odilon passte sich gut in die Reihen der Schweigsamen ein. Er konnte es noch immer nicht fassen, was er da gehört<br />
hatte. Wieso, beim grimmen Firun, hatte ihm seine Tochter in all den Jahren nicht erzählt, dass sie die Weihe zur<br />
Priesterin empfangen hatte? <strong>Das</strong>s sie dem Pantheon der Zwölf den Rücken zugekehrt hatte wusste er, auch dass sie<br />
sich dem maraskanischen Glauben zugewandt hatte. Er hatte seiner Tochter auch nie Vorschriften gemacht,<br />
welchem Glauben sie anhängen sollte. In all den Jahren mit Jirka hatte er es gelernt, Religion nicht mit so<br />
verbissenem Eifer zu sehen, wie das bei den Menschen üblich war. Er hatte ja auch keine Schwierigkeit damit, eine<br />
Priesterin zur Tochter zu haben. Aber warum hatte sie zu niemandem da<strong>von</strong> gesprochen? Odilon hatte immer<br />
gedacht, dass seine Töchter, Alvan ebenso wie Kordaella, ihm vertrauen würden. Odilon hatte seinerseits auch<br />
keine Geheimnisse vor seiner Tochter. Er verstand Alvans Handeln nicht.<br />
Gunelde ihrerseits hatte auch damit zu tun, über das Erlebte nachzudenken. Mit ihrem Bruder, der sich ja Phex<br />
verschrieben hatte, und Alvan, waren sie nun vier Priester oder Laienprediger unter ihnen sieben. Sie hatte Alvan<br />
vor wenigen Wochen kennen gelernt, und ihren Bruder hatte sie auch zuvor viele Jahre nicht gesehen. Beide hatten<br />
sie mehrmals völlig überrascht.<br />
Hesindian war erschöpft. Noch immer kämpfte er mit den Nachwirkungen des Rauschgurkensaftes.<br />
Alrik schüttelte den Kopf. Selten hatte er seine Gefährten so schweigsam gesehen. Völlig untypisches Verhalten für<br />
die Kladjliebenden <strong>Maraskan</strong>er, wozu er die Halbelfe wohl zählen durfte, und vor allem für den sonst ständig<br />
quasselnden Sigismund.<br />
Die Nachtwind glitt durch das Abendrot, das sich in den glitzernden Wellen widerspiegelte und in die sich schnell<br />
ausbreitende Dämmerung hinein. Vegsziber sah zu dem Schatten am Horizont hinüber. Eine Bireme, die Kurs auf<br />
die Zedrakke der <strong>Maraskan</strong>er hielt. Alrik, der neben der Deckhütte stand und Pfeife rauchte, runzelte die Stirn. Wie<br />
ein Raubvogel sah die fremde Galeere mit ihren Riemenreihen aus, wie ein Seeadler, der knapp über die<br />
Wasseroberfläche hinweg strich. Ein Seeadler, der einen Nachtwind jagte.<br />
"Könnte ein Oronier sein. Oder eines <strong>von</strong> Haffax Schiffen." meinte der Baron <strong>von</strong> Friedwang scheinbar<br />
teilnahmslos und hielt sich an einem Stag fest. Die Galeere hatte schlanke Linien und glitt schnell dahin - er wollte<br />
sich lieber nicht die Schinderei im Laderaum vorstellen - aber die hohen Wellen hier draußen auf dem<br />
<strong>Maraskan</strong>sund machten ihr doch zu schaffen. Da hatte es die Nachtwind doch leichter.<br />
Vegsziber warf Alrik einen kurzen, finsteren Blick zu. Die Finsternis lag nicht nur an der sich rasch ausbreitenden<br />
Dämmerung. Auf diese Möglichkeit wäre ich jetzt nicht gekommen, höhnten seine schwarzen Tulamidenaugen<br />
voller Geringschätzung.<br />
Der Kapitanjin schien etwas sagen zu wollen, öffnete auch schon seinen Mund. Dann wandte er sich mit knappem<br />
Ruck des kahlschädeligen Kopfes dem Steuermann zu: " Recht so, wie´s läuft. Kurs halten!"<br />
Der Matrose nickte und umklammerte das Steuerrad, als versuchte er sich daran festzuhalten. Vegsziber nahm<br />
einen kritischen Blick auf den Südweiser, der in einem kleinen Häuschen vor dem Rudergänger stand. Der erste<br />
Offizier, der neben ihm stand, wusste, was der Schmuggler dachte: "Wir kommen ziemlich weit <strong>von</strong> unserem<br />
ursprünglichen Kurs ab..."<br />
"Kein Wunder bei dem Verkehr hier draußen!" Die Rechte des Kapitäns schloss sich um die Webleine. "<strong>Das</strong> ist<br />
schon der zweite seit einer Stunde. Alle beide auf den Weg nach Nordwesten, in Richtung freies Aranien. Scheint<br />
so, die suchen dort jemanden. Ich kann mir auch schon denken, wen."<br />
"Einholen wird er uns jedenfalls nicht mehr" meinte Meldorjin. "Nicht in dieser Dunkelheit." Der <strong>Maraskan</strong>er sah<br />
hinaus in die Nacht, die sich <strong>von</strong> Westen, <strong>von</strong> Oron her rasch ausbreitete.<br />
"Wir sind viel zu weit nördlich" knurrte Vegsziber. "Gefährliche Gewässer hier. Von Bruder Efferd verflucht. Und<br />
durch die ständigen Ausweichmanöver haben wir mindestens einen Tag verloren." Der Kapitän sah zu Alrik, als<br />
trüge der die Schuld an der Verzögerung.<br />
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