Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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auf den Dächern auszuschalten. Hört ihr einen Maran zweimal laut schreien, zieht ihr euch ebenfalls zurück, denn<br />
dann heißt das, dass sich der Karakil mit dem Hylailer Feuer nähert."<br />
Wie zur Bestätigung des Gesagten war der laute Ruf eines Raubvogels zu hören, wenig später ein zweiter. <strong>Das</strong><br />
bedeutete, dass der Weibel und Pomodera ihre Ausgangspositionen erreicht hatte. Ansonsten blieb der Magier in<br />
Vogelgestalt stumm. Offenkundig trieben sich keine weiteren <strong>Maraskan</strong>er mehr in der Gegend herum. Sehr gut.<br />
"Also gut, bei Belhalhar. Greifen wir an." Brackenburger hob die Hände zum Mund und ließ ebenfalls den Schrei<br />
eines Maran ertönen.<br />
Geduckt huschten die Männer und Frauen den Bach entlang. Finkenschlag ging mit ihrer Gruppe voran. Ein leises,<br />
aber andauerndes Pflatschen ertönte. Die Korporalin fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee war, sich derart laut<br />
dem Haus zu nähern, andererseits kamen sie im Bachbett wirklich schneller voran, als wenn sie sich erst durch das<br />
Dickicht hätten schlagen müssen. Der hohe Schilf und die Schachtelhalme schirmte sie leidlich vom Blickfeld der<br />
<strong>Maraskan</strong>er ab, andererseits erschwerte es auch das Zielen auf mögliche Feinde. Erst kurz vor dem Schrein hatten<br />
die Gegner das Schilf vor der Hauswand gerodet, um freies Schussfeld für die beiden Fenster zu schaffen. Nun gut,<br />
das bedeutete, dass sie leichter an die Mauer herankommen würden.<br />
Es wurde nun rasch hell. Kein Pfeil zischte heran, kein Schütze ließ sich auf dem Dach blicken. Dennoch, die<br />
Attrappen irritierten sie, denn aus ihrem eingeschränkten Blickwinkel war kaum zu beurteilen, ob das Stück Stoff,<br />
dass sie über den Halmen aufblitzen sah, nun zu einer Puppe oder einen maraskanischen Kämpfer gehörte.<br />
Die Vorhut aus fünf Kämpfern huschte weiter. Sie sollten zur Tür und nachsehen, ob sie verschlossen war und<br />
wenn nein, mit Sturmgebrüll hinein. Rauline hörte, wie der Hauptmann ungehalten zischte. Seine Gruppe, die in<br />
der Mitte, war eindeutig zu laut, ebenso die Nachhut. Linkerhand im Dschungel verstummten nun ebenfalls die<br />
Vögel, leises Rascheln und Knistern war zu hören. <strong>Das</strong> waren Berschins Gardisten.<br />
Rauline spürte, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug. Ihre Haut schwitzte und juckte unter dem Lederpanzer,<br />
ebenso prickelte ihre Kopfhaut unter dem schweren, innen mit Leder ausgeschlagenen<br />
Helm. Verdammt, langsam mussten die Wachen da drinnen doch etwas bemerken, bei dem Lärm, den sie hier<br />
machten. Pflasch... pflasch... pflasch...<br />
Oder war das am Ende alles ein Hinterhalt? Die Angbarerin zwang sich zur Ruhe. Vermutlich wirkte das alles nur<br />
für ihre überreizten Sinne so laut. Drinnen im Gebäude hörte man vermutlich nur den Wellengang der<br />
morgendlichen See. Wenn man sich nicht gerade zum ersten Mal umdrehte...Und Wachen neigten dazu, beim<br />
ersten Sonnenlicht in ihrer Aufmerksamkeit nachzulassen, da sie nun das Schlimmste überstanden glaubten. Wie<br />
befohlen, huschte sie<br />
zu der verwitterten Mauer aus schwarzem Gestein und wagte sogar einen Blick in die Schießscharte. Drinnen war<br />
es erstaunlich hell - natürlich, die Luken im Dach - aber ihr Blickwinkel war zu ungünstig, als dass sie drinnen<br />
irgendetwas Eindeutiges hätte erkennen können. In jedem Fall stand dort schon mal niemand mit gespanntem<br />
Bogen.<br />
Mit nervöser Handbewegung und geduckt bedeutete sie ihren Leuten, ihr zu folgen. Vor Aufregung hatte sie ganz<br />
vergessen, ihren Nachtwind zu ziehen, vor dem zweiten Fenster holte sie ihr Versäumnis nun nach. Ein Blick nach<br />
oben. Ein strahlendblauer, vom Dachfirst und einigen Baumwipfeln eingerahmter Himmel. Rauline war sich alles<br />
andere als sicher, ob sie sich auch nach oben in einem toten Winkel befand. Selbst an die Mauer gepresst sah sie<br />
die Luke mitsamt der Vogelscheuche über sich aufragen. Wenn <strong>von</strong> da oben geschossen wurde. Die Korporalin<br />
verdrängte den Gedanken, huschte unter der zweiten Schießscharte hinweg zur anderen Ecke. Mit einem Stoßgebet<br />
spähte sie herum.<br />
Der Blick aufs morgendliche Perlenmeer war atemberaubend. Weiße Schaumkrönchen bedeckten die azurblaue<br />
See, die sich jenseits der sumpfigen Küstenzone ausbreitete. Ein morscher Steg führte, flankiert <strong>von</strong> einigen<br />
Stelzenbäumen und sehr viel Schilf, geradewegs auf den Eingang des Schreins zu, den nur wenig Schritt Felsen<br />
vom Wasser trennten. Ein kleiner Trampelpfad führte <strong>von</strong> hier aus zum Bach, der sich in einigen Schritt<br />
Entfernung zwischen <strong>von</strong> der Brandung glattgewaschenen Vulkangestein zum Meer schlängelte.<br />
Sie huschte, an einem weiteren Fenster vorbei, Richtung Eingangstor. Dort schob sie den Riegel beiseite und<br />
drückte gegen die Tür. Nichts tat sich. <strong>Das</strong> schwerfällige Zittern des Holzes verriet ihr, dass auf der anderen Seite<br />
ein Balken eingelegt sein musste. Sie drückte nochmals dagegen, erst zaghaft, dann fester. Ein leises Rumpeln, als<br />
der Balken nach wenigen Fingerbreit gegen einen Widerstand schlug. Nichts zu machen.<br />
"Farjion? Bist du das?" fragte auf der anderen Seite eine halb müde, halb besorgte Stimme auf <strong>Maraskan</strong>isch. Die<br />
Korporalin wich neben das Tor zurück, den Nachtwind abwehrbereit erhoben. Zum Glück war ihre Gruppe dicht<br />
hinter ihr und machte sich ebenfalls kampfbereit.<br />
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