Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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über uns her so wie diese riesige gelb-rot gesprenkelte Spinne, die den unglücklichen Xavert tot gestochen hat, als<br />
er Holz für das Lagerfeuer holen wollte. Der schwärzlich angeschwollenen Leib des Unglücklichen war ein<br />
grässlicher Anblick: <strong>Das</strong> Untier - die Einheimischen nennen es Maraske - hat ihn <strong>von</strong> Kopf bis Fuß voller Gift<br />
gepumpt. Wir können mit Fug und Recht <strong>von</strong> uns behaupten, dass wir hier gegen ein ganzes Land kämpfen. Ich<br />
würde gerne zu Fuß marschieren, um die Strapazen mit meinen Leuten zu teilen. Aber das Aderngeflecht an<br />
meinem rechten Fuß will einfach nicht abschwellen, so dass ich beschließe, mich vorerst zu schonen.“<br />
„30. TRAvia: Heute Morgen Durchmarsch durch irgendeinen namenlosen Weiler an der Straße nach Jergan. Auf<br />
dem Dorfplatz verprügeln einige verschwitzte Armbrustschützen einen maraskanischen Priester und treten ihn in<br />
den Staub. Schon blitzt die erste Klinge. Mich überkommt ob des unrondrianischen Verhaltens Zorn: Wir kämpfen<br />
hier allein gegen den Thronräuber Frumold, nicht gegen sein Volk, schon gar nicht dessen Priester. Gegen letztere<br />
jedenfalls nicht mit roher Gewalt, die nur die einfache Bevölkerung gegen uns aufbringen muss. Ein kurzes Verhör<br />
ergibt, dass die Söldlinge den Burschen wegen einer Wurfscheibe verdächtigen, die dieser mit sich führt. Der<br />
<strong>Maraskan</strong>er behauptet in gutem Garethi, die Waffe diene allein kultischen Zwecken und der Jagd. Tatsächlich<br />
wirkt das runde Ding auf mich nicht sonderlich gefährlich, also glaube ich ihm und verscheuche die ehrlosen<br />
Mietlinge. Eine gute Gelegenheit, das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen, <strong>von</strong> denen einige bereits<br />
zusammen gelaufen sind und aufgeregt schnattern. Ich lasse den Blutenden für alle sichtbar durch den Feldscher<br />
verarzten und biete ihn einen Becher Rum aus meinem privaten Vorrat an. Rasch entwickelt sich ein freundliches<br />
Gespräch. Die Robe des Mannes schillert ähnlich wie die eines Tsageweihten, das flößt mir irgendwie Vertrauen<br />
ein: Ich frage Marajin, so stellt sich der Priester vor, ob es stimme, dass die <strong>Maraskan</strong>er <strong>von</strong> den Trollzackern<br />
abstammen. Er bestätigt, der wesentliche Teil der heutigen Inselbewohner sei <strong>von</strong> dort als Beni Rurech über das<br />
Meer gekommen und habe den Glauben an die Göttlichen Zwillinge nach <strong>Maraskan</strong> gebracht. <strong>Das</strong>s die Menschen<br />
der Schwarzen Sichel und die <strong>Maraskan</strong>er zumindest teilweise gleichen Blutes sein sollen, verfehlt seinen Eindruck<br />
auf mich nicht, zumal mir der Bursche, der seinem Aussehen nach tatsächlich aus Rübenscholl oder Zaberg<br />
stammen könnte, auf Anhieb sympathisch ist. Marajin <strong>von</strong> Jergan, wie er mit vollem Namen heißt, scheint sogar<br />
adeliger Abkunft zu sein. Zumindest deuten seine blonden, mittelreichisch wirkenden Haare und das ´<strong>von</strong> Jergan´<br />
darauf hin. Fast schon bin ich etwas enttäuscht, dass der Priester meinem Namen nicht dieselbe Bedeutung<br />
beimisst wie der Händler in Alrurdan. Kann sein, dass sich dahinter eine besondere Bedeutung verberge, vielleicht<br />
aber auch nicht. Niemand könne Rurs Pläne wirklich ermessen. Am Anfang jeder Weisheit stünde die sorgfältige<br />
