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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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abhängig sein kann. Könnt ihr mit Sicherheit verhindern, dass die Gefangenen einen Aufstand wagen, und dass<br />

dabei einer <strong>von</strong> uns sieben Schaden da<strong>von</strong> trägt?"<br />

"Nein, mit absoluter Sicherheit kann man das nicht verhindern, da habt ihr Recht. Es sind elf gegen sieben, soweit<br />

man die Überläufer auf der Seite der Piraten mitrechnet."<br />

"Gut, dass Ihr meine Einschätzung teilt. Ad secundum handelt es sich bei den Piraten um Verbrecher, um<br />

Halunken, die schon etliche Menschenleben auf dem Gewissen haben. Sie werden nicht davor zurückschrecken,<br />

erneut unschuldige Menschenleben zu töten, wenn sie sich einen Vorteil da<strong>von</strong> versprechen. Und wenn ein<br />

Aufstand der Schurken Erfolg haben sollte, werden sie keine Gewissensbisse haben, uns zu töten. Euch und mich.<br />

Und Eure Tochter. Und auch alle anderen. Als Kapitän dieses Schiffes ist es Eure Pflicht, alles zu tun, um die in<br />

Eurer Obhut befindlichen Leben zu schützen. Mir als Inquisitor ist es durchaus bewusst, dass die hierfür<br />

erforderliche Entscheidung hart ist."<br />

"Ihr verlangt nichts anderes <strong>von</strong> mir, als Menschen, die sich in meiner Gewalt befinden, zu töten. Ich bin kein<br />

Henker. Ich versuche stets, mein Handeln an der Gerechtigkeit zu orientieren." widersprach Odilon<br />

Selbfried lachte auf. "Wie viele Menschen sind bereits durch Eure Hand gestorben? Allein gestern waren es drei.<br />

Ihr urteilt sehr selbstgefällig. Wisst ihr denn überhaupt, was Gerechtigkeit ist, wenn Ihr so sehr für sie eintretet?<br />

Aber denkt für Euch selbst darüber nach: Wie viele Menschen verloren durch Eure Hand ihr Leben." Odilon<br />

schwieg lange, ehe er zu einer Antwort ansetzte.<br />

"Es waren gewiss einige. Ich habe in vielen Kämpfen gefochten. Aber immer tötete ich nur, um mein Leben oder<br />

das Leben anderer zu schützen." Odilon fühlte sich in die Enge getrieben<br />

"Und jetzt schützt Ihr das Leben Eurer Mitreisenden vor der Bedrohung durch die Piraten. Es ist keine konkrete<br />

Bedrohung, aber es ist eine latent vorhandene abstrakte Gefährdung. Die Gefangenen werden einen Aufstand<br />

unternehmen, wenn wir Zorgan ansteuern. Sie werden alles tun, um zu überleben. Und auch wenn wir ihren<br />

Aufstand niederschlagen können, so werden vielleicht nicht alle der Euren überleben. Ihr steht in der<br />

Verantwortung für die Euch anvertrauten Seelen."<br />

"Ich bin kein Henker, das sagte ich bereits."<br />

"Als Kapitän seid ihr aber Richter, und in allen Euren Entscheidungen den Zwölfen verantwortlich. So wie Ihr es<br />

einst als Baron zu Gallys wart. Aber auch da habt Ihr Euch nicht der Verantwortung gestellt. Ihr seid um der Liebe<br />

einer Frau willen Eurer Verantwortung entflohen. Ihr habt Euch feige gedrückt und Euch der Euch <strong>von</strong> Praios<br />

zugedachten Aufgabe nicht gestellt. Und warum? Weil Euch Praios zwar mit einem kräftigen und geschickten Leib<br />

gesegnet hat, ebenso mit einem wachen Verstand. Aber Euch fehlt die notwendige Härte, um der Gerechtigkeit zu<br />

dienen. Es ist leicht, Gutes zu tun, wenn man nur für sich alleine verantwortlich ist. Aber es ist sehr schwer, wenn<br />

man Verantwortung für viele trägt. Als Baron habt ihr versagt. Seht zu, dass ihr als Kapitän nicht den gleichen<br />

