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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

Wir wachten davon auf, dass die Tür zu unserer Zelle geöffnet wurde und fuhren beide<br />

erschrocken in die Höhe. Das ich überhaupt eingeschlafen war, grenzte für <strong>mich</strong> an ein<br />

Wunder. Eine junge Frau brachte uns Sandwichs und Kaffee.<br />

„Hier, esst, vor heute Abend gibt es nichts wieder.“, herrschte sie uns an und wir<br />

griffen ausgehungert nach den Tellern.<br />

Gierig stopften wir das Brot in uns hinein und schon hieß es:<br />

„Los, hoch jetzt. Ihr werdet sehnsüchtig erwartet.“<br />

Steif kamen wir auf die Beine. Ungefesselt wurden wir nach draußen geführt und es<br />

ging ein kurzes Stück in den Dschungel. Endlich sagte die Frau:<br />

„So, da wären wir. Ihr seht die Bänder, die dort drüben gespannt sind?“<br />

Sie deutete auf ein rotes Band, das sich in einem großen Rechteck um kleine, in den<br />

Boden gerammte Pfähle zog. Es diente ganz offensichtlich als Markierung für ein größeres<br />

Gebäude. Wir nickten.<br />

„Gut. Hier sind Spaten und Schaufeln, ihr werdet an jedem Pfahl ein Loch buddeln.<br />

Einen Meter dreißig tief und vierzig Zentimeter im Durchmesser, verstanden?“<br />

Hastig nickten wir.<br />

„Was passiert, wenn ihr zu fliehen versucht oder nicht schnell genug arbeitet, hat<br />

Richard euch gesagt. Ihr solltet seinen Worten lieber Glauben schenken, das ist besser für die<br />

Kerle, die bei euch waren.“<br />

Sie drücke uns Spaten in die Hand und verschwand einfach. Wir waren auf der Bau-<br />

stelle hier nicht die einzigen Menschen. Einige andere Leute waren ebenfalls am Schaufeln.<br />

Es gab noch einige dieser gespannten Bänder auf der freien Fläche. Insgesamt schienen es<br />

acht Gebäude zu sein, die hier entstehen sollten. Sie würdigten uns keines Blickes und so be-<br />

schlossen wir, uns genauso zu verhalten. Gemeinsam gingen wir zum ersten Pfahl hinüber<br />

und begannen zu Buddeln.<br />

Schnell lief uns der Schweiß am Körper herab, aber wir strengten uns an. Die<br />

Drohung, die Männer zu erschießen, steckte uns mehr als nachhaltig in den Knochen. Wir<br />

wechselten kaum ein Wort und schufteten in der glühenden Sonne an den Löchern. Leider<br />

konnten wir nicht verhindern, dass auf diese Weise unsere Gedanken immer wieder zu Jim,<br />

Jack und Sayid drifteten. Was mochte mit ihnen geschehen sein? Wo waren sie? Mussten sie<br />

vielleicht auch irgendwo hier im Dschungel schuften? Jim würde ... Er würde starke Rücken-<br />

schmerzen haben, da war ich sicher. Fast hätte ich aufgeschluchzt, zwang aber die Tränen<br />

zurück. Wie lange er, wenn sie auch arbeiten mussten, diese Schufterei durchhalten würde,<br />

konnte ich mir ausrechnen. Nicht lange. <strong>Der</strong> Gedanke daran, dass er sehr schnell sehr starke<br />

Schmerzen bekommen würde, verursachte mir heftige Übelkeit und ich stöhnte gequält auf.<br />

- Hör auf, ständig an ihn zu denken! -<br />

giftete ich <strong>mich</strong> selbst an.<br />

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