Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Der Inquisitor wusste nicht so recht, wie er dem Gallyser vom Tod seines Verwandten berichten sollte. Aber der<br />
Recke hatte wohl schon genug Blut gesehen in seinem Leben, da würde der Gallyser es schon verkraften, wenn er<br />
so unvermittelt Sigismunds Leichnam und seine verletzte Tochter sah. Der Inquisitor spähte derweil durch das<br />
Fenster nach draußen. Was machten die Soldaten da?<br />
Der Anblick verwirrte den Inquisitor. Die Soldaten rückten ab! Nein, sie zogen sich nicht in den Wald zurück<br />
sondern sie rückten zum Strand vor! Warum nur? Was wollten sie dort, <strong>von</strong> dort aus würden sie die Kapelle gewiss<br />
nicht stürmen können.<br />
Selbfried spähte auf das Meer. War da nicht noch in der Entfernung eine Rauchsäule zu sehen? Es war ihm so, als<br />
könne er dort eine Rauchwolke sehen. Hatte Haffax Flotte die Nachtwind aufgebracht und in Brand geschossen?<br />
Möglich. Aber was machten die Soldaten mit ihren Bögen am Strand?<br />
Da schwamm doch jemand im Meer! Halt, nein, nicht nur einer. Da waren mehrere! Und jetzt sah er auch den<br />
Mast, der hinter einer Felseninsel aufragte. Viel war da<strong>von</strong> nicht zu sehen. Die ganze Szenerie war <strong>von</strong> den<br />
Klippen und Inselchen verdeckt gewesen, und durch die schmalen Scharten und Fenster der Kapelle wahrlich nicht<br />
zu entdecken Wahrscheinlich hätte er den Mast auch gar nicht entdeckt, wenn da nicht diese rotgrüne Flagge noch<br />
daran geweht hätte. Und die Soldaten waren an das Ufer gerannt und nahmen die Schwimmer unter Beschuss!<br />
Hatten die Rebellen per Schiff angreifen wollen und waren dabei aufgebracht worden <strong>von</strong> Haffax Flotte? In diesem<br />
verrückten <strong>Maraskan</strong> war alles möglich! Aber der Feind der Soldaten war ein Freund der Belagerten, das war<br />
gewiss.<br />
„Friedwang! Baernfarn!“ rief Selbfried. „Seht, die Rebellen brauchen unsere Hilfe!“<br />
Alrik sprang auf, und auch Odilon riss sich vom Anblick seiner verwundeten und immer noch bewusstlosen<br />
Tochter los.<br />
„Seht dort was sich dort am Ufer abspielt.“<br />
„Egal wer es ist, den sie dort beschießen, eine bessere Gelegenheit, die Soldaten zu erledigen, gibt es nicht mehr.“<br />
meinte Alrik.<br />
„Der dort!“ Odilon deutete auf Berschin. „<strong>Das</strong> muss der Anführer sein. Den hol´ ich mir!“ Odilon nahm sich<br />
Alvans Bogen.<br />
„Gut. Du machst den Weibel nieder. Wir gehen dann in den Nahkampf über.“, sagte Alrik. „Ihr auch,<br />
Hochwürden?“ fragte Alrik, der sich nicht getraute, einem Inquisitor eine direkte Kampfanweisung zu geben.<br />
„Gewiss doch. Sturmfejian hält hier die Stellung und kümmert sich um die Verwundeten. Ich hoffe doch mal, dass<br />
das das letzte Gefecht für heute ist. Bei Praios, das ist wahrlich genug!“<br />
Odilon bückte sich nach Wandelur – er hatte die Klinge in der Kapelle abgelegt damit ihm das Schwertgebaumel<br />
nicht hinderlich wäre bei dem eigentlich viel kürzer geplanten Ausfall – und schob es wieder in die Rückenscheide.<br />
„Zu dumm dass wir außer Alvans Kurzbogen und der Armbrust keine Schusswaffen mehr haben. Ein Bogen für<br />
Dich, Alrik, wäre wirklich gut zu gebrauchen.“<br />
„Richtig. Aber Es liegen ja genügend Waffen herum. Die ganze Nordseite ist <strong>von</strong> toten Soldaten übersäht, ein<br />
wahrer Selbstbedienungsladen für Waffen aller Art.“<br />
„Richtig. Daran hatte ich gar nicht gedacht.“<br />
Hesindian huschte durch den nahen Dschungel. Hier war die Rebellin, die Odilon gebracht hatte, wirklich<br />
gründlich gewesen. Kein Soldat war noch am Leben. Rasch klaubte Alrik drei Bögen auf – schließlich sollte<br />
Sturmfejian die Klause auch verteidigen können – und nahm auch noch drei Köcher mit Pfeilen mit. Wenige<br />
Augenblicke später übergab er den Gefährten die Waffen.<br />
Ergobrecht eilte zu Weibel Berschin und berichtete, dass der Magus Bögen und Pfeile geborgen hatte <strong>von</strong> den<br />
gefallenen Kameraden. Der Magus hatte sich aber zu schnell bewegt als dass sich ein Schuss gelohnt hätte.<br />
Offenbar waren darin noch mehrere Personen am Leben. Aber Berschin schloss aus der Tatsache, dass lediglich der<br />
Magier draußen gesehen wurde, dass die anderen verletzt waren. Sonst hätte man einen Magier wohl nicht als<br />
Waffenholer eingesetzt. Berschin schaffte Ergobrecht an, weiter zu beobachten und, sobald sich jemand blicken<br />
ließ, zu schießen. Auch wenn der Schuss daneben ging oder das Ziel nicht lohnenswert war. Hauptsache die<br />
Rebellen blieben in der Kapelle und machten keinen Ärger, solange die Schmuggler nicht erledigt waren.<br />
Als Ergobrecht zurückkehrte spähte er nach Hasman. Der hatte sich wohl in tiefer in die Deckung zurückgezogen<br />
und verbarg sich im Gebüsch. Verfluchter Bastard <strong>von</strong> Kamerad, er konnte doch nicht einfach so sich verstecken<br />
ohne ihm etwas zu sagen. Schließlich standen sie hier nur zu zweit den Rebellen gegenüber, <strong>von</strong> denen vielleicht<br />
doch noch mehr als nur der Magier kampfbereit waren!<br />
Ergobrecht kam nicht weiter dazu, sich über Hasman zu ärgern.<br />
„Guter Schuss!“ lobte Selbfried. „Friedwang, Ihr seid auf dem besten Wege, dem Gallyser Waldläufer den Rang<br />
abzulaufen als bester Bogenschütze.“<br />
Alrik grinste. Die beiden hatten sich aber auch zu sehr wie die Anfänger angestellt. Einer beobachtete, während der<br />
andere Meldung machte. <strong>Das</strong> hatte ja förmlich dazu eingeladen, sie einzeln zu erledigen. Den ersten hatten Odilon<br />
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