Fehler macht." Im inneren sträubte sich alles in ihm, dem Inquisitor Recht zu geben. Aber seine Argumentation<br />

war schlüssig. Er mußte Selbfried zustimmen, eine absolute Sicherheit konnte es für die seinen nicht geben, so<br />

lange die Piraten an Bord waren.<br />

"Ihr habt die beneidenswerte Gabe, hart zu Euch selbst zu sein." fuhr der Inquisitor fort. Ihr fordert Eurem Körper<br />

Leistungen ab, zu denen viele andere Männer Eures Alters und auch Jüngere nicht fähig sind. Ich weiß das, ich<br />

habe schon länger über Eure Familie Nachforschungen angestellt. Viele Menschen in Eurer Heimat bringen Euch<br />

daher Bewunderung entgegen. Und ebenso hart wie Ihr zu Euch selbst seid, so viel Leistung und Stärke fordert Ihr<br />

<strong>von</strong> Euren Getreuen. Ohne zu Zögern stecktet Ihr das Haus des Magisters Hesindian in Brand, weil Ihr der Ansicht<br />

wart, damit letztlich Gutes zu bewirken. Man könnte das als grausam bezeichnen.<br />

Aber was Euch fehlt ist die entscheidende Härte zu Euren Gegnern. Deshalb seid Ihr ein schlechter Baron gewesen,<br />

und deshalb seid Ihr in Wirklichkeit <strong>von</strong> Eurem Amt zurück getreten. Eure Liebe zu einer Elfe, hah, das redet Ihr<br />

Euch ein, dass das der Grund gewesen sei. In Wahrheit habt Ihr Euer Amt aufgegeben, weil Ihr zu weich seid. Ihr<br />

seid nicht fähig, einen Unterlegenen Feind und Verbrecher zu töten. Aber genau diese Härte zeichnet einen fähigen<br />

Regenten aus. Ein guter Landesvater zeigt die notwendige Härte seinen Feinden gegenüber, um sein Volk zu<br />

schützen. Ihr seid ein schlechter Baron gewesen! Wie oft habt ihr während Eurer Regentschaft die Todesstrafe für<br />

Verbrecher erwirkt?"<br />

"Einmal. <strong>Das</strong> war während...."<br />

"Während des Putschversuchs durch Answin <strong>von</strong> Rabenmund, ich weiß. Ich habe mich wie erwähnt gut vorbereitet<br />

auf diese Mission. Und doch ist diese Todesstrafe, die Ihr verhängtet, in sich eine Farce. Es war keine Hinrichtung.<br />

Stattdessen reichtet ihr dem Verräter an der praiosgefälligen Ordnung ein Schwert und verkündetet, dass er, da er in<br />

Eurem Lehen Verrat am Reich geübt habe, Euch Satisfaktion schuldig sei. Im Zweikampf habt Ihr ihn dann<br />

erschlagen. Ich habe Euer Handeln zuerst nicht verstanden und es als Grausamkeit gedeutet, als Blutrünstigkeit.<br />

Aber jetzt weiß ich, warum Ihr so gehandelt habt. Weil ihr nicht für den Tod eines Menschen, der sich nicht wehrt<br />

oder wehren kann, verantwortlich sein könnt. Stattdessen legt Ihr Euch eine scheinbare Moral zurecht, eine Art <strong>von</strong><br />

Kriegerehrenkodex. Was hätte es für einen Unterschied gemacht, wenn Ihr den Verräter gehängt hättet? Er war<br />

Euch unterlegen, hatte keine Chance im Kampf mit dem Schwert gegen Euch. Aber es genügte, um Euer Gewissen<br />

zu beruhigen."<br />

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