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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Elburum ging man ja recht verschwenderisch mit Wasserspielen und Brunnen um. Zumindest am Meer musste es<br />

doch so etwas wie eine Abwasserleitung geben.<br />

Im alten Hafen lieh sich Alrik ein kleines Boot aus und ruderte zu den Felsen, auf dem der Palast stand. <strong>Das</strong> Meer<br />

war ruhig, die Abendflut gerade hereingekommen. Schaumgekrönte Wellen rollten sanft an Land. Nach dem<br />

süßlichen Gestank des Sündenpfuhls war die Luft hier draußen erfrischend frisch und Alrik atmete sie bei jedem<br />

Riemenzug tief ein.<br />

Mit scharfen Fuchsaugen suchte er das Ufer nach einer auffälligen Öffnung ab, dem verräterischen Glänzen eines<br />

Gitters oder einer eigentümlich gebrochenen Welle. Er versuchte sich möglichst dicht unter Land zu halten - ein<br />

paar Mal schrammte er bedenklich gegen einen Felsen - um der Aufmerksamkeit der Wachen zu entgehen. Der<br />

Nachteil war, dass man hier im Schatten der Felsen weniger sehen konnte als weiter draußen im Mondlicht (Phex<br />

sei Dank, die silberne Himmelsscheibe stand wenigstens voll und rund am Firmament, ganz so, als wolle ihm der<br />

Heimliche den Weg leuchten).<br />

Auch diesmal verließen ihn das Glück und sein Gespür nicht. Als eine besonders heftige Welle <strong>von</strong> etwa einem<br />

Schritt Höhe das Boot erfasste und gegen die Felsen drückte, erklang statt dem Geräusch <strong>von</strong> Holz, das gegen einen<br />

Felsen schlägt, der Klang <strong>von</strong> Holz, das über Metall schrammt. Tatsächlich, hier war ein Gitter in die Felswand<br />

eingelassen, wenn auch der Gang dahinter größtenteils überflutet war. Kein Wunder, dass er es nicht gesehen hatte,<br />

ein regelrechter Vorhang aus Algen und Seetang verbarg es vor neugierigen Blicken. Alrik band das Boot an einem<br />

der schlüpfrigen, stark angerosteten Stäbe fest und überprüfte mit dem Bootshaken, wie tief das Gitter hinabreichte.<br />

Schließlich war er sich seiner Sache einigermaßen sicher. Oben befanden sich gerade wenige Fingerbreit Luft -<br />

wann immer eine Welle hereinkam, war der Gang im Nu <strong>von</strong> einem gurgelnden Wasserschwall überflutet, die<br />

Öffnung selbst mochte insgesamt wenig mehr als anderthalb Schritt Durchmesser aufweisen. Alrik wusste nicht<br />

recht, wie er den Efferdhub einschätzen sollte, aber er ging einmal da<strong>von</strong>, dass das Gitter bei Ebbe nahezu<br />

vollständig frei liegen würde.<br />

Der Mondschatten zückte die Feile, die er in seinem Geheimversteck im Rucksack mit sich geführt hatte und<br />

machte sich ans Werk. Rasch hatte er einen der rostigen Gitterstäbe am oberen Ende durchgefeilt. <strong>Das</strong> andere Ende<br />

musste bei Ebbe folgen. Dann konnte sich ein schlanker Mann wohl hineinzwängen.<br />

Alrik machte sich auf den Rückweg zum Hafenbecken und legte an. Ein Boot würden sie morgen auch noch<br />

benötigen, denn natürlich konnte er diesen Kahn hier nicht jedes Mal aufs Neue ausleihen. Er wollte gerade die<br />

Treppe zum Kai hinaufgehen, als ihn zwei grinsende Rotmäntel erwarteten, <strong>von</strong> denen einer mit einer Armbrust,<br />

der andere mit einem Sklaventod auf ihn zielte. Die Situation ist wohl gerade ein wenig verfänglich, dachte er.<br />

<strong>Das</strong>s er kein Fischer auf nächtlichem Beutezug war, durfte offensichtlich sein.<br />

"Schau mal, da hinten steht Belkelel persönlich und zieht sich gerade aus" lächelte er den Schützen an und wies<br />

über dessen Schulter. Der Aranier, der das Gesagte vielleicht nicht einmal verstand, folgte unwillkürlich der<br />

Bewegung.<br />

Als er wieder auf den merkwürdigen Eindringling starrte, hielt der grinsend einen Armbrustbolzen in der Hand,<br />

brach ihn entzwei und warf die Einzelteile hinter sich ins Hafenbecken. Verblüfft über soviel Dreistigkeit wich der<br />

Oronier erst mal zurück.<br />

"Lasst Ihr mich nun vorbei? Nein? Auch nicht, wenn ich `Bitte´ sage?"<br />

Statt einer Antwort griffen die beiden mit einem Wutschrei an.<br />

Im nächsten Augenblick bemerkte der eine auf den kleinen Wurfstern in seinem Hals - und sank stöhnend in sich<br />

zusammen. Der Khunchomer des Armbrustschützen zuckte herab - ins Leere, denn Alrik war wieselflink zur Seite<br />

gehuscht. Klirrend prallte die Klinge <strong>von</strong> einem Poller ab. Im nächsten Herzschlag warf Alrik <strong>von</strong> hinten eine<br />

Drahtschlinge um den Hals des Wächters und schnürte ihn zu.<br />

Er wartete geduldig, bis der Oronier seinen letzten, röchelnden Atemzug getan hatte - was eine ganze Weile<br />

dauerte. Dann hörte er das Trappeln <strong>von</strong> Schuhen auf der Straße.<br />

Alrik fuhr herum, sah einen Schatten da<strong>von</strong>eilen. Ein zufälliger Zeuge. Der zweite, verbliebene Wurfstern wirbelte<br />

durch die Luft, traf den Fliehenden an der Schulter. Er taumelte schreiend noch einige Schritt, dann zeigte das<br />

Schlafgift Wirkung. Ächzend brach der Mann zusammen.<br />

Alrik schnitt auch dem zweiten Rotmantel die Kehle durch. Der Mann stöhnte bestialisch und riss die Augen auf,<br />

Blut sprudelte aus seinem Mund, so dass der Geweihte seine behandschuhte Hand auf diesen pressen musste.<br />

Mit der Routine des erfahrenen Einbrechers schleifte er seine drei Opfer zu einem alten Lagerhaus - das Schloss an<br />

der Tür war ein besserer Witz - und entkleidete dort den Erdrosselten. Schließlich schnitt er mit dessen Waqquif<br />

auch ihm die Kehle durch.<br />

Wenig später stand er in voller Rüstung eines oronischen Gardisten in der Halle, wo, wie seine Nase ihm früh<br />

verraten hatte, Pech, Werg und Teer für die Ausbesserung <strong>von</strong> Schiffen lagerte. Also genau das, was er brauchte.<br />

Er drückte dem toten Matrosen - dem Aussehen nach hätte er durchaus ein Al´Anfaner sein können (um so besser)<br />

- dessen Messer in die Hand, platzierte ihn neben den beiden Oroniern - nur für den Fall, dass sich hernach jemand<br />

für Spuren interessieren würde -, kippte ein großes Fass um und entzündete ein Stückchen Zunder.<br />

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