Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Nun, er wird sich doch nicht selbst mit in die Luft gesprengt haben" meinte Sigismund. "Mach dir doch keine<br />
Vorwürfe deswegen!"<br />
Nun war es Odilon, der hysterisch klang, als er lauthals lachend hervorstieß: "Ein Fisch, so ein Fisch kann doch<br />
schwimmen."<br />
Dann beruhigte er sich wieder: "Bis zum Land ist es nicht weit. Für einen geübten Schwimmer kein Problem. Ihr<br />
guten Götter, noch nicht mal Flaum am Kinn und schon zwei Dutzend Menschenleben auf dem Gewissen!" Der<br />
Waldläufer schüttelte den Kopf, als erwache er aus einem schweren Traum: "Wir müssen hier weg. <strong>Das</strong> Feuerwerk<br />
war sicherlich meilenweit zu sehen."<br />
Gunelde, die sich über den halbohnmächtigen Magier gebeugt hatte, um seine Verbände zu kontrollieren, fuhr hoch<br />
und schüttelte den Kopf: "Ausgeschlossen. Hesindian ist nicht im Mindesten transportfähig. Er muss sich<br />
zumindest diese Nacht noch ausruhen, bis die Kräuter zu wirken anfangen."<br />
Die beiden Matrosen starrten die Gefährten entgeistert an, eher verstört als empört über die Sorgen, die diese<br />
hatten.<br />
Odilon beachtete sie nicht, sondern musterte den Magier, der, das verbrannte Gesicht dick bandagiert und einen<br />
Streckverband um die Schultern aussah wie der letzte Überlebende der Fran-Horas. Der Edle <strong>von</strong> Orweiler stöhnte<br />
leise, und Alvan reichte ihm wortlos eine Buddel Rum, die sie aus einer Kiste an Bord des Beibootes gezogen hatte.<br />
"Hier, gegen die Schmerzen."<br />
Hesindian hob abwehrend die Hand und lallte irgendetwas, das sich wie "Nur keine Umstände wegen mir" anhörte.<br />
Dann schlug er die Hände vors Gesicht und murmelte ein Gebet - zumindest hörte es sich so an.<br />
Der Gallyser mahlte mit den Zähnen. Er fühlte sich verantwortlich für das Schicksal des Magus, der sie nur wegen<br />
ihm auf dieser Höllenfahrt befand. Irgendwie kam er sich vor wie ein glückloser Feldherr, der soeben fast seine<br />
gesamten Untergebenen in einem sinnlosen Gefecht verheizt hatte. Odilon lachte grimmig in sich hinein: Verheizt,<br />
ja der Begriff passte.<br />
Er ließ sich in den weichen, noch immer warmen, grauweißen Sand fallen und starrte zum Meer, wo noch immer<br />
einige Flammen züngelten. Offenbar Reste des Hylailer Feuers. Nach und nach wurde Treibgut an Land gespült:<br />
Ein Block mit einem Knäuel Tauwerk daran, ein Fass, der bleiche Tentakel des Riesenkrake, eine Gräting und<br />
schließlich die erste Leiche, ein völlig verbrannter Matrose, der zum Glück mit dem Gesicht nach unten<br />
herabdümpelte, als ziehe ihn der Lichtstrahl der Laterne an. Die beiden letzten Überlebenden der Mannschaft liefen<br />
in die Dünung, stocherten mit einem Riemen an der Leiche herum. "<strong>Das</strong> ist Harduk, glaube ich" murmelte der eine,<br />
erstaunlich gefasst - anscheinend war auch dieser Bootsmann bei seiner Mannschaft nicht sonderlich beliebt<br />
gewesen. Odilon rechnete nicht damit, dass sonderlich viele Tote angetrieben werden würden - die meisten<br />
Matrosen hatten sich zum Zeitpunkt der Explosion unter Deck befunden, wo sie durch die Detonation regelrecht<br />
eingeäschert worden sein mussten. Umso besser, dachte er kühl, dann werden sie wenigstens nicht als Untote die<br />
Küste unsicher machen. Ein weiterer Körper rollte mit einer Brandungswelle heran, der mit belegter Stimme als<br />
Volkmar identifiziert wurde. Der Steuermann war wohl etwas beliebter gewesen.<br />
Der Baernfarn sah wieder zu Hesindian, der seine merkwürdige Meditation, die Hände vor dem Gesicht,<br />
unterbrach. Erst jetzt merkte er, dass der Magier wohl schlicht einen Heilzauber gesprochen hatte, denn sein<br />
vormals völlig verwüstetes Gesicht sah mit einem mal wieder einigermaßen frisch und unverbrannt aus, ebenso die<br />
Hände.<br />
Als Odilon knirschende Schritte auf dem <strong>von</strong> der letzten Flut noch immer feuchten Sand hörte, sprang er auf und<br />
griff zu Wandelur. Dann erkannte er, dass es Alrik war, der geradewegs auf sie zuhielt - er hatte die Abwesenheit<br />
des Fuchses nicht einmal bemerkt.<br />
"Keine Spur <strong>von</strong> unseren heißgeliebten Ausreißern" knurrte der Friedwanger. "Zumindest da oben nicht und in der<br />
Ecke müssten sie eigentlich an Land gegangen sein. Kein Boot, gar nichts. Aber nun gut, es ist Nacht, gut möglich,<br />
dass ich was übersehen habe trotz der Festtagsbeleuchtung hier." Er deutete auf die brennenden Trümmerteile, die<br />
draußen auf dem Meer auseinander getrieben wurden."<br />
"Wer sagt, dass sie überhaupt angelandet sind?" warf Alvan ein, die sich selber erst einmal einen Schluck Rum<br />
genehmigt hatte, und mit sarkastisch-betroffenem Lächeln zusah, wie die beiden Matrosen nach einander drei<br />
weitere Leichen - Maline und zwei heillos verstümmelte Unbekannte - an Land zogen. "Der Dreckskerl wollte<br />
doch nach Zhinbabil, um Meister Selbfried zu verscherbeln. <strong>Das</strong> ist die Ecke <strong>von</strong> Elburum, wo es am sündigsten<br />
zugeht. Mit dem Boot ist er doch am schnellsten dort, vor allem, wenn er noch eine Kiste <strong>Gold</strong> mit sich<br />
rumschleppen und einen Gefangenen bewachen muss." Die Edle lachte freudlos in sich hinein: "Ich glaube nicht,<br />
dass unser Inquisitor nach seinem kleinen Badeausflug schon wieder ins Meer springen möchte. Wenn er überhaupt<br />
schwimmen kann..."<br />
"Da ist was dran" nickte Alrik und betrachtete versonnen ein großes, rußverschmiertes Segel, dass wie ein<br />
schwarzgetüpfelter Silberrochen in Richtung Strand geschwommen kam. "Ich hätte zwar nichts dagegen, endlich<br />
wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu haben. Aber zur See wären wir auch schneller dort, in Elburum<br />
meine ich. Jetzt, wo wir das andere Boot zur freien Verfügung haben..."<br />
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