Das Gold von Maraskan - Darpatien

schaffen, aber die See war bewegt, es wurde Abend und er wusste nur zu gut, welches Grauen die heimtückisch
glitzernden Wellen verbargen. Außerdem war ihm der Bogen neben Odilon nicht entgangen. Also hob der Spitzel
nun die Hände und zauberte wieder ein schmieriges Rattengrinsen in sein Gesicht, das einzige, was daran wirklich
auffällig war.
"Wir kennen uns, na klar." stieß er nun hervor." Kartos, oder Kratos, so war doch dein Name. Bist schon damals
mit so ´ner Elfe rumgezogen. Karmothkacke, ich dachte immer, die Spitzohren wären alle eher zartbesaitet und
schwächlich. Aber die Kleine da hat ja richtig Biss, hähä!" Ein aufgedrehtes Kichern. "Und das Weißhaar dort im
Wasser" - er deutete mit dem Kopf auf den Magier, der prustend und schnaufend, Sigismund im Schlepptau, wieder
an das Schinakel heran zu kommen versuchte "das ist Gernots Hofmagier, dieser Hesindian Silpho ya Dingsbums.
Bei allen giftspritzenden Marasken, und ich dachte, ihr wärt bei Altzoll draufgegangen. Ich meine, häha, natürlich
schön, dass ihrs nicht seid." Ortwin griente in Odilons Richtung, der nun drohend sein Schwert hob, und buckelte
wie ein getretener Hund. Pflatschend und prustend versuchten sich der Streuner und der Magus wieder an Bord zu
ziehen, wobei ihnen der Baron half. Der Baernfarn sah kurz zu dem Geschehen - bei dem zweiten Söldner hatte das
Gift offenbar seine Wirkung schon vollendet.
Dann heftete der Schwarze Bär sein Augenmerk wieder auf den Samthandschuh. Wie ein gefährlicher Kämpfer sah
dieser nicht aus - in seinem Gürtel steckte nur ein schwerer Dolch, und Gurbans Armbrust lag außerhalb seiner
Reichweite -, aber er konnte durchaus noch mehr vergiftete Waffen bei sich führen. Doch Ortwin schien langsam
zu begreifen, dass er gegen diese Übermacht keine wirkliche Chance hatte. Gehässig lachend trat er gegen den Leib
Gurbans, der jetzt nur noch schwach röchelte. Eine gewaltige Blutlache schwappte im Takt der Wellen über die
Planken und färbte die von den ermordeten Fischern hinterlassenen Flecken nach. Odilon hätte gerne einen Schritt
auf Ortwin zu gemacht, aber es ekelte ihn, in das viele Blut zu treten.
Dieser Kahn schien mittlerweile wirklich Belhalhar geweiht zu sein. War es wirklich so, dass in den Schwarzen
Landen die Erzdämonen das Sinnen und Trachten der Sterblichen beherrschten? Wenn er sich seine Tochter so
ansah, die nun betont langsam ihre Gewänder ordnete, dann musste er diese Frage bejahen. Ja, er hoffte sogar, dass
Alvan gerade nicht sie selbst war, dass sie einer dämonischen Einflüsterung erlegen war. Wie aus weiter
Entfernung drangen Schmerzlaute und die quäkende, halb bettelnde, halb feilschende Stimme des Verräters an
seine Ohren.
"Ihr seid also wirklich für die Reichsschen unterwegs. Dacht´ ich mir´s doch. Na gut, nach der Schlacht am
Todeswall hat sich ja das Blatt auch wieder etwas zu euren Gunsten gewendet, das muss man zugeben. So wie hier
jetzt, hähä. Nee, ich hab Euch sofort wieder erkannt und dafür gesorgt, dass euch diese irre Adelgunde nicht
einfach umlegt. Ja, ehrlich, natürlich habe ich euch erkannt." Der Tobrier blickte drein wie der gierigste Krämer im
Suq von Elburum. "Ihr glaubt doch wirklich nicht, dass ich so blöd bin, mit nur zwei Söldnern zu euch in einen
Kahn zu steigen. Also, ihr könntet mir ruhig ein bisschen dankbar sein, dass ich euch geholfen habe, diese Trottel
in Gipflak zu überlisten. Nichts als Blutgier im Kopf und keinen Funken Verstand. Und ich kann euch auch
weiterhin helfen, immerhin bin ich ja offiziell ein Bediensteter des Fürstkomturs." Ortwin hob die blutfarbenen
Handschuhe. "Im schönen alten Mittelreich wird man sich sicher auch brennend für einen wie mich interessieren,
der aus erster Hand über die Verhältnisse in Maraskan plaudern kann."
"O ja, `brennend´ ist, denke ich, der richtige Ausdruck." Odilon wunderte sich, wie süffisant seine Stimme klang.
Mit dem Fuß schob er den Säbel des Söldners weg, um Ortwin nicht auf dumme Gedanken zu bringen.
"Wie? Ach so, hähä. Nein, keine Sorge, die können doch gar nicht auf eine Quelle wie mich verzichten." Ortwin
buckelte noch ein wenig mehr, während sein Redefluss immer mehr zunahm. Dass er überhaupt noch Zeit hatte, zu
reden, schien er bereits als Erfolg zu verbuchen. Also plapperte er munter drauf los. "Sagt mir, wie ich euch helfen
kann, und ich tu´s. Ich meine, natürlich nur, wenn´s nicht allzu blutig wird, ich kann Blutvergießen und Kampflärm
nämlich nicht ausstehen, ehrlich. Deswegen war mir Maraskan schon lange zuwider. Dann noch diese eklige Hitze
und das viele Ungeziefer und diese Verrückten überall." Der Blonde verzog angewidert das Gesicht - was auch
Alvan galt - und spuckte aus. "Ich bin doch nur ein kleines Licht, wirklich, ich hab nie ernsthaft mitgemacht. Mit
Dämonenanbeterei und dem ganzen finsteren Magierzeug hatte ich nie was am Hut. Dieser verrückte Gernot hat
mich unter Druck gesetzt, auf ganz gemeine Weise, und als ich wieder in Mendena war, da wollte ich nur noch
meine Ruhe. War ein kleiner Kneipenwirt, hatte mit dem verfluchten Borbaradkram überhaupt nix zu tun. Aber
irgend so ein Schweinehund hat mich bei der Obrigkeit angeschwärzt, nachher hieß es, ich würde für Helme Haffax
spionieren. Spionieren! Ich meine, was konnte der Fürstkomtur schon mit dem Geschwätz anfangen, das hier und
da mal ein besoffener Xeraanier oben bei den Mädels abseiert. Die paar Dukkern aus Maraskan haben gerade
gelangt, um die Passage nach Jergan zu bezahlen, als es brenzlig wurde. Mehr wollte ich auch nicht, bloß endlich
meine Ruhe haben, aber hier haben sie mich offenbar für den geborenen Spion gehalten." Ortwin schien für einen
Augenblick lang geschmeichelt. "Naja, da habe ich eben zum Schein mitgemacht, aber nie mehr, als ich wirklich
musste. Ich meine, man hat ja auch mal an die Götter... Man glaubt ja an seine Zwölfe, nich´ wahr? Man is´ kein
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