Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Hesindian soll herkommen!"<br />
"Aber...!"<br />
"Nun macht schon."<br />
Rurmanjinn gehorchte mit leichtem Murren. Der Magier wurde auf einem herrischen Wink <strong>von</strong> ihm herbeigeführt.<br />
"Was ist das für ein Zeichen hier?"<br />
"Nun, ganz eindeutig die Glyphe jener erzdämonischen Wesenheit, die man gemeinhin die Herrin der<br />
Schwarzfaulen Lust nennt. Ich möchte den Namen nicht aussprechen, denn da meine Hände leider gefesselt sind,<br />
kann ich die dazu notwenigen Schutzgesten nicht ausführen. Würdet Ihr mir nun endlich sagen, was passiert ist?"<br />
"Nein, das wäre jetzt zu kompliziert. Aber schön, dass Ihr nicht alles vergessen habt, Hesindian." Odilon grinste<br />
wölfisch. "Was meint Ihr? Reicht so etwas aus, um ein Sanktuarium zu entweihen? Eine tote Ratte und eine<br />
Tonscherbe mit dem eingeritzten Zeichen einer Erzdämonin?"<br />
"Nun, ich habe zwar keinen blassen Schimmer, wo ich eigentlich bin und was diese Ruine hier sein soll. Aber im<br />
Prinzip könnt Ihr mit dem Symboltier des Namenlosen, Blut und einer unheiligen Glyphe schon einigen Schaden<br />
anrichten."<br />
"Deswegen ist sie also ohnmächtig geworden, als ich sie hier herein getragen habe. Nicht wegen dem Blutverlust!"<br />
"Wer?"<br />
"Andromejia. Sie ist eine Paktiererin und hat den Rattenkadaver in den Schrein geworfen." Odilons Hand ruckte<br />
zum Schwert. Mit weiten Schritten eilte er nach draußen. Rurmanjinn schnaubte ungehalten auf. "Wer sagt das? Sie<br />
ist eine Kameradin <strong>von</strong> den Dajinim."<br />
"<strong>Das</strong> sagt s i e."<br />
"Nun sprecht I h r unbewiesene Verdächtigungen aus."<br />
Odilon lachte auf und suchte die lärmende Menge nach dem Gesicht der <strong>Maraskan</strong>erin ab. Keine Spur zu sehen.<br />
"Wo ist sie hin?" Tatsächlich, die <strong>Maraskan</strong>erin war verschwunden. Odilon packte den jungen Rebellen, der<br />
Andromejia aus dem Wald hatte kommen sehen, an der Schulter.<br />
"He, du. Wo kam die angebliche Dajina vorhin aus dem Dschungel?"<br />
Ebenso eingeschüchtert wie unbestimmt wies der Jüngling in den Dschungel.<br />
"Genauer geht´s wohl nicht, wie? Und wo ist sie jetzt hin?"<br />
"Keine Ahnung!"<br />
"I c h habe gesehen, wo sie hin gelaufen ist" erklang eine matte Frauenstimme.<br />
Rebellen, Schmuggler wie Garethjas blickten zu der Palme, an der die gefangene Korporalin der Karmothgarde<br />
gefesselt war.<br />
"Dort zu den Felsen ist sie hin! Ans Meer!" Rauline wies mit dem Kopf die Richtung.<br />
"Verflucht, das ist genau dort, wo wir uns vor einer halben Stunde über das Heilige Wasser des Talued unterhalten<br />
haben. Wir Narren! Sie hat alles belauscht." Odilon griff sich an die Stirn.<br />
Die Angbarerin nickte. "Ganz recht, diese Andromejia gehörte zu uns. Ich habe die ganze Zeit gedacht, sie hätte u n<br />
s verraten. Aber so, wie es jetzt aussieht, dient sie doch dem Fürstkomtur."<br />
"Sie gehört zu euch? Warum hast du das nicht gleich gesagt, Verräterin?" fuhr der Inquisitor die Gefangene an.<br />
Rauline lachte in stiller Verzweiflung auf. "Ihr habt mich ja nicht danach gefragt."<br />
Die Meuchlerin schlug die Äste beiseite und zerrte ihre Beute hervor: den Heiligen Stein der Tsa und den<br />
Wasserschlauch mit dem Wasser des Talued. Dann sah sie noch einmal zum Strand, wo das Durcheinander noch<br />
immer anhielt und der Streit zwischen Schmugglern und Rebellen wieder. Niemand hatte gemerkt, dass sie sich<br />
heimlich aus dem Staub gemacht hatte. Leider hatte dieser Rurmanjinn nicht kurzen Prozess mit den Garethjas<br />
gemacht, wie sie sich das erhofft hatte. Stattdessen hatte er es zugelassen, dass sich dieser oberschlaue Odilon an<br />
die Aufklärung des Falles machte. Chazuul! Nun denn, bei den Mittelreichern gab es ein Sprichwort: Lieber den<br />
Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Es war zwar schade, dass sie nun keinen Blick in den Tonkrug<br />
mehr werfen konnte. Aber sicher war sicher. Sie hatte das Sanktuarium der Göttlichen Geschwister geschändet<br />
(Belkelel sei Dank, der ihr noch in der Nacht diesen Einfall eingegeben hatte), ein wertvolles Artefakt dieses<br />
geschuppten Kriechtierleins Tsa erbeutet und hielt außerdem einen äußerst potenten Heiltrank in Händen - das<br />
musste genügen.<br />
Sie hatte sich den Wasserschlauch gerade an einem Riemen um die Schulter geworfen, da trat Odilon zusammen<br />
mit dem Rebellenführer aus dem Schrein. Nun war es höchste Zeit, zu verschwinden.<br />
Andromejia huschte in den Dschungel hinein, darauf bedacht, erst einmal einen ordentlichen Vorsprung zum Lager<br />
zu gewinnen. Dornen zerrten an ihren Gewändern, Schweiß lief ihr über das Gesicht. Ein Haumesser wäre jetzt<br />
sehr nützlich gewesen, aber das verursachte ohnehin zuviel Spuren. Nach einiger Zeit blieb sie stehen, lauschte.<br />
Nur das Gackern, Brüllen und Zischen des Dschungels war zu hören - und ihr eigener, hektischer Atem.<br />
Sie schlug einen großen Bogen, bis sie wieder auf den Bachlauf stieß. Wenn sie ihm folgte, war es bis zur Straße<br />
nach Jergan nicht mehr weit.<br />
Sie watete den Bach entlang. Dunkle Blutegel hefteten sich an ihre Stiefel. Verflucht, wenn diese hinein krochen<br />
und ihr das Blut aussaugten, konnte sie ohnmächtig werden - das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Sie<br />
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