Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Ich war mal kurz für kleine Mädchen. Ist das im Mittelreich etwa verboten?" Andromejia spürte, dass sie die<br />
Stimmung der meisten Rebellen auf ihrer Seite hatte, also versuchte sie noch eins drauf zu setzen.<br />
„Deswegen kommt ihr Schassakabalim wohl so gerne auf unsere schöne Insel, he? Um hier alles mit eurem<br />
Garethjadreck zu besudeln..." Ebenso verhaltenes wie grimmiges Gelächter erklang. "Jawohl. Mit Garethjadreck<br />
und unserem Blut!" schrie es irgendwo in der Meute.<br />
„Es stimmt, was unsere Freundin <strong>von</strong> den Dajinim sagt. Ich habe sie aus dem Wald kommen sehen. Dort<br />
drüben..." wollte ein pickliger Rebellenjüngling wissen, der aufgeregt in die dem Schrein genau entgegengesetzte<br />
Richtung wies.<br />
"Genug, Andromejia, niemand verdächtigt dich!" meldete sich wieder Rurmanjinn zu Wort. Dessen Stimme wurde<br />
nun leiser, als er sich Odilon zuwandte. "Keiner soll sagen, dass ich einen Garethja ungerecht behandele, nur weil<br />
eure Richter allesamt korrupte Schinder waren. Legt eure Waffen nieder, dann verspreche ich euch einen<br />
angemessenen Prozess. Und ihr, holt meinen toten Vater vom Altar. Es ist kein guter Ort, um vor Schwester Tsa zu<br />
treten!"<br />
"Einen Augenblick!" erklang die Stimme Meldorjins, der sich soeben mit federnden Schritten vom Strand her<br />
näherte. "Was ist geschehen?" wollte er mit befehlsgewohnter Stimme wissen.<br />
"Was geschehen ist? Die bruderlosen Garethjas haben den wehrlosen alten Marajin getötet. Diese elenden<br />
Blutkäfer!" schrie eine Rebellin und wies auf Hesindian. Aufgeregte Stimmen sprachen durcheinander - es dauerte<br />
eine Weile, bis der Schmuggler alles verstand. Aber die Leiche des toten Priesters, die nun aus dem Schrein<br />
getragen wurde, sprach auch so eine deutliche Sprache.<br />
Ungehalten schüttelte der Offizier den Kopf: "Die Garethjas haben mit uns gestern tapfer gegen die Haffaxijas<br />
gekämpft. Warum sollten sie so etwas einzigartig Unsinniges tun?"<br />
"Weil sie Marajin das heilige Wasser stehlen wollte!" schrie Rurmanjinn.<br />
"<strong>Das</strong> dieser Magier seine Erinnerung verloren hat ist doch Beweis genug! Er hat meinen Vater getötet, das Wasser<br />
an sich genommen, da<strong>von</strong> getrunken und den Rest verschüttet!"<br />
"Was denn für Wasser, bei den göttlichen Geschwistern?"<br />
"<strong>Das</strong> heilige Wasser des Talued, das Marajin in einem Wasserschlauch bei sich hatte! Nur ich, er und die Garethjas<br />
wussten da<strong>von</strong>!"<br />
Rurmanjinn raufte sich den Bart und sah abwechselnd erst zu der Leiche seines Vaters und dann zu dem Mörder,<br />
der immer wieder angestrengt die Augen zusammen kniff und wieder öffnete, als könne er so die Erinnerung in<br />
seinen Kopf zurück zwingen. Hesindians Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er sich keineswegs selbst sicher,<br />
ob er nicht vielleicht doch der Mörder war.<br />
Odilon kniete sich neben der Leiche Marajins nieder, der mit weit aufgerissenen Augen vor ihm im Sand lag. Die<br />
Wunde in seinem linken Oberarm war nicht tief, nur wenig Blut hatte das kleine Loch in seiner Robe hinterlassen.<br />
Vorsichtig zog Odilon den Ärmel zurück.<br />
"Lass deine schmutzigen Finger <strong>von</strong> meinem Vater!" brüllte Rurmanjinn und griff nun endgültig nach seinem<br />
Jerganmesser. Meldorjin fiel ihn in den Arm. "Hör auf! Odilon hat Recht - wir müssen allen Spuren sorgfältig<br />
nachgehen, ehe wir ein Urteil sprechen, bei Schwester Hesinde!"<br />
"Hier an Land gebe ich die Befehle!"<br />
"Die Trauer um deinen Vater trübt dir den Verstand, Rurmanjinn. Du magst die Macht haben, einem Mann den<br />
Kopf abzuschlagen, aber hast du auch die Macht, ihn wieder anzufügen, wenn sich heraus stellt, dass du einen<br />
Unschuldigen getötet hast?"<br />
"Wie? Willst du damit sagen, ich hätte keinen Verstand, Yilam´djinsterer?" Rurmanjinn riss sich los und zog blank.<br />
"Wer weiß, vielleicht steckst du ja auch mit drin. Ihr verdammten Schmuggler habt die Garethjas ja überhaupt erst<br />
hierher hergebracht."<br />
"Du weißt nicht, was du sprichst! Niemand nennt mich einen Yilam´Djinsterer! Steck deine Klinge weg, oder..."<br />
Odilon sah aus den Augenwinkeln, wie mehrere Schmuggler herbei eilten, die Klingen bereits zum Kampf erhoben.<br />
Wenig fehlte, und die Schmuggler und Rebellen würden maraskanisches Blut noch vor dem der Garethjas<br />
vergießen. Ein wildes Gerangel kündigte sich an, Schimpfworte flogen hin und her, Fäuste wurden geballt. Estibora<br />
sprang trotz ihrer Verwundungen Meldorjin bei und hob drohend den Khunchomer.<br />
"Genug jetzt!" Odilon stand auf. "Meldorjin hat Recht. Lasst erst die Spuren sprechen, bevor ihr haltlos<br />
Verdächtigungen aussprecht, euch beleidigt oder noch mehr Blut vergießt."<br />
"<strong>Das</strong> sagt der Richtige!"<br />
"Ja, denn ich kenne mich mit solchen Dingen aus. Nehmt zum Beispiel diese Wunde hier..." Odilon wies auf das<br />
kleine, unscheinbare Loch in Marajins Oberarm.<br />
"Der Pfeil wurde niemals <strong>von</strong> einem Bogen abgeschossen, denn selbst wenn der Schütze weit draußen auf dem<br />
Meer gestanden hätte - was offensichtlich nicht der Fall gewesen sein kann - , das Geschoss hätte beim Aufprall<br />
mehr Schaden anrichten müssen. <strong>Das</strong> heißt, jemand muss Marajin einen vergifteten Pfeil in den Arm gestoßen<br />
haben. Warum, frage ich? Eine mit Gift bestrichene Klinge hätte den gleichen Zweck erfüllt. Aber dieser Jemand<br />
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