Das Gold von Maraskan - Darpatien
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schuldig, meinte Milhibethjida. Immerhin hatte die spitzohrige Priesterin den Krug aus Jergan mit sich gebracht.<br />
Und der Krug war <strong>Gold</strong> wert. Nein, er war viel bedeutender als <strong>Gold</strong>. Gut und gerne ein Stein Endurium, zu lauter<br />
kleinen silberfarbenen Kügelchen gegossen, war in der Wand und dem Boden des Tonkruges eingebrannt gewesen.<br />
Es war das Endurium, das die Rebellen vor Jahren den Garethischen Besatzern abgenommen hatten. Erbeutet bei<br />
diesem denkwürdigen Überfall auf die Enduriummine im Inneren der <strong>Maraskan</strong>kette. <strong>Das</strong> Metall war damals nach<br />
Tuzak gebracht worden, später nach Jergan. Jetzt war es endlich an einem Ort, wo das kostbare magische Metall<br />
dem <strong>Maraskan</strong>ischen Volk zugute kommen sollte. Hier in Asboran konnte man etwas mit dem Metall anfangen.<br />
Milhibethjida wusste jetzt noch nicht, in welcher Weise das Endurium zur Schönheit der Welt beitragen würde.<br />
Vielleicht würde es, Raschtulswaller Eisenerz beigemengt, zur Fertigung guter Schwerter dienen, die auch<br />
Dämonen zu verwunden in der Lage waren. Vielleicht, ach es war müßig, über die Möglichkeiten nachzudenken,<br />
auf welche Weise man das Endurium am wirkungsvollsten verwenden könnte. Man würde beizeiten den richtigen<br />
Entschluss fassen.<br />
„Schwester Scheyhathjida!“ Milhibethjida hatte bemerkt, dass Alvan erwacht war. „Wie fühlst Du Dich?“<br />
„Milhibethjida! Es ist schön Dich zu sehen... wenn ich ehrlich bin, ich weiß nicht so recht. Es... es ist so anders, so<br />
völlig neu für mich.“<br />
„Hast Du schon einen Namen für Deinen Sohn?“<br />
„Mehr als nur einen. Ich muss ihn ja schließlich nach seinem verstorbenen Vater nennen. Aber ich dachte auch<br />
schon an einen Freund aus früheren Tagen, nach dem ich ihm benennen könnte.“<br />
„Dann gib ihm doch beide Namen!“<br />
„Daran dachte ich schon. Aber ich dache auch daran, Alriks Großvater zum Namenspatron zu machen. Auch wenn<br />
er lange vor meiner Geburt gestorben ist standen wir uns sehr nahe.“<br />
„Na, Du wirst Dich entscheiden müssen.“<br />
„Ja. Was hältst Du <strong>von</strong> Scheyjian Alboranismund?“<br />
„Warum nicht? Je ein Namen für seine garethische und seine maraskanische Seite. Er kann sich selbst später für<br />
eine Seite entscheiden. Oder für beide. Es ist eine Bereicherung, mit zwei Kulturen aufzuwachsen.“<br />
„Nein. Es ist eher eine Herausforderung, die niemals leicht fällt, und die auch sehr hart sein kann. Ich war niemals<br />
Elfe und niemals Mensch und werde es nie sein. Ich habe zu viel Widersprüchliches auf meinen Weg bekommen.<br />
Und ich wurde weder <strong>von</strong> den Elfen noch <strong>von</strong> den Menschen... <strong>von</strong> den garethischen Menschen als eine der ihren<br />
akzeptiert. Wenn es wirklich eine Bereicherung sein soll, zwei Kulturen sein eigen zu nennen, dann ist es eine<br />
Bereicherung, auf die ich in meinem nächsten Leben gerne verzichten kann.“<br />
„Ich verstehe. Von dieser Warte aus habe ich noch niemals darüber nachgedacht. Aber vermutlich hattest Du<br />
deswegen so leicht Zugang zu unserer maraskanischen Sicht der Dinge gefunden. Du warst ja schon <strong>von</strong> klein auf<br />
daran gewöhnt, dass es oft mehr als eine Weise gibt, Dinge zu betrachten, und dass jede Wahrheit für sich<br />
betrachtet logisch und richtig erscheint, auch wenn zugleich das absolute Gegenteil da<strong>von</strong> ebenso wahrhaftig sein<br />
kann.“<br />
„Ja. Es ist gut möglich dass ich nie die Weisheit der maraskanischen Weltsicht erkannt hätte, wenn ich nur Garethja<br />
oder nur Elfe gewesen wäre. Ach Milhibethjida, ich muss wieder zurück in meine Heimat, nach Nordenheim.<br />
<strong>Maraskan</strong> wird mir fehlen.“<br />
„Scheyhathjida, <strong>Maraskan</strong> ist Deine Heimat. Nicht dort ist Deine Heimat, wo Du geboren oder aufgewachsen bist,<br />
sondern dort, wo Dein Herz ist. Bei den meisten ist beides das Gleiche. Aber Du, Scheyhathjida, Du bist eine<br />
<strong>Maraskan</strong>erin. Deine Heimat ist hier bei uns!“<br />
„Ja. Du hast Recht. Aber ich muss dennoch nach Nordenheim. Ich habe dort Pflichten und Verantwortung. Ich habe<br />
ein Gut zu betreuen. Die Arbeit erledigt sich nicht <strong>von</strong> selbst.“<br />
„Scheyhathjida. Du bist auch Priesterin der Zwillinge. <strong>Das</strong> ist kein leerer Titel. <strong>Das</strong> ist eine Aufgabe, eine<br />
Berufung. <strong>Das</strong> maraskanische Volk braucht Dich in dieser schweren Zeit. Außerdem kann ich Dich nicht gehen<br />
lassen. Du bist zu wichtig. Du kennst Asboran! Ich kann Dich nicht gehen lassen.“<br />
„Ach Milhibethjida. Ich... ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Ich will ja hier bleiben. Hier bei Euch ist mein<br />
Herz. Aber ich muss zurück. Ich weiß nicht, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin, die ich hier hätte. Vielleicht<br />
hätte ich die Weihe nie erlangen sollen.“<br />
„Blödsinn, Schwester Scheyhathjida. <strong>Das</strong> Schicksal hat Dich dreimal nach <strong>Maraskan</strong> geführt. Es wäre nicht so<br />
geschehen, wenn es nicht Rurs Plan wäre. Derlei Gerede will ich <strong>von</strong> Dir nie wieder hören. Du bist Priesterin der<br />
Zwillinge. Niemand hat gesagt, dass das eine leichte Aufgabe ist. Aber Du hast die Weihe erlangt, also lebe danach<br />
und verkrieche Dich nicht hinter irgendwelchen Pflichten auf irgendwelchen Gutshöfen. Aber ich bin nicht<br />
gekommen, um Dir zu erläutern, welche Pflichten eine Priesterin der Zwillinge hat. Darüber weißt Du selbst genug<br />
bescheid.“<br />
„Entschuldige, Milhibethjida. Es ist zuviel. Ich sollte mich nicht so gehen lassen. Als Priesterin sollte ich<br />
würdevoller Auftreten.“<br />
„Ja das solltest Du. Die Reise nach <strong>Maraskan</strong> und die ganzen Gefahren, die Du und Deine Gefährten überstanden<br />
haben, sprechen für sich. Ihr alle habt vielleicht unschätzbare Dienste geleistet. Es ist jetzt noch gar nicht absehbar,<br />
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