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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Aber verdammt, der Schrein brannte längst nicht so lichterloh, wie er es sich vorgestellt hatte. Zumindest die<br />

Dachbalken mussten doch Feuer fangen, aber außer Rauch war nichts zu sehen. War dieser Karakilreiter schon<br />

wieder verschwunden? Er suchte den Himmel ab, sah aber weit und breit keine geflügelte Schlange.<br />

Dann traf ihn selbst ein Geschoss an der Schulter. Die Wucht des Aufschlags ließ ihn taumeln. Verdammt, er gaffte<br />

hier unter Beschuss leichtsinnig herum wie ein Rekrut im ersten Dienstjahr! Der Paktierer fluchte und zog<br />

ansonsten ungerührt den Armbrustbolzen aus dem Lederwams. Blut sprudelte hervor. Brackenburger grunzte<br />

leicht, als die Wunde endlich frei lag. Einer der Vorzüge des Paktes war es, das er unempfindlich gegenüber<br />

Schmerzen war und Wunden als Kratzer hinzunehmen vermochte, die jeden gewöhnlichen Sterblichen für viele<br />

Tage aufs Krankenbett werfen würde. Ob das Geschoss vergiftet gewesen war? Brackenburger war es gleich. In<br />

seinem Blut wallte Schlimmeres als Gift - die Macht eines Erzdämons. Dennoch ging er wieder etwas tiefer in<br />

Deckung, während über ihn Pfeile in alle möglichen Richtungen surrten. Offenbar hatten die im Schrein das Feuer<br />

mittlerweile unter Kontrolle.<br />

Die Burschen wehrten sich zäher, als er gedacht hatte - und sie verfügten über vergiftete Waffen. Rauline<br />

Finkenschlag, die gutaussehende, tapfere Korporalin, hatte es offenbar als eine der ersten erwischt. Auch<br />

diesbezüglich empfand Brackenburger nichts - ein weiterer Vorzug des Paktes.<br />

"Schießt auf die Fenster und Luken!" befahl er seinen Leuten. Sie mussten wenigstens versuchen, sie beim Löschen<br />

zu stören. Sie hatten genug Pfeile, um den Schrein in der Hoffnung auf Glückstreffer mit Geschossen zu<br />

überschütten.<br />

In einer der Dachluken erschien der Oberkörper eines <strong>Maraskan</strong>ers, der einen Giftpfeil auf gut Glück in Richtung<br />

des Baches zu pusten versuchte. <strong>Das</strong> kleine, grün gefiederte Geschoss verfehlte einen der Schützen nur knapp, der<br />

sich angemessen revanchierte und den <strong>Maraskan</strong>er mit einem sauberen Blattschuss in die Brust tötete. Dann sprang<br />

der Gardist zurück in Deckung und legte einen weiteren Pfeil ein.<br />

Brackenburger blickte Richtung Dschungel, wo jetzt erneut Flügelschlag zu hören war. Der Schatten des Dämon<br />

irrlichterte über das Grün der Bäum - merkwürdig, dass dieser Dämon Schatten wirft, dachte Brackenburger. Einen<br />

Augenblick lang sah er zwei Gestalten auf der schmutziggrünen, underisch hässlichen Schlange - ein gepanzerter<br />

Krieger und ein Zwerg, nein, ein Kind, das hinter ihm saß, aus einem Korb aufs seinem Rücken weitere Kugeln<br />

fischte und mit einer Fackel entzündete. <strong>Das</strong> also war das Geheimnis, warum der Karakilreiter mehrere Geschosse<br />

auf einmal hatte werfen können. Aber...ein Kind? Brackenburger war irritiert. <strong>Das</strong> Kind auf der geflügelten<br />

Schlange hatte seine Leute entdeckt und winkte ihnen fröhlich zu. Dann drehte das Ungeheuer mit schrillem<br />

Kreischen ab und verschwand hinter dem öligen Rauch, den der Seewind mit Macht in Richtung Dschungel schob.<br />

Ein Kind. Mit einem Mal kam dem Hauptmann alles sehr unwirklich vor. Wie kam es, dass ein Kind auf ihrer Seite<br />

kämpfte, und noch dazu auf dem Rücken eines mehrgehörnten Dämons, den selbst hart gesottene Veteranen mehr<br />

fürchteten als den Tod oder die Pest? Mit einem Mal überfiel ihn das Grauen. Auf welche Mächte hatte er sich hier<br />

eingelassen?<br />

Erneut Rauschen in der Luft. Der Flügelschlag des Karakil hörte sich merkwürdig verzerrt an, als sei dies alles nur<br />

ein Fiebertraum, als seien die gewaltigen Fledermausschwingen nicht <strong>von</strong> dieser Welt - und, bei Xarfai, das waren<br />

sie auch nicht. Die Luft selbst schienen unter der Berührung mit dem Unheiligen aufzustöhnen.<br />

Der Reiter schien mit dem Ergebnis seines Angriffs ebenfalls nicht zufrieden zu sein, denn er lenkte das geflügelte<br />

Grauen geradewegs auf das Dach zu, als gebe es nicht die geringste Gefahr durch Bogenschützen. Tatsächlich<br />

schien sich diese Arroganz auszuzahlen - kein Pfeil surrte in den rauchgesättigten Himmel. Vermutlich waren die<br />

Alrechs im Schrein nun wieder mit Löschen beschäftigt. Brackenburger sah, wie das zerlumpte Kind auf ein<br />

Zeichen des Reiters aus dem Sattel sprang und jauchzend und mit seinem Armchen rudernd in die Tiefe glitt.<br />

Irgendein maraskanischer Gassenjunge, dachte der Hauptmann, möglicherweise besessen oder unter dem Einfluss<br />

eines finsteren Beherrschungszaubers. Vielleicht hatte man ihn aber auch einfach nur mit Rauschkraut oder<br />

Schnaps gefügig gemacht. Die schmutzigen Beine brachen sofort, als sie knallend auf dem Dach aufschlugen. <strong>Das</strong><br />

Kind stürzte auf den Rücken, vom Gewicht seines geflochtenen Tragkorbs dort hin gerissen. Flammen leckten <strong>von</strong><br />

unten herauf und nun begann das Kind jämmerlich zu schreien.<br />

Der Inhalt eines halben Dutzends zerbrochener Brandgeschosse detonierte und hüllte den schmächtigen Leib des<br />

Jungen in ein Festtagsgewand aus grellen Stichflammen. Feuerkaskaden stürzten unter seinem sich in der flirrenden<br />

Hitze rasch schwarz färbenden und krümmenden Körper<br />

hervor und ergossen sich über die Dachschräge, hinein in zwei der Luken. Nun stand das Dach endgültig in hellen<br />

Flammen. Rote Dämonenaugen, die Brackenburger aus den aufgebrochenen Fenstern anstarrten, verrieten ihn, dass<br />

die Flammen sich rasch nach unten ausgebreitet hatten.<br />

Mercurio Mirhamdez hatte die Szenerie <strong>von</strong> einem meerumspülten Felsinselchen am Rande des Dschungels<br />

verfolgt. In einigen Schritt Entfernung, am Sandstrand, lungerten Pomoderas Soldaten und gafften durch die<br />

Baumreihen hindurch in Richtung der brennenden Klause. Selbst auf diese Entfernung war die Hitze, die <strong>von</strong> den<br />

überall herunter schwappenden, tropfenden und zu Pfützen zusammen rinnenden Brandöl ausging, noch zu spüren.<br />

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