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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Tempels gegeben hatten. Nur ein Brief lag noch dort. Darin schrieb Mirajida, dass sie <strong>von</strong> unserer Verstocktheit<br />

enttäuscht wäre, und daher selbst beweisen würde, dass es nicht zu gefährlich sei, die wichtigsten Dinge in<br />

Sicherheit aufs Festland zu bringen.<br />

Ich bin daher Mirajida nachgeeilt. Es war nicht schwer, ihre Fährte zu verfolgen. Eigentlich wusste ich ja genau,<br />

wo ich suchen musste. Schließlich wusste Mirajida <strong>von</strong> Rurmanjinn, wo die Schmuggler anlegten. Es war<br />

naheliegend, dass sie mit den Schmugglern den <strong>Maraskan</strong>sund überqueren wollte. Also habe ich mich auf den Weg<br />

zur Klause gemacht. Es war ein stürmischer Tag. Grauenhaft.“ Marajin schüttelte sich. „Als ich ankam sah ich nur<br />

noch ein leeres Gerippe am Strand liegen. Ja, es muss dann wohl so gewesen sein wie ihr sagt. Ich hatte auch schon<br />

so etwas wie <strong>Maraskan</strong>federn vermutet. Kein anderes Tier nagt ein Gerippe so schnell ab wie eben diese<br />

schwirrende Plage. Wie gesagt, das Wetter war grauenhaft an diesem Tag. Es war der Tag der Sturmflut. Ich<br />

konnte nicht einmal mehr Mirajida begraben. Die Flut hat sie – und ein gutes Stück unseres schönen <strong>Maraskan</strong> –<br />

schlichtweg in die Tiefe gerissen.“<br />

„Ja, ich erinnere mich noch daran, wie es hier vor der Flut ausgesehen hatte, als Mylendijian hier lebte. Aber das<br />

war ja auch damals schon lange den Roab hinunter. Als Mylendijian starb hatten die Garether ja hier noch das<br />

Sagen.“ meinte Alvan.<br />

„So ist es. Als Mirajida, Rurmanjinns Mirajida, hierher kam mit dem Krug Talued-Wasser und den Edelsteinen,<br />

war Mylendijian schon einige Jahre tot, und die Klause hier war unbewohnt. Die Rebellen haben sie<br />

wiederentdeckt und dann aufgrund der günstigen und versteckten Lage als Kontaktplatz zu den Schmugglern<br />

genutzt. Aber Mirajidas Leichnam, na ja, was da<strong>von</strong> halt übrig blieb, ist mitsamt dem Schatz, wenn man ihn so<br />

nennen will, ein Opfer der Fluten geworden. Es gibt also tatsächlich keinen Schatz hier zu holen. Aber wie es<br />

scheint hat sich die Reise für Euch allemal gelohnt. Ihr habt mehr über die Schönheit der Welt erfahren als die<br />

meisten Menschen in ihrem ganzen Leben!“<br />

Odilon nickte. Ja, so war es wohl. Den Schatz gab es nicht.<br />

„Marajin!“ Alrik seufzte und schüttelte den Kopf. „Marajin, Du enttäuscht mich. Als in Guneldes Traum Mirajida<br />

an diesen Ort kam verbarg sie den Krug in den Ästen des Trommelbaumes. Sie ließ ihn nicht einfach so am Strand<br />

stehen. Und da auf diesem Trommelbaum ja Mylendijians Kapelle errichtet wurde frage ich mich, wo der zweite<br />

Trommelbaum ist.“<br />

Marajin schwieg wieder. Der scharfsinnige Garethja hatte sich auch jetzt nicht <strong>von</strong> ihm leimen lassen. Nagut. Es<br />

konnte auch nicht mehr schaden, auch noch den letzten Teil der Wahrheit zu erzählen.<br />

„Ja, der zweite Baum. Einen pflanzte ich zu Ehren Rurs, dort ließ ich die Kapelle errichten, die später Mylendijian<br />

betreute. Den zweiten zu Ehren Grors pflanzte ich direkt am Ufer. Wo damals eben das Ufer war. Die Flut hat ihn<br />

mit in die Tiefe gerissen. Mitsamt Mirajida, dem rurundgrorverdammten Diamantensäckel und dem gleichfalls<br />

rurundgrorverdammten Krug mit Talued-Wasser. Und wenn es auch nur ein Krug mit Marupisse gewesen wäre, ich<br />

kann dazu nicht mehr sagen. Seid Ihr jetzt endlich zufrieden?“<br />

„Der Trommelbaum! Ja, das war es! Als die Flutwelle mich in die Tiefe drückte stieß ich mit dem Knie gegen<br />

irgendeinen Ast. Dachte ich zuerst. Aber der Ast hat nicht nachgegeben. Wenn das der Trommelbaum war steht er<br />

noch immer dort, unter Wasser!“ rief Odilon.<br />

„Dann wollen wir mal nachsehen.“ Alrik war zufrieden. Endlich schien ihm die ganze Geschichte eine<br />

glaubwürdige Gestalt anzunehmen. Oder würde er bei weiterem Nachdenken noch mehr Ungereimtheiten<br />

entdecken? Egal, es konnte nicht schaden, einen Tauchgang zu unternehmen. Inzwischen konnte er noch über das<br />

Gehörte sinnieren.<br />

Ein erster zarter Sonnenstrahl blinzelte vorsichtig über die Gipfel der <strong>Maraskan</strong>kette, als Marajin, Alrik, Alvan und<br />

Odilon zum Strand gingen. Odilon wollte schon sein Hemd ausziehen, jedoch Alvan unterbrach ihn, einer<br />

unbestimmten Ahnung folgend. „Nein, Vater. Eine Priesterin der Zwillinge hat den Schatz dort versteckt, also soll<br />

auch eine Priesterin der Zwillinge danach suchen. Schließlich handelt es sich um Eigentum des Tempels <strong>von</strong> Rur<br />

und Gror, und ich denke es ist so auch eher im Sinne <strong>von</strong> Marajin und Rurmanjinn.“<br />

„Nagut, Alvan. Vielleicht ist es besser so. Ich bin gestern genug geschwommen, und ich werde auch langsam alt.<br />

Warum sollen nicht auch einmal Jüngere die Arbeit erledigen. Du musst einfach geradeaus schwimmen, dort wo<br />

der Steg war. Siehst Du die Maraszeder dort?“<br />

„Ja.“<br />

„Ungefähr auf Höhe der Maraszeder bin ich vor der Welle in die Tiefe getaucht. In etwa dort müsste auch der<br />

Trommelbaum sein.“<br />

Alvan zog ihre Bluse aus und warf sie achtlos an den Strand. Dann entledigte sie sich ihres Rockes und stieg in das<br />

Wasser. Es war angenehm warm, wärmer als die kühle Morgenluft. Also lief sie weiter, und als das Wasser ihr bis<br />

über die Hüfte reichte begann sie zu schwimmen. Mehrmals sah sie sich um nach der Maraszeder und auch nach<br />

ihrem Vater am Strand, der ihr die richtige Richtung mit dem Arm anzeigte. Gut fünfzig Schritt vom Ufer entfernt<br />

tauchte sie.<br />

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