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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Nichts. Ich höre und gehorche."<br />

"Gut so. Danach trägst du die Waffen zusammen, die hier herumliegen."<br />

"Aber ja doch. Zu Befehl, Käpt´n."<br />

"Meister Selbfried und Alrik, seht einmal nach Gunelde. Bringt sie am besten in die Kajüte." Der Inquisitor, der<br />

sich unterdessen <strong>von</strong> seinen Fesseln befreit hatte, nickte. Nach einigen Handgriffen befand sich der Kahn wieder<br />

auf Kurs.<br />

Die Nacht breitete sich <strong>von</strong> den Rändern her aus, während Praios Scheibe blutrot am Horizont sank.<br />

Alvan blickte auf die glänzenden Flecken auf den Planken des Fischkutters, während Sigismund und Hesindian<br />

leise fluchend ihre klatschnassen Gewänder auswrangen. Odilon warf geistesabwesend eine Pütz, die neben dem<br />

Hüttenaufbau des Bootes stand, an einem Strick ins Wasser und zog ihn dann mitsamt seinem Inhalt ein.<br />

Schwielige Hände griffen nach dem in der Mitte lederumwickelten Seil. Salzwasser klatschte auf die Blutlache,<br />

verwandelte das metallisch riechende Rot in eine rosafarbene Brühe, die schäumend zwischen den Speigatten des<br />

Kutters verschwand. Dann warf der Waldläufer - der nun allerdings mit seiner braungebrannten Haut und dem<br />

sonnengebleichten Haaren aussah wie ein Mensch, der ein Leben lang mit Seefahrt verbracht hatte - Sigismund<br />

eine Bürste zu.<br />

"Wisch den Dreck da mal auf!" befahl er barsch. "Wenn dir schon die Schweinerei gefällt, die deine geliebte Alvan<br />

hier veranstaltet hat..."<br />

Ein nervöses Zucken in Odilons Gesicht verriet, dass ihm sein Ton im nächsten Augenblick selbst missfiel, aber es<br />

war bereits zu spät. Sigismund hieb ihm ohne ein weiteres Wort die Faust unter die Nase. Odilon war zu überrascht,<br />

als dass er noch zu einer Gegenwehr fähig gewesen wäre. Benommen taumelte er gegen die Aufbauten, rieb sich<br />

dann mit dem Handrücken über die Nase, aus der etwas Blut drang. Dann sah er zu Sigismund, der das<br />

Jerganmesser des toten Söldlings in seiner Hand hielt und gegen die untergehende Sonne aussah wie Kor<br />

höchstselbst. Auch Odilons Hand verirrte sich zum Schwertgriff. Der Streuner wollte seine Klinge schon heben -<br />

vielleicht nur drohend, vielleicht schon zum Schlag - da prallte der <strong>Maraskan</strong>stahl <strong>von</strong> unten gegen den Zauberstab<br />

Hesindians.<br />

"Seid ihr eigentlich alle verrückt geworden?" Hesindians Stimme war ruhig, provozierend ruhig.<br />

"Verrückt? Ich bin´s nicht. Ich mach nur nicht mehr länger mit, wie uns Odilon behandelt. Uns alle!" schrie<br />

Sigismund. "Der kluge Odilon, der edle Odilon. Er hat uns das alles hier doch erst eingebrockt und jetzt schwatzt er<br />

unendlich weise, vernünftig und friedfertig daher, wie Rohal höchstselbst!"<br />

"<strong>Das</strong> ist noch lange kein Grund, blank zu ziehen." Auch Alrik trat nun näher, die Hand am Griff seiner Waffe.<br />

"Du verlierst schon wieder die Nerven, Sigismund" stellte der Gallyser in ruhigem Ton fest und stand auf, wobei er<br />

noch immer die Hand gegen die blutende Nase presste. "Ich hätte dich nicht mitnehmen dürfen. Eigentlich müsste<br />

man <strong>von</strong> einem Spieler wie dir mehr Selbstbeherrschung erwarten dürfen..."<br />

Mit leisem Scharren glitt Wandelur aus der Scheide. "Also, leg´ das Jerganmesser beiseite, dann können wir<br />

reden."<br />

"Was? Du bedrohst mich doch hier!" Sigismunds Augen irrten umher. Er trat einen Schritt zurück und hob seine<br />

Waffe. Die Augen des Streuners glänzten fiebrig. Gunelde fuhr aus ihrem Halbschlaf hoch und stöhnte viehisch.<br />

Die schwüle Abendluft dünstete Irrsinn aus.<br />

"Niemand bedroht dich, Sigismund!" sagte Hesindian mit Noionitenstimme. "Du bist es, der hier Ärger macht!"<br />

"Hör auf, hört doch endlich auf!" Alvan fiel ihrem Vater in den Arm.<br />

"Es war ein Versehen, er hat es nicht gewollt!" Sie begann zu weinen.<br />

Odilon stieß sie weg, dabei fiel sie zu Boden. "Wegen dir hat er doch erst angefangen!" brüllte Odilon mit<br />

hochrotem Kopf, während Blut und Rotz aus seiner Nase sprühten. "Hättest du dich nicht solcher Art selbst<br />

vergessen und aufgeführt wie, wie das halsabschneiderischste Lumpengesindel in Zhinbabil.“<br />

Alvan griff nach dem Dolch mit dem Rotraupengift: "Meinst du Gurban oder Gion, Vater?" zischte sie leise,<br />

während Blut aus ihrem Mund tropfte. "Glaub mir, damals bei Gion habe ich gehofft, dass du noch rechtzeitig<br />

kommst, um das Schlimmste zu verhindern. Aber Du warst zu spät! Du hast mir nicht geholfen! Also, woher dein<br />

Zorn? Du bist doch schuld daran."<br />

"Du... Du undankbares Stück!“<br />

Wandelur hob sich in die Höhe, leicht schwankend, als bäume sich die Klinge der heiligen Artema für einen<br />

Augenblick gegen den Willen ihres Besitzers auf.<br />

"Genug, Baernfarn. Ihr seid <strong>von</strong> Sinnen!" Der Praiot war aus der Kajüte getreten und sprach mit ruhiger, fester<br />

Stimme. "Ihr alle, beruhigt euch. Ihr seid nicht mehr ihr selbst. Dämonische Einflüsterungen fangen an, Euer<br />

Handeln zu bestimmen." Ein kurzer, durchbohrender Blick in Alvans Richtung. "Vor allem euer Handeln ist<br />

abscheulich, Alvan <strong>von</strong> Nordenheim, einer Edlen des Reiches unwürdig. Ich werde das in meinem Bericht an die<br />

Kirche erwähnen müssen."<br />

Odilon senkte sein Schwert. Mit einem Mal fühlte er sich müde. Alles tat ihm leid, so unendlich leid.<br />

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