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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Der Friedwanger nickte selbstzufrieden. "Die Burschen sind gut verschnürt, außerdem habe ich für alle Fälle<br />

Glasscherben vor der Tür ausgestreut. <strong>Das</strong> beste Mittel gegen barfüßige Piraten..."<br />

Alrik grinste und wies auf die großen Glasfenster in seinem Rücken, an denen vorbei noch immer der grünliche<br />

Nebel wallte.<br />

"Wo war ich stehen geblieben? Ach ja . . . Noch haben wir Flaute, und die Fran-Horas. . ."<br />

Sigismund, der einer der Seekarten studierte, blickte auf: "Nennt sie nicht Fran-Horas. <strong>Das</strong> Schiff hieß einmal<br />

Asmodena-Horas, hat Alvan gesagt, und wir sollten es jetzt wieder bei seinem göttergefälligen Namen nennen."<br />

"Da habt Ihr zweifelsohne Recht. Aber noch einmal: Sobald dieser verfluchte Nebel und die Windstille nachlässt,<br />

werden wir die Hilfe zumindest einiger der Piraten brauchen, um die F... Asmodena-Horas wieder an Land zu<br />

bringen. Zumal uns die aranische Katze vorhin ganz schön gekratzt hat. Ich verstehe zwar nicht viel <strong>von</strong> der<br />

efferdgefälligen Seefahrt - und noch viel weniger <strong>von</strong> der efferdungefälligen - aber die Takelei oder wie das heißt,<br />

die Takeldingsbums sieht ganz schon lidschäftig aus, bei allem, was da so runter oder in Fetzen hängt. Außerdem<br />

haben wir einen Treffer steuerbord, oder backbord, Phex, da soll sich einer auskennen, jedenfalls ziemlich knapp<br />

über der Wasserlinie, so sagt man doch, oder? - ein Loch, das bei stärkerem Seegang mit einiger<br />

Wahrscheinlichkeit vollaufen dürfte. <strong>Das</strong> muss unbedingt abgedichtet werden. Aber dafür brauchen wir einen<br />

Schiffszimmermann oder so was. Dann die sonstigen Schäden. Kurzum: Wir haben bislang nicht einmal ein voll<br />

segeltaugliches Schiff, geschweige denn eine Mannschaft."<br />

Sigismund nickte: "Ich finde auch, wir sollten nichts überstürzen. Um so ein Schiff zu reparieren und zu steuern,<br />

braucht es mehr als zwei Leute. Versteht mich recht, Odilon, ich hätte auch gute Lust, diese Schweine<br />

niederzustrecken, für das, was sie...." Der Kavalier brach ab.<br />

"Aber Ihr habt sie vorhin wirklich schon genug verdroschen. Ich finde, das genügt für heute."<br />

Odilon schnaufte schwer und griff dann noch einmal nach der Rumflasche, um seinen Becher zu füllen: "Schon<br />

recht. Wir brauchen dringend eine geübte Mannschaft, das sehe ich genauso, sonst saufen wir beim ersten Sturm<br />

gnadenlos ab. Aber woher nehmen? Unten im Verschlag hocken neun Gefangene, einige da<strong>von</strong> verwundet. Ich<br />

würde schätzen, dass wir schon alle Gesunden brauchen, um das Schiff bei einigermaßen ruhiger See und<br />

günstigem Wind steuern zu können. Ein Sturm darf dann immer noch nicht aufkommen. Aber wir können die<br />

Dreckigen nicht einfach so frei herumlaufen zu lassen, auch ohne ihre Waffen nicht." Odilon wuschelte sich ratlos<br />

durch den löwenmähnigen Kopf. "So wie es aussieht, sind wir so oder so völlig unterbesetzt. Vergesst nicht, dass<br />

sich schon ein Teil der Mannschaft auf der `Greif´ befunden hat, dann die Verluste im Kampf, schließlich durch<br />

uns. Wie es aussieht, haben wir gerade ein ausgewachsenes Problem."<br />

Alrik lachte höhnisch auf und paffte dabei einige hektische Kringel: "<strong>Das</strong> haben wir schon seit Zorgan. Eine<br />

Begegnung mit der Heiligen Inquisition, ein Piratenüberfall und zwei Seegefechte - und ich dachte gestern früh<br />

schon, der Tag würde genauso langweilig wie all die anderen seit Rommilys!"<br />

Gunelde sah ebenfalls nach draußen, wo der Pestodem in dicken Schwaden vorüberzog. "Sollte nicht jemand <strong>von</strong><br />

uns oben am Steuerrad stehen?"<br />

"Nicht nötig. Zurzeit sind wir ohnehin nur ein Spielball für die Strömung. Ein Stück Treibgut, mehr nicht..."<br />

Sigismund sah mit der gut gespielten Miene des erfahrenen Seefahrers auf die Karte: "Laut Kompass werden wir<br />

schon seit Stunden hinaus aufs offene Meer getrieben."<br />

"Willkommen auf der Blutigen See!" Odilon lächelte müde und gähnte verhalten. "<strong>Das</strong> ist das nächste Problem.<br />

Schlafen müssen wir auch irgendwann und eher bald als spät. Ausschlafen, eine Horde Gefangene bewachen und<br />

ein Schiff durch derart unheilige Gewässer steuern, - das ist ein bisschen viel auf einmal. Ich glaube, ich gebe es<br />

auf."<br />

"Nicht Ihr auch noch!" Alrik lächelte spöttisch. "Meister Selbfried habt Ihr schon dazu gebracht, dass er gegenüber<br />

Eurer Autorität als Fischkutterkapitän das Tuch geworfen hat - das Altartuch sozusagen. Ich möchte ehrlich gesagt<br />

nicht das Kommando auf so einem Haufen fauliger Planken übernehmen müssen. Aber Ihr habt recht, ein wenig in<br />

Borons Armen ruhen wäre jetzt nicht schlecht. Jedenfalls bis Tagesanbruch!"<br />

"Boron! Boron!" krächzte es aus der Ecke. Mercurios Papagei, der die ganze Zeit gedöst hatte, war aufgewacht und<br />

flatterte missmutig herum.<br />

"Ach du liebe Güte. Der Papagei, den hätte ich beinahe schon vergessen!"<br />

"Boron! Boron!"<br />

"<strong>Das</strong> ist das erste Mal, dass er einen derart heiligen Namen in seinem hässlichen Schnabel führt!"<br />

"Boron! Boron!"<br />

"Heiliger Name?" Sigismund schlug das Praioszeichen. "Mir geht er auf die Nerven damit! Richtig unheimlich ist<br />

das. Sei endlich still, du Untier!"<br />

"Boronwein! Boronwein!" krächzte es unverdrossen zurück.<br />

"Was meint er?" Gunelde blickte auf. "Boronwein?"<br />

"Boronwein! Noch ein Schlückchen Boronwein! Trink, Mercurio! Trink! Wird dein letzter sein! Boronwein!<br />

Letzter sein!"<br />

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