Beobachtung, und es sei sehr gut möglich, dass die Ähnlichkeit der Worte Baruun, Alboran und Boran einen<br />
Hinweis auf eine bislang verborgene Schönheit der Welt beinhalte. Wenn das Kleine wie das Große sei, warum<br />
nicht auch der <strong>Maraskan</strong>er wie der Mensch aus der Schwarzsichel, oder wie meine Heimatberge hießen? Auch<br />
wenn derartiges Gerede für mich immer keinen rechten Sinn ergibt, habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt. Ich<br />
erfahre, dass die <strong>Maraskan</strong>er ebenso an die Zwölfgötter glauben wie wir, dass die Weltenscheibe für sie ein<br />
Geschenk des Schöpfergottes Rur an dessen Bruder Gror ist und dass der Mensch nach dem Tod für sie dank der<br />
Gnade Tsas in neuer Gestalt wiedergeboren wird. Die Gemeinsamkeiten mit unserer Verehrung der Zwölfe<br />
scheinen trotz gewisser Absonderlichkeiten zu überwiegen. Insbesondere die Sage vom Wachenden Schlaf zweier<br />
halbgöttlicher Schwestern unter der <strong>Maraskan</strong>kette erinnert mich sofort an Sokramor, so dass es tatsächlich eine<br />
entfernte Verwandtschaft zwischen Schwarzsichlern und <strong>Maraskan</strong>ern geben mag.<br />
Marajin beschließt, uns bis Jergan begleiten, um dort die große Schlacht aus der Nähe mitzuerleben. Mal sehen,<br />
was Rur damit bezweckt, sagt er mit bemerkenswerter Gleichmut. Mir kommt die Begleitung eines Priesters<br />
überaus gelegen: Sie wird hoffentlich abschreckend auf etwaige Angreifer aus dem Hinterhalt wirken. So erfahre<br />
ich auch noch, dass Frumold keineswegs unbestrittener Herrscher des Landes ist, sondern viele Baruune und<br />
Hairane – eigentlich die meisten – ihre eigenen Wege gehen und den falschen König ebenfalls für einen<br />
anmaßenden Emporkömmling halten, der ihre angestammten Rechte beschneiden möchte. Marajin scheint uns<br />
nicht wirklich als fremde Eroberer anzusehen, eher für überraschende neue Mitspieler in einem sich schon seit<br />
Generationen hin ziehenden Machtspiel. Interessante Möglichkeiten für Diplomatie.<br />
Später. Mir zittern die Knie. Habe Marajin auf den Schlangenbiß angesprochen und ihm das Aderngeflecht gezeigt.<br />
Er sieht mich lange und sehr ernst an. Druckst herum, so dass ich ihn ermahnen muss, mir die Wahrheit zu sagen.<br />
Schließlich rückt er damit heraus: <strong>Das</strong> sei ohne jeden Zweifel der Biss einer Noralec-Otter, deren Gift das Opfer<br />
unweigerlich sterben lasse. Ein Heilmittel gebe es nicht. Ich müsse mich darauf vorbereiten, innerhalb der<br />
nächsten fünf Jahre zu Schwester Tsa zu gehen! Auch wenn mein Verstand es nicht wahrhaben will, sagt mir mein<br />
Gefühl, dass der <strong>Maraskan</strong>er die Wahrheit spricht. Ich musste damit rechnen, diesen Kriegszug nicht zu überleben.<br />
Dennoch, die Wirklichkeit ist immer grausamer als jeder Gedanke. Nur langsam kommt mir die volle, entsetzliche<br />
Tragweite des Gesagten zu Bewusstsein. Alles, nur kein jahrelanges Siechtum. Mein Entschluss: In der Schlacht<br />
den Tod <strong>von</strong> Feindeshand suchen und heldenhaft fallen, wie es einem Baron <strong>von</strong> Wehrheim geziemt! Morgen<br />
Totenfest. Wie passend zu meiner Stimmung.<br />
1. BORon: Ich fühle mich merkwürdig leicht und unbeschwert, eher wie neu geboren denn dem Tod geweiht. Am<br />
Abend ein langes Gespräch mit Marajin. Langsam beginne ich die Weltsicht der <strong>Maraskan</strong>er besser zu verstehen.<br />
Ich muss sagen, dass dem Gedanken an eine Wiedergeburt, vielleicht sogar an ein Wiedersehen mit Sangive in<br />
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