Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Wissen der Priesterin und ihrer garethischen Begleiter auskommen müssen. Dann hätte sich diese Reise gelohnt“<br />
fasste Meldorjin zusammen.<br />
„Gut, dann werden wir hier in Jergan <strong>von</strong> Bord gehen. Nur eine kleine Gruppe, eine zu große Gruppe würde wohl<br />
nur auffallen. Ich werde mit einer Hand voll Matrosen aufbrechen. Eine größere Anzahl an Personen birgt ein<br />
unnützes Risiko, ohne dass es wohl etwas nützen würde.<br />
Allerdings kann die Nachtwind nicht so lange im Hafen liegen bleiben. Wenn sie nicht in See sticht, sobald die<br />
Ladung gelöscht wurde, wird das auffallen. Und in zwei Tagen sind wir mit Sicherheit nicht zurück <strong>von</strong> unserer<br />
Suche. Die Nachtwind wird daher nach zwei Tagen auslaufen. Meldorjin, du wirst das Kommando führen während<br />
ich nicht an Bord bin. Du wirst uns an der Westküste wieder aufnehmen. Wir treffen uns... lass mich<br />
nachdenken...“<br />
„Ich schlage Mylendijians Klause vor. Die verfallene Kapelle liegt zwei Tagesmärsche südlich <strong>von</strong> Jergan. Ihr<br />
könnt sie vom Tal der Glühwürmchen aus gut erreichen, und ihr könnt dort gut warten. In der zerklüfteten<br />
Küstenlinie mit zahllosen kleinen vorgelagerten Inseln kann man ein Schiff gut verstecken. Und ihr könnt ganz<br />
unauffällig die Straße zur Klause nehmen. Nur am Schluss müsst ihr ein Stück durch den Dschungel.“<br />
„Ja, ich kenne den Ort.“ meinte Vegsziber. „Der Platz ist wahrlich gut geeignet.“<br />
„Gut. Dann halten wir diesen Treffpunkt fest.“ bestätigte Vegsziber. „Meldorjin, du wirst in einer Woche dort auf<br />
uns warten. Sollten wir nicht erscheinen, so wirst Du dort fortan sieben Wochen lang jeden Windstag nach uns<br />
sehen. Wenn wir dann nicht erscheinen kannst Du unser Ableben annehmen. Sollten wir dann dennoch am leben<br />
sein, so werden wir uns versuchen, nach Sinoda durchzuschlagen.“<br />
„Wen wirst Du mitnehmen <strong>von</strong> den Seeleuten?“<br />
Ich denke an Marakeijian. Er ist in Hemandu aufgewachsen und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Und<br />
dann noch Algorjin. Er ist der stärkste <strong>von</strong> uns allen. Im Fall einer Auseinandersetzung mit etwaigen Verfolgern<br />
können wir ihn gut gebrauchen.“<br />
Vegsziber ließ seinen Blick über seine Offiziere schweifen. In Gedanken ging er die Mannschaft durch.<br />
„Estibora möchte ich dabei haben. Als gewitzte Krämerseele hat sie sich ja schon erwiesen. Und dann noch Alrech<br />
und Grojiana.<br />
Meldorjin bedauerte es fast ein wenig, selbst nicht mitkommen zu können auf Schatzsuche. Aber an der Order<br />
Vegszibers gab es nichts zu rütteln. Und dass der Kapitän selbst bei der Schatzsuche dabei sein wollte war ihm <strong>von</strong><br />
Anfang an klar gewesen. Aber er sagte nichts. Vegsziber ging mit seiner Truppe <strong>von</strong> Bord. Meldorjin kümmerte<br />
sich darum, dass das Schiff entladen wurde. Zwei Tage später legte die Nachtwind wieder ab, mit Ziel<br />
Mylendijians Klause.<br />
***<br />
"Ihr sucht also..." Der Mann mit den stahlgrauen Augen blätterte einen Augenblick unruhig in einem Stoß<br />
Pergamente, die vor ihm auf dem Tisch lagen, bevor sein Blick auf die Kakerlake fiel, die neben dem Becher<br />
Branntwein über den Tisch huschte. Ein wütender Fausthieb verwandelte die handtellergroße Schabe in einen<br />
Haufen rötlichbraunen Matsch mit einem Kopf, der den Hauptmann der Karmothgarde wütend anfauchte, bevor<br />
dieser seinen Dolch in die eichenen Tischbohlen trieb, genau in den verblichenen Leib des Untiers.<br />
"Verfluchtes <strong>Maraskan</strong>!" keuchte Hauptmann Jobst Brackenburger, Kommandant der Nuraner Garnison, und<br />
glotzte mit seinem unrasierten, bulligen und schweißbedeckten Gesicht zu seiner Gegenüber, während er die<br />
Überreste der Kakerlake <strong>von</strong> der Klinge gegen die Tischkante strich. Die klaffende, glühend rote, offenbar schlecht<br />
verheilte Narbe in seiner rechten Gesichtshälfte wies nun genau auf den Fürstkomtur, der hinter dem Schaukelstuhl<br />
des Festungskommandanten an der Wand hing. Andromejia fiel auf, das über der hässlichen, fahlrosafarbenen<br />
Wulst, die wohl irgendein Schnitter oder Jerganmesser vor vielen Dämonenläufen hinterlassen haben mochte, noch<br />
immer schwarzes Blut glänzte. Ob es sich dabei um das Mal eines Paktierers handelte? Gut möglich, denn der<br />
stämmige, muskulöse Mann kam ihr auffallend fahrig, ja, jähzornig vor, obwohl bislang kaum mehr als die<br />
drückende Hitze der Tropen seinen Unmut erregt hatte. Aber der Branntwein - die Tuzakerin roch das süßlichherbe<br />
Aroma eines "Offenbarung der Zwillinge" - schien wenig dazu angetan, den Mann im Garether Plattenpanzer zu<br />
entspannen.<br />
Der muskelbepackte kleine Mann mit Wehrheimer Bürste, der aussah wie ein Kampfeber, musste ein Paktierer<br />
sein, dachte Andromejia. Jeder Normalsterbliche würde in so einer Rüstung, bei dieser Hitze einfach tot umfallen.<br />
Ihr Blick verfing sich auf den Schreckkopf über den Schultern des Kriegers, die er ihr nun zuwies, während er in<br />
ein glucksendes Kichern verfiel und den Dolch zurück in die Scheide steckte.<br />
"Ihr sucht also das Tal der..." - erneut ein unterdrücktes Lachen - "das Tal der Glühwürmchen. Warum nicht die<br />
gleich magische Elfenstadt Simsaladingsbums oder den Stein der Weisen am Grund des Neunaugensees. Verzeiht,<br />
aber Rayo Brabaker...also, Euer Komtur..." <strong>Das</strong> schwarze Lederwams unter der Rüstung knarrte, als sich der Mann<br />
wieder aufrecht in seinen thronähnlichen Stuhl hievte. "Er scheint viel Zeit zu haben, merkwürdigen Geschichten<br />
nachzugehen. <strong>Das</strong> Tal der Glühwürmchen, ja da<strong>von</strong> habe ich schon gehört. Alrech, nich´ nachlassen, sonst<br />
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