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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Baumes vor jedem Zugriff schützte. Als Vater der Priesterin Mirajida musste er dieser die Lage des Baumes<br />

mitgeteilt haben, in dem sie dann drei Jahrzehnte später den Krug mit dem heiligen Talued-Wasser verbarg. Wie es<br />

schien, hatten sich die Geschichten um Mirajida, ihre gleichnamige Mutter und Marajin in den letzten Jahren<br />

vertauscht oder zumindest miteinander vermengt.<br />

"Weißt du, was aus diesem Marajin <strong>von</strong> Tujiak geworden ist, Meldorjin?"<br />

"Er soll schon vor vielen Jahren zu den Rebellen gegangen sein, zu den Sira Jerganak, glaube ich. Oder zu den<br />

Dajinim. Angeblich, um bis zur Rückkehr des Königs den Schatz im Wald zu bewachen. Wenn er noch lebt, ist er<br />

jetzt uralt wie eine Maraske. Sein Sohn Rurmanjin ist jedenfalls ein bekannter Rebellenführer in der Gegend um<br />

Jergan."<br />

"Wie auch immer." Alvan wandte sich wieder Vegsziber zu. "Es scheint so, als befände sich im Tal der<br />

Glühwürmchen die Kriegskasse der königlich maraskanischen Armee, oder zumindest ein Teil da<strong>von</strong>. Mehr als nur<br />

ein paar Pinaji, als ein paar Erdnüsse, will mir scheinen."<br />

"<strong>Gold</strong>, dass allerdings den König <strong>von</strong> <strong>Maraskan</strong> gehört" Meldorjin hob beschwörend seine Gesetzessammlung.<br />

"Den es so nicht gibt. Sagen wir also, es gehört dem Freien <strong>Maraskan</strong>" entgegnete Alvan. "Ein wenig Finderlohn<br />

wird uns" Sie deutete auf sich und ihre Gefährten "aber doch hoffentlich zustehen."<br />

"Sagen wir eintausendvierhundert Dukaten" grinste Vegsziber, während seine Augen gierig zu funkeln begannen.<br />

"Sei´s drum, ihr habt mich neugierig gemacht. Kennt ihr den Weg zu diesem Tal der Glühwürmchen?"<br />

"Sagen wir, ich verfüge über eine grobe Wegbeschreibung. Es ist nicht allzu weit <strong>von</strong> der Küste entfernt, vielleicht<br />

sogar in einer Nacht zu erreichen."<br />

"Gut, gut." Vegsziber legte die Fingerspitzen aneinander. Dann drehte er sich zu der Mannschaft um, die, Schnitter,<br />

Bögen und Khunchomer in den Händen, die Gefährten nicht aus dem Auge gelassen hatte. "Die Versammlung ist<br />

beendet. Geht wieder an eure Arbeit."<br />

"Erhalten wir wieder unsere Waffen zurück?"<br />

"Erst wenn wir in <strong>Maraskan</strong> gelandet sind. Ich habe sie euch schon einmal zu früh ausgehändigt, den Fehler begehe<br />

ich noch einmal." Vegsziber erhob sich, beide Hände auf den Tisch abgestützt. "Ich werde über das Gesagte<br />

nachdenken. Einstweilen könnt ihr euch frei bewegen. Habt ihr Erfahrung mit der Seefahrt?"<br />

Alvan lächelte gequält, während sie auf die fliegenden Fische sah, die einen Bogenschuss entfernt über die Wellen<br />

sprangen: "Ich ja. Meine Gefährten... ein wenig."<br />

"Dann macht euch wenigstens für den Rest der Reise nützlich. Ich möchte, dass das Deck blitzblank geschruppt<br />

ist, wenn ich wieder an Deck komme. Hier liegt ja überall oronischer Sand und anderer Dreck herum. Außerdem<br />

gehört die Reling neu gestrichen, die schwarze Farbe blättert schon ab, hier und hier. Wir halten weiterhin Kurs<br />

Nordost. Ich erwarte Meldung, falls wir die Küste sichten. Ich werde mich ein wenig zu Ruhe begeben. Meldorjin,<br />

du übernimmst hier das Kommando. Und pass auf, dass die Garethjas - und die Priesterin - nicht noch mehr<br />

Dummheiten machen. Ich möchte auf dieser <strong>von</strong> Phex verfluchten Reise keine weitere Überraschung erleben."<br />

Vegsziber stapfte unter Deck.<br />

Die Gefährten gesellten sich an die Backbordseite und sahen die aranische Küste vorbeiziehen. Keiner <strong>von</strong> ihnen<br />

sprach ein Wort.<br />

Selbfried war überaus schweigsam. Der sonst so beredte und selbstsichere Inquisitor hatte offenbar viel darüber<br />

nachzudenken, dass er nicht nur den <strong>von</strong> ihm verfolgten Schwarzsichlern gerettet wurde, sondern auch damit, dass<br />

er sein Leben unter anderen auch noch einer heidnischen spitzohrigen Priesterin verdankte. Bei Praios, er wurde<br />

hier auf eine schwere Probe gestellt.<br />

Auch Alvan wirkte nachdenklich. Ihrerseits wälzte sie die Frage, warum Rur gerade sie mit der Aufgabe betraut<br />

hatte den Jerganer Tempelschatz zu bergen. Rur gefiel es, sie in einem Schneesturm einer Therbunitin begegnen zu<br />

lassen, nur um sie nach <strong>Maraskan</strong> heim zu führen. Und es gefiel ihm, ihr nach und nach mitzuteilen, worin ihre<br />

Aufgabe auf <strong>Maraskan</strong> bestünde. Und doch konnte das noch nicht alles sein. Die Armeekasse, die Mirajida und<br />

Marajin versteckt hatten. Die würde, wenn sie überhaupt existierte, vermutlich weniger als auch nur<br />

Tausendvierhundert Dukaten enthalten. Und wenn sie das Geld Vegsziber geben mussten, worin bestand dann der<br />

Gewinn für <strong>Maraskan</strong>. Konnte Vegsziber mit diesem Geld sein Schiff mit neuen Geschützen ausrüsten und damit<br />

die entscheidende Schlacht gegen die Haffaxijas gewinnen? War das Rurs Wille? Nein, das glaubte sie nicht.<br />

Da war noch die Leiche <strong>von</strong> Alriks und Guneldes Großvater. Richtig. Aber das war nur das ursprüngliche Ziel ihrer<br />

Mission. <strong>Das</strong> war nicht die Aufgabe, für die Rur sie auf diese Reise geschickt hatte.<br />

Und da war das Talued-Wasser. Sie kannte die Wirkungsweise des heiligen Wassers nur aus Erzählungen. Talued-<br />

Wasser unterschied sich nicht nur in der ihm nachgesagten Heilkraft <strong>von</strong> den Tränken, die die Alchimisten auf den<br />

Basaren feilboten. Talued-Wasser vermochte es, abgeschlagene Glieder neu wachsen zu lassen. Es war in der Lage,<br />

Alrik sein blindes Auge neue Sehkraft zu verleihen. Dennoch, es war nur ein Krug Talued-Wasser. Gewiß, es war<br />

ein Vermögen wert. Aber die Priester der Zwillinge hatten Fässer voll Talued-Wasser an verborgenen Orten<br />

versteckt. Auch die Tempel im Shikanydad <strong>von</strong> Sinoda hatten noch Vorräte. <strong>Das</strong> Talued-Wasser allein konnte also<br />

auch nicht das Ziel ihrer Aufgabe sein. Gut, vielleicht würden sie mit dem Wasser gerade im richtigen Moment an<br />

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