Das Gold von Maraskan - Darpatien
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schließlich konnten Götzen, die es nicht gab, auch keinen Götzenanbetern beistehen. Später aber, als er sich den<br />
Schauplatz noch einmal in Ruhe anschauen konnte, kam er zu dem Schluss, hier Zeuge Göttlichen Wirkens<br />
geworden zu sein. Sicherlich, das wundersame Überleben der Priesterin könnte Zufall sein. Aber wenn sich die<br />
Flutwelle <strong>von</strong> oben herab auf das Dach gestürzt hätte – und so musste es wohl gewesen sein, wollte er die Gesetze<br />
der Physik nicht unbeachtet lassen, dann hätte der Dachstuhl in sich zusammenbrechen müssen. Er und die anderen<br />
wären dann höchstwahrscheinlich <strong>von</strong> Dachziegeln erschlagen worden. Und wenn das ihr Leben nicht gekostet<br />
hätte, dann hätten sie im Hylailer Feuer verbrennen müssen. <strong>Das</strong> wäre ungehindert in die Kapelle gestürzt und hätte<br />
dort einen auf dem Wasser schwimmenden Brand ausgelöst. Gut, das Brandöl wäre mit dem Wasser zur Türe<br />
hinaus abgeflossen, aber nichts desto trotz hätten ihre Leiber oder zumindest doch die Haare und die Kleider in<br />
Flammen gestanden. Aber nichts dergleichen war passiert. Der größte Teil des Daches war nach außen<br />
geschleudert worden, und ebenso die brennenden Flüssigkeit. Gut. <strong>Das</strong> allein hätte Selbfried nicht zu der<br />
Überzeugung kommen lassen, ein Wunder erlebt zu haben. Aber die Tatsache, dass das brennende Öl nicht nur<br />
nicht in die Kapelle floss, sondern <strong>von</strong> den Wassermassen dem Befehlshaber der Verderbten ins Gesicht<br />
geschleudert wurde, war nun wirklich kein Zufall mehr. Es konnte letztlich nichts anderes als ein Wunder sein.<br />
Nachdem es aber die Zwillingsgötter nicht gab – und Selbfried war selbstverständlich überzeugt da<strong>von</strong> – war der<br />
Inquisitor sich sicher, ein Wunder der Zwölf Götter gesehen zu haben. Ja, es musste wohl so gewesen sein, dass die<br />
Zwölf sich ob der wenn auch fehlgeleiteten Frömmigkeit der Priesterin zum Eingreifen erbarmten. Auch wenn die<br />
spitzohrige <strong>Maraskan</strong>erin nicht dem richtigen Glauben anhing, so kämpfte sie doch immerhin auf der richtigen<br />
Seite. Und der Irrglaube der <strong>Maraskan</strong>er war doch immer noch besser als diese verfluchte Paktiererei der<br />
Verderbten. Konnte es sein, dass es Praios in seiner Weisheit gerichtet hatte, dass diejenigen, die die<br />
Praiosgefällige Wahrheit nicht so deutlich erkennen konnten wie er selbst wenigstens einen vergleichsweise<br />
harmlosen Irrglauben als seelischen Halt bekommen hatten, um den Verlockungen der Verderbten besser<br />
widerstehen zu können? Aber das war eine theologische Diskussion, die er zu einem anderen Zeitpunkt mit seinem<br />
Abt führen wollte.<br />
Hauptmann Jobst Brackenburger wusste nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich in Flammen stand. Er schrie, mehr<br />
vor Schreck denn aus Schmerz, dann erstarb der Schrei auf seinen Lippen.<br />
Andromejia hörte den Schrei des Hauptmanns und löste ihren Blick <strong>von</strong> dem Chaos, in dem die Kapelle versank.<br />
Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass sich <strong>von</strong> hinten fünf <strong>von</strong> Pomoderas Leuten an sie anschlichen, ihre<br />
Klingen zum Schlag bereit in der Hand...<br />
Die Mauern der Kapelle hatten das Inferno der Wassermassen gut überstanden. Nur die Tür und das Dach waren in<br />
Trümmern. <strong>Das</strong> Feuer war erloschen, und damit diese Gefahr gebannt. Aber dennoch stand es nicht gut um die<br />
Gefährten. Alles, was <strong>von</strong> den Fluten mitgerissen und gegen die Wand geschleudert worden war, war gelinde<br />
gesagt in Mitleidenschaft gezogen worden. Bis auf Alvans Kurzbogen und eine Armbrust waren die Schusswaffen<br />
zerborsten oder zumindest verbogen, auf alle Fälle jedoch nicht mehr gebrauchsbereit. Auch Alrijianas Blasrohr<br />
war in zwei Teile zerbrochen – die Rebellin hob das Blasrohr Haldorbans auf, das unter seinem toten Leib<br />
begraben war. Abgesehen <strong>von</strong> Sigismund und Alvan, die bewusstlos auf dem Kapellenboden lag, hatte wenigstens<br />
niemand schwere Verletzungen da<strong>von</strong> getragen. Auf die Prellungen und Schürfwunden achtete in dieser Situation<br />
niemand.<br />
In der Klause selbst raffte sich der Inquisitor als erster wieder auf. Jetzt, da Odilon nicht anwesend war, übernahm<br />
er wie selbstverständlich das Kommando.<br />
„Aufgestanden! Die Sache ist noch nicht ausgestanden. Würde mich nicht wundern, wenn sie bald durch den jetzt<br />
offenen Eingang einfallen und uns mit ihrer schieren Anzahl überwältigen. Sturmfejian, lad Dein Blasrohr.<br />
Estibora, du nimmst Alvans Kurzbogen, ich behalte die Armbrust. Alrik und Gunelde, ihr lehnt die Tür dort an die<br />
Wand, Gunelde kann sich dahinter um die Verletzten kümmern. Zieht Alvan und die Gefangene dahinter, notfalls<br />
hat Gunelde dann eine Geisel. Hesindian, Du erhältst die Möglichkeit zu beweisen, dass man mit dieser<br />
praiosverfluchten Magie auch gutes bewirken kann!<br />
Die Schützen gehen nach hinten an die Ostwand. Lehnt ein paar <strong>von</strong> den Brettern an die Wand, damit wir<br />
wenigstens ein wenig Deckung haben. Vegsziber, Alrik, ihr stellt Euch rechts und links neben den Eingang und<br />
stecht sie ab, wer auch immer hereinkommt. Efferjiane, hier, nimm Sigismunds Rapier und hilf den beiden!“<br />
Misstrauisch blickte Mercurio zu den beiden Gardisten, die Pfeile auf die Sehnen gelegt hatten und ihre Bögen nun<br />
halb gespannt hielten. Sowohl als Pirat wie Beschwörer verfügte er über ein ausgeprägtes Gespür für Gefahren.<br />
Shruufschnabel hob sein Bein, wippte mit dem Kopf und krächzte. Auch dem Papagei auf der Schulter schien die<br />
Situation nicht zu behagen.<br />
Pomodera zögerte, den entscheidenden Befehl zu geben. Die Welle hatte sie in mehr als nur einer Hinsicht<br />
beeindruckt. Dieser bleiche Xeraanier war mehr, als er zu sein vorgab - für einen gewöhnlichen Paktierer verfügte<br />
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