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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Bleibt, wo Ihr seid!" herrschte der Praiot den Magier an. "Sigismund ist schon tot. Wir können uns keine weiteren<br />

Verluste mehr leisten."<br />

In diesem Augenblick hatte er sein Ziel erspäht - einen blinkenden Helm im Schilf, wo tatsächlich mehrere<br />

Schützen auf der Lauer lagen. Der Inquisitor nahm Druckpunkt. Er wusste, dass er kein allzu begnadeter<br />

Armbrustschütze war, aber er vertraute auf Praios. Mit einem Stoßgebet zum Götterfürsten sandte er das Geschoss<br />

zu seinem Ziel. Als wäre er ein Flinker Ferdoker, drehte sich der Gardist mit einem jähen Ächzen um die eigene<br />

Achse und stürzte in den Bach. Dann sprang Selbfried in Deckung, denn als Erwiderung surrten nun mehrere<br />

Pfeile heran.<br />

"Estibora, nimm sie mit deinem Bogen unter Beschuss!" Selbfried riss mit der bloßen Hand die Sehne zurück und<br />

spähte nach den Bolzen. Dann sah er, wie die Schmugglerin, die quer durch den Raum abkürzen wollte, in der<br />

Bewegung innehielt. Sie lehnte sich, <strong>von</strong> einem Geschoss in die Brust getroffen, an einem nunmehr nutzlosen<br />

Stützbalken. Der Bogen entglitt ihren kraftlosen Händen, dann kippte sie in eine der Pfützen auf dem Boden. Zwei<br />

weitere Pfeile bohrten sich in ihren Rücken.<br />

Dann ebbte der Beschuss ab. Offenbar ging den Gardisten nun doch die Munition zu Neige. "Zum Angriff!" brüllte<br />

eine grelle Stimme. "Xarfai mit uns! Rache für den Hauptmann!"<br />

Nun galt es, sich auf den Nahkampf vorzubereiten. Alrik stand noch auf Posten, Alrijiana schien ebenfalls noch<br />

kampffähig zu sein, selbst Sturmfejian hatte bei allen Schmerzen noch den Kurzbogen an sich gezogen. Aber wo<br />

um alles in der Welt war Hesindian?<br />

Mit einem gurgelnden Laut schlug Mercurio Mirhamdez auf den felsigen Untergrund des Meeres auf. <strong>Das</strong> Wasser<br />

war hier, nahe den Felsen, bereits übermannstief. Seinen Dreispitz, den er, einem Reflex folgend, festgehalten<br />

hatte, schoss nach oben.<br />

Der Pirat drehte sich halb herum und tastete nach den beiden Pfeilen. Sie waren nur mit der Spitze, nicht den<br />

Widerhaken, in seinen Leib eingedrungen, dem Armatrutz sei Dank. Die Wunden brannten ob des Salzwassers<br />

niederhöllisch. Diese miesen kleinen Kanalratten - das hatte er nun da<strong>von</strong>, dass er Belharharpaktierern vertraute.<br />

Mit kräftigen Schwimmbewegungen steuerte er ein Tangfeld an, um sich darin zu verbergen. Seitdem er seinen<br />

Pakt mit der Tiefen Tochter geschlossen hatte, verspürte er unter Wasser nicht mehr den geringsten Atemdrang und<br />

konnte sich beinahe so lange in ihrem Element bewegen wie ein tulamidischen Perlentaucher. Mercurio war sich<br />

nicht ganz sicher, ob er dabei nicht irgendwann ersticken würde, ohne es zu merken. Aber bislang war er immer<br />

rechtzeitig aufgetaucht. Merkwürdig verspürte er hernach an der Luft entsetzliche, lähmende Atemqual, die in etwa<br />

so lange andauerte, wie er getaucht hatte, ganz so, als würde er auf kurz oder lang die Eigenschaften eines Fischs<br />

annehmen.<br />

Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt für derartige Gedanken. Auch wenn er den Gardisten ihre Heimtücke<br />

gerne vergolten hatte, auf einen offenen Kampf würde er sich schwerlich einlassen können. Draußen klatschten<br />

Pfeile in die Bucht. Die Gardisten nahmen diesen Odilon unter Beschuss. Offenbar hielten sie ihn, Mercurio, also<br />

bereits für tot, ersoffen wie eine Bilgenratte. Gut so.<br />

Was scherten ihn diese stumpfsinnigen Befehlsempfänger des Hauptmanns! Die beiden Kratzer lohnten ja nicht<br />

einmal einen Heilzauber. Odilon Wildgrimm - dem Mittelreicher galt sein ganzer Hass! Wie weit hätten sie es im<br />

Gespann bringen können, er als Piratenkapitän und dieser Teufelskerl als sein erster Offizier! Aber der Verräter<br />

hatte seine Hand ausgeschlagen - und Mercurio hing zu sehr an seiner gesunden Rechten, als das er so etwas<br />

einfach auf sich beruhen lassen konnte.<br />

Der Xeraanier tastete nach dem Amulett, das er eigens für derartige Fälle um seinen Hals trug. Wer immer sich<br />

hinaus auf Charyptoroths nasses Reich wagte, musste sich rechtzeitig vor dem Ertrinkungstod wappnen.<br />

Mercurio stimmte sich auf den Zauber ein, den er vor langer Zeit auf den Haifischzahn gesprochen hatte, der an<br />

einem Lederriemen neben ihm hochtrieb. Tatsächlich - etwas geschah mit seinem Körper. Seine Sinne schärften<br />

sich, Blutgeruch drang in seine Nase und weckte Lust auf Töten und Zermalmen. Der Stoff seiner Gewänder<br />

begann zu spannen und schließlich ratschend zu zerreisen. Die Verwandlung hatte begonnen.<br />

Hesindian schob den Riegel des Fensters beiseite und sprang nach draußen. Geduckt lief er auf die Stelle zu, wo<br />

Efferjiane noch immer zum Herzerweichen schrie. Hakenschlagend lief er auf sie zu, ohne auf die Pfeile zu achten,<br />

die neben ihn in den Boden fuhren oder am ARMATRUTZ abprallten. Mit gezücktem Nachtwind stürzte sich einer<br />

der Gardisten auf ihn, dicht gefolgt <strong>von</strong> einem zweiten. Wie ein Messer fuhr Hesindians Zauber in den Kopf des<br />

Angreifers:<br />

"PARALÜ PARALEIN - sei starr wie Stein!"<br />

Der Mann erstarrte mitten in der Bewegung, als wäre der ganze Kampf nur ein absurdes Kinderspiel. Sein Gefährte<br />

lief geradewegs in einen FULMINICTUS und stürzte zu Boden. Der Magier warf sich hinter der "Statue" in<br />

Deckung, <strong>von</strong> der nun zwei weitere Pfeile abprallten.<br />

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