Das Gold von Maraskan - Darpatien
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dämonischen Präsenzen. Keine unheilige Kreatur kann einen geweihten Tempel betreten, und ich meine mal sogar,<br />
das darüber fliegen bereitet ihnen Unbehagen."<br />
"Alvan hat Recht. Die wissenschaftliche Bezeichnung für einen solchen Ort ist Sanktuarium. Ein sakraler Ort,<br />
dessen guter Einfluss die Dreckigen fernhält. Hier drinnen sind wir sicher. Wir müssen nur vermeiden nach<br />
draußen zu gehen. Zumindest heute so lange es hell ist. Sollte man nach uns suchen würde man uns sonst vielleicht<br />
entdecken." erläuterte Hesindian.<br />
"Sanktuarium?" fragte Odilon<br />
"Ja. Es gibt nicht viele solche Zufluchtsstätten in den Schwarzen Landen. Aber die Wirkung ist unverkennbar.<br />
Selbst Gunelde hat wieder zu sich gefunden unter dem segenbringenden Einfluss der Kapelle."<br />
"Also meint Ihr, wir sollen nicht weiterreisen?" vergewisserte sich Odilon.<br />
"Nein. Hier sind wir nicht nur sicher vor Feinden, sondern auch vor dämonischen Einflüssen. Wir sollten den Tag<br />
nutzen um uns zu erholen. Wir haben gestern ja gesehen, wohin das führt. Ein paar Stunden Erholung tun uns nur<br />
gut. Aufbrechen können wir dann bei Einbruch der Nacht."<br />
"Bei Nacht durch den Dschungel? Bist Du <strong>von</strong> Sinnen, Hesindian?"<br />
"Ich denke nicht. Alvan hat erzählt, dass sich die Straße nur eine Meile entfernt befindet. Bei Nacht dürfte dort<br />
wohl kaum jemand anzutreffen sein. Die Furcht vor dem Heerbann der friedlichen Schwestern hält die Haffaxijas<br />
des Nachts in ihren Städten und Dörfern fest. Und wir können uns auf dem Weg auch nicht verlaufen."<br />
"Dafür werden dann wir <strong>von</strong> den Asseln und Käfern gefressen." brummte Odilon.<br />
"Die friedlichen Schwestern werden uns nichts tun. Es ist kein einziger Fall bekannt, dass sie Priester der Zwillinge<br />
angegriffen hätten." Alvan wusste, dass sie nicht die ganze Wahrheit sprach. Die Priester der Zwillinge wussten<br />
lediglich, wie man den friedlichen Schwestern aus dem Weg ging. Mit dem Heerbann wirklich umgehen konnten<br />
lediglich die Bruderschwestern des Eukolizana-Ordens. Und auch diese nur wenn sie sich in Begleitung einer<br />
Maraske befanden. Aber sie musste ihre Gefährten ja nicht beunruhigen. "Ihr Ziel sind die Besatzer, die ruchlosen<br />
Paktierer."<br />
"Dann hat ja außer unserem Inquisitor niemand etwas zu befürchten" brummte Sigismund, zum Glück so leise, dass<br />
der Genannte es nicht hörte. Es achtete auch niemand darauf. Zum gleichen Zeitpunkt ertönte ein hoher schriller<br />
Schrei.<br />
"<strong>Das</strong> ist ein Karakil" flüsterte Selbfried. Schweigt alle still. Vor allem geht niemand <strong>von</strong> Euch nach draußen. Hier<br />
kann er uns nicht sehen und auch nicht spüren. Die Dreckigen suchen uns, aber sie werden uns nicht finden. Nicht<br />
hier."<br />
Die Gefährten verstarrten in banger Erwartung. Sie meinten zu spüren wie der Dämon über den Dschungel kreiste.<br />
Er musste sie sehen. Ein solches Gemäuer, auch wenn es mit Ranken überwachsen war, konnte man aus der Luft<br />
nicht übersehen. Oder doch? Verbarg die heilige Aura des Sanktuariums es vor den Augen des Dämons? Ein<br />
weiterer hoher Schrei ertönte. Der Dämon flog westwärts auf das offene Meer hinaus. Hatte er den Segler erspäht?<br />
Würde die List erfolgreich sein? Jetzt hatten sie keine andere Wahl mehr, als hier auszuharren und die Nacht<br />
abzuwarten<br />
„Nagut, nachdem wir jetzt ohnehin nicht weiter können, sollten wir es uns hier bequem machen bis zum Einbruch<br />
der Dämmerung. Gunelde, vielleicht kannst Du auch einmal nach Alvan sehen“ schlug Odilon vor. „In den letzten<br />
Tagen ist es ihr nicht immer gut ergangen. Ich hoffe, dass es lediglich die Hitze ist die ihr zu schaffen macht, aber<br />
wir sollten sicher gehen.“<br />
„<strong>Das</strong> ist nicht nötig“ widersprach Alvan. „Mir fehlt nichts.“<br />
„<strong>Das</strong> sah gestern aber noch anders aus. Dein Schwächeanfall gestern hat mich schon bedenklich gestimmt. Und mir<br />
ist viel daran gelegen, dass es meiner Lehensfrau gut geht“ stimmte Alrik Odilon zu.<br />
„Mir geht es gut. Danke der Fürsorge.“ Alvan wandte sich abrupt ab und zog es vor, in die Kammer zu gehen, wo<br />
sie ihre Ruhe haben würde.<br />
„Was ist denn mir der los?“ wunderte sich Hesindian. „So zickig kenne ich sie doch sonst nicht.“<br />
„Ich werde nachher mal nach ihr sehen. Aber wenn sie jetzt ihre Ruhe haben will sollten wir das respektieren“<br />
meinte Gunelde.<br />
„Gut. Vielleicht kannst Du uns inzwischen mal erzählen, wie es Dir ergangen ist seit wir Dich verloren haben.“<br />
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war an Deck gestanden, als der unheimliche Nebel aufkam. Als die Fran-<br />
Horas uns gerammt hatte sind zwei dieser Geschuppten an Bord gesprungen. Wissen die Zwölfe was sie <strong>von</strong> uns<br />
wollten. Aber die Krakonier haben einen Matrosen und mich gepackt. Der andere Krakonier ist mit dem Matrosen<br />
dann auf die Fran-Horas geflüchtet, nur der meine hat sich wohl etwas verschätzt. Ich hab mich gewehrt und mit<br />
ihm gerungen. Ich hab um mich getreten und ihn gebissen. Natürlich hatte ich keine Chance gegen ihn, er hat mich<br />
dann mit seinen Armen umschlungen und zur Reling gezogen. Aber es hat immerhin so lange gedauert dass die<br />
Fran Horas schon zu weit weg war. Also sind wir ins Meer gefallen und haben beide Schiffe nur noch nachsehen<br />
können. Als der Nebel die Umrisse der Schiffe verschluckt hatte waren wir völlig allein.<br />
Dabei hat es sich dann herausgestellt, dass Krakonier zwar stärker sind als Menschen, aber keineswegs<br />
ausdauernder. Nach einer Weile ist es mir gelungen an meinen Dolch zu kommen – er steckte noch immer in<br />
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