Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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eschloss, sich doch besser wieder in den Dschungel zu schlagen. Mit dem Dolch streifte sie die Blutsauger ab und<br />
versuchte ihn als improvisierte Machete einzusetzen. Sie war nun wieder in Hörweite des Lagers, aber das<br />
aufgeregte Geschrei der Rebellen verriet ihr, dass sie in der anderen Richtung gesucht wurde.<br />
Zufrieden lachte sie in sich hinein. Hatte sie die Straße erst einmal erreicht, war sie in Sicherheit. Helme Haffax<br />
würde hoch zufrieden mit ihr sein, und auch an <strong>Gold</strong> würde es ihr nicht mangeln.<br />
Sie kämpfte sich durch das Unterholz. Als sie das Meeresrauschen hörte und den Schrein durch das Gewirr der<br />
Bäume hindurchschimmern sah, fluchte sie leise. Verdammt, sie hatte gerade eben einen Bogen zurück geschlagen.<br />
Der Bach lief eben doch nicht so geradlinig auf den Taleingang mit den beiden Rabenfelsen zu, wie sie gedacht<br />
hatte.<br />
Bei Belkelel, das hier war die Aufgabe einer Waldläuferin, nichts für eine gewerbsmäßige Beischlafmörderin wie<br />
sie. Nur gut, dass ihre Verfolger bei dem Gewirr <strong>von</strong> Schlingpflanzen, Farnen, Schachtelhalmen, umgestürzten<br />
Bäumen und bemoosten Stämmen mindestens ebenso schnell die Übersicht verlieren würden.<br />
Irgendwo in der Nähe war ein Prasseln, Krachen und Knacken zu hören. Ein Baumriese, der zu Boden stürzte.<br />
Andromejia hatte einmal irgendwo gehört, dass viele Menschen, die im Dschungel starben, nicht Pardern oder<br />
<strong>Maraskan</strong>federn zum Opfer fielen, sondern <strong>von</strong> plötzlich umstürzenden Bäumen erschlagen wurden - vor allem<br />
dann, wenn deren Blätter schwer <strong>von</strong> einem vorangegangenen Regen waren. <strong>Das</strong> wäre nun wahrlich ein<br />
belkelelungefälliges Ende ihrer Mission.<br />
Die Tuzakerin kämpfte sich mit dem Dolch weiter. Pflanzensaft verklebte ihr Gesicht und Hände. Vom Bach war<br />
bald nichts mehr zu sehen, ebenso wenig vom Lager der Rebellen. Unvermittelt trat sie auf eine weitere kleine<br />
Lichtung, die <strong>von</strong> Totholz, geduckten Blätterpflanzen und jeder Menge eitriggelber, rotgesprenkelter Pilze bedeckt<br />
war. Allerhand<br />
Krabbelgetier war am Boden unterwegs. Auf der anderen Seite schien ein Wildwechsel vom Bach weg zu führen.<br />
Immerhin, besser als gar kein Weg. Andromejia rückte den Wasserschlauch zurecht, vertrieb die allgegenwärtigen<br />
Stechmücken und lief über die Lichtung, einige der Pilze achtlos beiseite tretend.<br />
Sie hatte den Wildwechsel gerade erreicht, als ein wütendes Zischen sie herumfahren ließ. Dann spürte sie nur noch<br />
einen gräßlichen Schmerz im Oberschenkel.<br />
Mit einem gewaltigen Sprung setzte Odilon über das Bachbett. Andromejia hatte ihm mit ihrem Fluchtweg einige<br />
Rätsel aufgegeben, aber vermutlich war das auch so beabsichtigt. Oder hatte sich sein Wild schlichtweg verlaufen -<br />
bereits hier, wo der Dschungel noch licht und vergleichsweise ungefährlich war (die <strong>Maraskan</strong>er sprachen sogar<br />
nur vom "Forst" im Vergleich zu den wirklich gefährlichen Berg- und Nebelwäldern im Landesinneren)?<br />
Eine Abfolge furchtbarer Schreie ließ Odilon zusammen zucken. <strong>Das</strong> kam aus der gleichen Richtung, in die auch<br />
die Fährte der Meuchlerin wies.<br />
Nach einigen Dutzend Schritt erreichte Odilon eine Lichtung voller Eitrigem Krötenschemel. Die Schreie waren<br />
verstummt. Andromejia lag reglos auf der anderen Seite, der Leib bläulich verfärbt und angeschwollen. Die<br />
Meuchlerin war eindeutig tot. Neben ihr stand das Ungetüm <strong>von</strong> Maraske und sträubte noch immer ihre rot-gelben<br />
Borstenhaare.<br />
"<strong>Das</strong> ist Lilibetjida!" flüsterte Rurmanjinn, der hinter ihm herankam. "Bei den Göttlichen Bruderschwestern! Die<br />
Maraske hat die Mörderin meines Vaters gerichtet! Bewegt euch nicht. Sie scheint immer noch zornig zu sein!"<br />
"Ich dachte, sie wäre zahm?" Odilon ließ das achtbeinige Ungeheuer, das ihm fast bis zur Brust reichte, nicht aus<br />
den Augen - und umgekehrt.<br />
"Man kann eine Maraske nicht zähmen."<br />
"Dachte ich´s mir doch. Und wie kommen wir nun ans Talued-Wasser?<br />
Nach und nach kamen die übrigen Gefährten und Rebellen heran.<br />
"Was machen wir nun?" wollte Alrik wissen.<br />
"Gute Frage."<br />
Dann war mit einem Mal alles seltsam. Als hätte Satinav selbst den Faden der Zeit durchtrennt.<br />
"Und? Wie haben wir es geschafft, der Maraske den Edelstein und das Talued-Wasser abzunehmen?"<br />
Alrik vom Friedwang stand auf dem Achterdeck der Nachtwind und blinzelte in die Sonne, die gerade ihren<br />
täglichen Weg über das Perlenmeer begann.<br />
Er hatte sich noch nicht ganz daran gewöhnt, wieder mit beiden Augen zu sehen. Also klappte er wieder die<br />
Augenklappe herunter und sah zu Odilon.<br />
Der Gallyser sah lächelnd zu Hesindian, Alvan und dem Baron. Es war kaum zu glauben, dass die Ereignisse der<br />
letzten Stunden auf <strong>Maraskan</strong> komplett aus ihrem Gedächtnis gestrichen worden sein sollten. Dafür sahen sie<br />
allerdings nun aus wie das blühende Leben selbst.<br />
Odilons Blick ging zu Selbfried und Gunelde. Die beiden waren zu spät auf der Lichtung im Dschungel<br />
eingetroffen und wussten ebenfalls nichts <strong>von</strong> dem Vorgefallenen.<br />
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