Das Gold von Maraskan - Darpatien
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um das wohl nur wenige Menschen wissen. Einmal jährlich wurde in früheren Zeiten eine schwer bewachte<br />
Lieferung Endurium <strong>von</strong> der Mine nach Gareth gebracht. Nicht viel, die Ausbeute dürfte kaum mehr als ein oder<br />
zwei Stein des begehrten Metalls gewesen sein. Aber dennoch ist eine solche Menge Endurium <strong>von</strong> schier<br />
unschätzbarem Wert. Nur wenige Jahre vor der Eroberung <strong>Maraskan</strong>s, so konnte der Priester berichten, ist eine<br />
gesamte Jahresausbeute der Mine in die Hände maraskanischer Rebellen gefallen. Und die Rebellen gaben ihre<br />
Beute in die Obhut der Priesterschaft der Zwillingsgötter in Tuzak. In der Phase der Eroberung flüchteten die<br />
Angehörigen des Tempels auf das Festland. Den Tempelschatz, das erbeutete Endurium, nahmen sie jedoch nicht<br />
mit. Angesichts der unüberschaubaren Lage schien es der Priesterschaft sicherer, ihren Schatz im Dschungel zu<br />
verstecken anstatt bei einer gefährlichen Flucht zu riskieren, dass er in falsche Hände fällt. Nur wo das Endurium<br />
versteckt ist wusste der Priester nicht. Eine Geweihte des Tuzaker Tempels, Mirajida mit Namen, ist mit dem<br />
Schatz in den Dschungel aufgebrochen. In Richtung Jergan, wie wir erfahren konnten. Mehr allerdings konnte der<br />
Priester nicht verraten. Mehr herauszufinden ist Deine Aufgabe.“<br />
***<br />
"Wenigstens sind wir hier etwas besser untergebracht."<br />
Alrik sah sich in dem kleinen Verschlag um, in dem man sie geworfen hatte. Offensichtlich war dieser bereits für<br />
Gefangene gedacht, den in den Wänden hatte man eiserne Ringe eingelassen, an denen sie nun, vermehrt um<br />
Meister Selbfried und den überlebenden Geißler, festgekettet waren. Der Raum war nicht gerade gemütlich, aber<br />
doch etwas erträglicher als die Bilge der "Greif <strong>von</strong> Beilunk". Von einem vergitterten Fenster in der schweren<br />
Eichenholztür fiel sogar etwas Licht herein. Draußen standen zwei der Piraten und spielten Karten.<br />
Alvan sah sich um. Odilon schien nicht ganz bei Sinnen, auch dem Inquisitor machte die Kopfwunde zu schaffen.<br />
Immerhin hatte man sie beide verbunden, wenn auch nicht aus Mitleid, sondern um in Jergan einen möglichst guten<br />
Preis zu erzielen. Auch Alriks Seitenwunde war notdürftig verarztet worden. Gunelde wirkte völlig verstört,<br />
offenbar war sie derartige Abenteuer nicht gewohnt. Den Magier quälte zunehmend der durch ein Tuch<br />
festgehaltene Stoffballen im Mund, das war ihm deutlich anzumerken, aber ihre neuen Wächter waren vorsichtig<br />
genug gewesen, ihm weder die Knebelung noch die Praioskrause abzunehmen.<br />
Die "Fran-Horas" war ein sehr schnelles und wendiges Schiff, das konnte sie selbst <strong>von</strong> hier unten aus spüren. Es<br />
würde eine kurze Reise nach <strong>Maraskan</strong> werden. Also würden sie nun doch noch auf die Käferinsel gelangen,<br />
allerdings nicht ganz so, wie geplant.<br />
Beinahe musste die Edle lachen. Vor einer Stunde waren sie noch die wehrlosen Gefangenen des Inquisitionsrats<br />
gewesen, nun wand er sich selbst einen Schritt neben ihr in den Ketten. So schnell änderte sich das <strong>von</strong> Rur den<br />
Sterblichen vorherbestimmte Schicksal. Aber letztlich war ihnen nur ein Aufschub gewährt worden. Sie waren nach<br />
wie vor Gefangene, auch wenn man sie für Brüder in ihrem Unglauben hielt. Doch was würde passieren, wenn man<br />
sie in Jergan gegen Entgeld den Gefolgsleuten des Fürstkompturs überließ? Man würde ihre Tarnung, die gut<br />
genug für Piraten war, wohl durchschauen. Es gab ja niemanden, den sie als angeblichen Auftraggeber vorweisen<br />
konnten. Wem sollten sie Bericht erstatten? Was sollten sie genau ausspioniert haben? Gab es Losungswörter oder<br />
andere Erkennungszeichen? Es würde nicht lange dauern, bis sie aufgeflogen wären. Und dann wäre die Reise<br />
vergebens gewesen, dann wäre alles verloren.<br />
Alvan warf einen Blick zu ihren Mitgefangenen. Gunelde saß sichtlich gezeichnet <strong>von</strong> den Ereignissen auf dem<br />
Boden und schien nicht ansprechbar zu sein. Odilon lehnte mit dem Rücken zur Wand und hatte die Augen<br />
geschlossen. Fast geschlossen. Alvan bemerkte, dass er seine Lider nicht ganz geschlossen hielt. Vielmehr<br />
beobachtete er durch das Gitterfenster in der Tür das Geschehen an Deck. Alvan wusste genau, was ihr Vater tat. Er<br />
versuchte, sich die Aufbauten des Schiffes so genau als möglich einzuprägen. Außerdem mochte er wohl in<br />
Gedanken die Anzahl der Piraten zu bestimmen versuchen. Alvan schätzte die Anzahl der Piraten auf etwa zwei bis<br />
drei Dutzend. Und etwa fünfzehn Seeleute waren in Gefangenschaft geraten. Sie alle eingerechnet würden auf je<br />
zwei <strong>von</strong> ihnen drei Gegner kommen. Wären sie bewaffnet und hätten die Überraschung auf ihrer Seite, so gäbe es<br />
eine kleine Chance. Aber wie sollte man die Seeleute befreien und bewaffnen? Und wie sollte man sie da<strong>von</strong><br />
überzeugen, mit ihnen gemeinsam zu kämpfen, nachdem sie ja durch das Wirken dieser Praiosfanatiker gerade als<br />
Ketzer in den Augen der Mannschaft galten?<br />
Es schien, als habe Odilon ähnliche Gedanken wie sie. Ihre Blicke kreuzten sich kurz, und Odilon deutete mit den<br />
Augen kaum merklich auf den Praioten. Richtig, der Praiospriester würde die Mannschaft der Gefangenen Seeleute<br />
befehligen können. <strong>Das</strong> wäre immerhin eine Möglichkeit.<br />
Für einen Moment meinte sie zu sehen, dass Sigismund ihr zuzwinkerte. Kaum merklich drehte er die Hand zur<br />
Seite. Richtig, der Nagel. Es war Sigismund gelungen, den Nagel vor den Piraten verborgen zu halten. Er mußte<br />
ihn, nachdem Alrik sich vorhin in der Bilge befreit hatte, wieder an sich genommen haben. Hesindian, noch immer<br />
gefesselt und geknebelt, war zu einer Regung nicht fähig, und Alrik saß schweigend in einer Ecke. Es war ihm<br />
nicht anzusehen, womit er sich in Gedanken beschäftigte.<br />
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