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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Odilon lachte laut auf. „Bei Phex, das könnte tatsächlich klappen.“<br />

„Wisst ihr, worauf ich mich am meisten freue? Ich darf den Inquisitorfuzzi fesseln und er kann nichts dagegen tun“<br />

lachte Sigismund, der die schmerzhafte Auspeitschung auf der Greif <strong>von</strong> Beilunk noch nicht vergessen hatte.<br />

Ein leichter ablandiger Wind sorgte an diesem Nachmittag für etwas Abkühlung, es war jetzt nicht mehr so schwül<br />

wie noch zur Mittagszeit. Alvan war aufgewacht, sie fühlte sich jetzt viel besser als in der Hitze zuvor. Sie war<br />

noch immer blass, aber das Fieber hatte nachgelassen.<br />

<strong>Das</strong> Boot bewegte sich nicht mehr stellte Alvan fest. Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Sie befanden sich in einem<br />

Hafen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Alvan sich an das grelle Licht gewöhnt hatte und ihre Umgebung<br />

wahrnehmen konnten.<br />

„Sieh an, die Frau Priesterin ist auch wieder unter den Lebenden“ hörte sie eine Stimme. Selbfrieds Stimme. Alvan<br />

sah sich um. Der Inquisitor stand im Boot, der Fischer und seine Kinder waren gefesselt. Von ihren Gefährten<br />

fehlte jede Spur. Fragend sah sie den Praioten an.<br />

„Du hast fünf Stunden geschlafen, meine Tochter“ Selbfried war wieder in seinen gewohnten priesterlichen<br />

selbstherrlichen Tonfall zurückgefallen. Dieses Dorf hier heißt Gipflak, und die anderen sehen sich gerade etwas<br />

um. Reichlich lange sind sie schon unterwegs.“ Alvan sagte nichts. Ihr fiel nichts ein was sie sagen könnte. Sie<br />

konnte wieder klar denken und fieberte auch nicht, aber nach wie vor war ihr übel. Wenn nur Gunelde da wäre. Die<br />

würde wissen, was los mit ihr sei. Gunelde würde ihr sagen können, ob Alvan mit ihrer Vermutung richtig lag.<br />

Alvan hatte den Eindruck, als hätte der Inquisitor etwas sagen wollen, aber er schwieg. Stattdessen richtete er<br />

seinen Blick ins Landesinnere. Alvan sah in die gleiche Richtung und sah, was Selbfrieds Aufmerksamkeit fesselte.<br />

Die Gefährten kamen zurück <strong>von</strong> ihrem Landgang.<br />

„Oha, Alvan mein Liebling, Du bist aufgewacht.“ begrüßte Sigismund die Halbelfe. „Sehr gut, ich brauche Deine<br />

Hilfe.“<br />

Alvan verstand zunächst einmal gar nichts.<br />

„Gunelde wird oben in der Garnison gefangen gehalten. Es sind zu viele Söldner dort, um einen Überfall zu<br />

unternehmen, also greifen wir zu einer List.“ Odilon erklärte Alvan und Selbfried den Plan. Sigismund genoss den<br />

erschrockenen Gesichtsausdruck Selbfrieds, des Mannes, der ihn auspeitschen ließ, als das Gespräch auf Selbfrieds<br />

Rolle als Gefangener kam. Selbfried wollte schon protestieren, sah aber ein, dass er nachgeben musste. Immerhin<br />

konnte er Odilon überzeugen, die Fesseln so locker zu lassen, dass er sich notfalls befreien konnte. Alvan fiel die<br />

Aufgabe zu, Selbfried und die Fischer zu bewachen.<br />

„Jetzt müssen wir aber ein Geleitschreiben aufsetzen. Alvan, ich brauche dafür einen Namen. Wer könnte ein<br />

solches Geleitschreiben verfassen? Ich brauche eine Hochgestellte Persönlichkeit in Tuzak beispielsweise, die mit<br />

solchen Aufgaben befasst ist.“<br />

„Schreib Cjuk Stiij. <strong>Das</strong> ist die rechte Hand Rayos, wie man sagt, eine ausgesprochen geheimnisvolle<br />

Persönlichkeit, die niemand zum Feind haben möchte.“<br />

„Sehr gut.“ Sigismund entfernte vorsichtig eine Seite aus dem Tagebuch und griff nach der Feder, die Hesindian<br />

ihm reichte. Mit verschnörkelten, sehr offiziell aussehenden Buchstaben begann er zu schreiben.<br />

Eine ganze Weile schrieb der Streuner auf das vergilbte Honinger Büttenpapier, dann blies er etwas Sand über die<br />

großen, fast schon übertrieben verschnörkelten Kusliker Zeichen. Zum Abschluss schnitzte an einem Stück Kork<br />

herum, den er <strong>von</strong> einem der Fischernetze abgetrennt hatte, wofür er einen bösen Blick Honjins erntete.<br />

Odilon fiel auf, dass sie sich die ganze Zeit verflucht offen über ihre Pläne unterhalten hatten - in Gegenwart der<br />

Fischer, die vielleicht mehr Garethi verstanden, als ihnen lieb sein konnte. Ihren Gesichtern war nicht anzumerken,<br />

ob sie das Gesagte begriffe hatte und wenn ja, ob sie den Schelmenstreich gegen die Besatzer begrüßten oder ob sie<br />

eher dazu neigten, die Fremdijis an Bord ihres Schiffes an die Obrigkeit zu verraten. Den einen oder anderen Grund<br />

hatten sie ja mittlerweile dafür. Der Waldläufer kämpfte mit dem Wunsch, sie freizulassen, um ihr Vertrauen zu<br />

gewinnen. Aber nein, das war ausgeschlossen. Als ihre Gefangene hatten sie noch am meisten Anreiz, stillzuhalten<br />

und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden. Irgendwie schade, denn eigentlich fand er diese Menschen<br />

nicht unsympathisch. Vor allem Honjins schwarzhaarige Tochter war hübsch und schien recht aufgeweckt zu sein.<br />

Nein, die Fischer hatten ihnen nichts getan, wenn, dann spielten sie hier die Schurkenrolle...<br />

Sigismund hatte unterdessen aus einer der Bootslaternen die Kerze entfernt und rührte nun in einem<br />

Reisschüsselchen der <strong>Maraskan</strong>er eine widerwärtige Mischung aus heißem, bräunlichem Kerzenwachs und rotem<br />

Fischblut an. <strong>Das</strong> Ergebnis, dass der Spieler auf das Pergament träufelte, wirkte farblich zwar nicht unbedingt wie<br />

ein mittelreichisches Siegel - dafür war der Farbton zu blutig -, aber für die Korrespondenz eines halbverrückten<br />

Kultisten sah es durchaus passend aus.<br />

Schließlich presste er den zum Siegel umfunktionierten Korkschwimmer auf die schwärzlichrostbraune Masse, der<br />

dort eine Dämonenkrone hinterließ, und sorgte mit einigen gleitenden Bewegungen dafür, dass das Zeichen<br />

möglichst verschwamm, ganz so, als sei es in den letzten Tagen großer Hitze ausgesetzt gewesen. Dann zerbröselte<br />

er den Korken und warf die Einzelteile in hohen Bogen ins Meer.<br />

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