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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Unmensch, passt sich nur an die, äh, äußeren Umstände an. Wie `ne Schlange halt, die sich überall durchwindet,<br />

hähä. <strong>Das</strong> haben die in Jergan natürlich bald gespannt und mich in das schöne Gipflak geschickt, wo es wirklich<br />

nich´ viel auszukundschaften gibt. Und dort treffen wir uns wieder, was für eine dämo... äh, göttliche Fügung." Der<br />

Tobrier zwang sich die Karikatur eines freudestrahlenden Lächelns ins Gesicht. "Jetzt kann ich endlich wieder<br />

zurück ins Reich und dabei helfen, meine Heimat zu befreien. Und ich dachte schon, die Zwölfe hätten mich in<br />

Stich gelassen." Ortwin rieb sich vergnügt die Hände, ganz so, als sei er gerade dabei, einen besonders günstigen<br />

Handel abzuschließen. Der blutrote Rubinring blinkte im Licht der sinkenden Abendsonne. Dann ging sein Blick<br />

wieder zu Gurban. "Äh, könntet ihr mir vielleicht einen Gefallen tun und den Burschen hier über Bord werfen? Ich<br />

kann nämlich kein Blut sehen und sein Gestöhne geht mir langsam auf die Nerven."<br />

"Alvan, das ist Deine Aufgabe. Aber gib ihm vorher den Gnadenstoß!" schaffte Odilon seiner Tochter an in einem<br />

Tonfall, der sichtlich verärgert klang<br />

"Gewiss, Vater... Ortwin, wenn ihr nun wieder auf die Seite des freien <strong>Maraskan</strong> und des freien Tobrien wechseln<br />

wollt, dann leistet mir Hilfe. Ihr habt doch, wie ich annehme, noch einen vergifteten Dolch. <strong>Das</strong> würde die Sache<br />

hier" sie nickte in Richtung Gurbans, der sich noch immer stöhnend am Boden wälzte und dessen Schreien nur<br />

aufgrund des Blutverlustes leiser geworden war, "schnell und leise zu einem Ende bringen."<br />

Ortwin nickte pflichteifrig. "Äh, natürlich. Es geht schnell, er wird keine weiteren Schmerzen mehr spüren." Der<br />

Tobrier nahm den schweren Dolch aus seiner Scheide und reichte ihn Alvan. "Rotraupenextrakt" erläuterte er. "Es<br />

geht sehr rasch damit. Sobald das Blut das Herz erreicht ist Schluss."<br />

"Sehr gut." Alvan besah die Klinge. Die dünne Schicht, die auf die Klinge gestrichen war, bemerkte man nur wenn<br />

man sehr genau hinsah. Ansatzlos stieß sie Ortwin die Klinge bis zum Heft in die Brust. Ein Ausdruck<br />

Unverständnisses zeichnete sich auf dem Gesicht des Verräters ab. Mit fragenden Augen sah er Alvan an, sein<br />

Mund öffnete sich, jedoch kam kein Wort über seine Lippen.<br />

„Wie viele Mädchen in Gipflak hast Du geschändet? Wie viele in Tobrien? Hast Du auch nur einen Augenblick an<br />

die Gefühle Deiner Opfer gedacht? Nein? Weißt Du, wie sehr Deine Abwesenheit die Schönheit der Welt mehrt?"<br />

Alvans Stimme war leise und tonlos.<br />

Alvan zog den Dolch aus Ortwins Brust. Ortwin sah Alvan mit glasigen Augen an. Er spürte etwas angenehm<br />

Warmes auf seinem Bauch. Wie durch einen rosafarbenen Schleier sah er Alvans Hand auf sich zukommen und<br />

dann wieder <strong>von</strong> sich wegschnellen. Oder schnellte er <strong>von</strong> der Hand weg? Warum drehte sich auf einmal der<br />

Himmel nach unten und der Ozean nach oben? Warum wurde es auf einmal so kalt?<br />

Ortwins toter Körper versank im Wasser des <strong>Maraskan</strong>sundes. Alvan wischte die blutige Hand, mit der Ortwin über<br />

die Bordwand gestoßen hatte, an ihrer Bluse sauber. Ihrem Vater, der fassungslos neben ihr stand, schenkte sie<br />

keine Beachtung. Den Tritt, den Alvan Gurban verpasste, spürte dieser kaum noch.<br />

"Alvan, es ist genug. Mach dem ganzen ein Ende und schaff ihn dann über Bord." Odilons Stimme klang sichtlich<br />

ungehalten. Die Halbelfe griff nach Gurbans Füßen. Der Söldner versuchte mit schwindender Kraft nach ihr zu<br />

treten, aber seine herabgelassene Hose verhinderte dies. Stattdessen verfing Gurban sich in seinen eigenen<br />

Beinkleidern. Alvan hatte keine Schwierigkeiten, Gurbans Körper über Bord zu stoßen. Odilons Anweisung,<br />

Gurban <strong>von</strong> seinem Leiden zu erlösen, ignorierte sie jedoch. Gurbans Schreien wurde noch einmal lauter, als das<br />

salzige Wasser des <strong>Maraskan</strong>sundes in seine offene Wunde eindrang. Mit einer verächtlichen Handbewegung warf<br />

sie ihm den abgebissenen Rest seines ehemals besten Stückes hinterher. Noch immer war Odilon fassungslos<br />

angesichts der Grausamkeit seiner Tochter. <strong>Das</strong> viehische Brüllen Gurbans klang grauenhaft. Schließlich griff er<br />

selbst nach seinem Bogen. Aber die Strömung hatte Gurbans Leib bereits zu weit abgetrieben. Odilons Pfeil<br />

verfehlte den Söldner. Es dauerte noch eine gute Weile, bis die Schreie verhallt waren.<br />

"Alvan, was sollte das? Ich habe Dich gelehrt das Leben zu respektieren und unnötige Gewalt zu verabscheuen."<br />

Odilon war noch immer fassungslos.<br />

"Ach ja? Aber leider hat das niemand diesem Söldner gelehrt, also mußte ich das jetzt tun."<br />

"Es war nicht erforderlich, die beiden zu töten. Nicht auf so grausame Weise." Odilon korrigierte sich gerade noch.<br />

Für ein Gelingen der Mission wäre es zweifellos nötig gewesen, die drei Schergen der Haffaxijas unschädlich zu<br />

machen.<br />

"Hätte ich zusehen sollen wie er sich an einer unschuldigen <strong>Maraskan</strong>erin vergreift? Wir haben schon genug Leid<br />

über ihre Familie gebracht."<br />

"Ich denke Alvan hat Recht" mischte Sigismund sich ein. "Diese Schurken haben genug Unheil über die Welt<br />

gebracht. Und wir hätten sie ohnehin überwältigen müssen, noch vor Jergan. Hättest Du mit drei Gefangenen durch<br />

Schwarzmaraskan ziehen wollen? <strong>Das</strong> wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Sie hätten uns bei erster<br />

Gelegenheit ans Messer geliefert. Möchtest Du für Gauner wie die drei hier den Erfolg unserer Mission wenn nicht<br />

gar unser Leben riskieren?"<br />

"Aber doch nicht so. <strong>Das</strong> ist barbarisch" widersprach Odilon.<br />

"Ist es weniger schmerzhaft <strong>von</strong> einem Schwert erschlagen als... als so zu sterben? Wo ist der Unterschied?"<br />

verteidigte Sigismund die Halbelfe.<br />

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