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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

„Aber sie wissen scheinbar, wo wir hin wollen. Und sie wissen vielleicht auch schon,<br />

wer ich bin. Dann wird es garantiert gefährlicher für uns. Denn scheinbar lag ihnen ja sehr<br />

viel daran, dich aufzuhalten, zu Grandpa zu gelangen und ebenso viel, zu erfahren, zu wem du<br />

eigentlich wolltest.“<br />

Jim nickte.<br />

„Oh, ja, ihnen lag sehr viel daran.“<br />

Seine Linke strich unbewusst über seine Seite, dort, wo die Kerle ihm den Schrauben-<br />

zieher ins Fleisch gerammt hatten. Ihm war klar, dass er nicht sehr viel länger durchgehalten<br />

hätte, und wäre ihm nicht doch noch die Flucht gelungen, hätte er alles verraten, was er<br />

wusste. Dieses Wissen ärgerte und beschämte ihn, machte es ihm doch klar, dass er nicht so<br />

hart und stark war, wie er gerne gewesen wäre. Aber ein Fachmann hätte Jim sagen können,<br />

dass jeder Mensch Schmerzen nur begrenzt auszuhalten im Stande war und früher oder später<br />

bereit sein würde, alles zu tun, um weitere Qualen zu vermeiden. Aus diesem Grunde war<br />

Folter ja ein so probates Mittel, Informationen zu erhalten. Ich bemerkte, dass Jim offensicht-<br />

lich trüben Gedanken nach hing und frage:<br />

„Worüber denkst du nach? Wie wir ihnen entkommen können?“<br />

Ertappt schüttelte er den Kopf.<br />

„Nein, eigentlich hab ich darüber nachgedacht, dass ich kurz davor war, ihnen alles zu<br />

verraten, was sie wissen wollten.“<br />

Er starrte verbissen aus dem Fenster und ich ahnte, was ihm durch den Kopf ging.<br />

„Jim, das ist kein Zeichen von Schwäche, okay? <strong>Der</strong> menschliche Körper ist nicht so<br />

konstruiert, unbegrenzt Schmerzen ertragen zu können. In der Medizin waren Schmerzmittel<br />

das Erste, wonach geforscht wurde. Schon die Frühformen des Homo sapiens waren darauf<br />

aus, Möglichkeiten zu finden, Schmerzen zu lindern. Jedes Lebewesen möchte Schmerzen<br />

vermeiden. Du hast vermutlich länger durchgehalten als viele andere dies gekonnt hätten und<br />

bist sogar noch aus eigener Kraft entkommen. Du hast keinen Grund, dich zu schämen.“<br />

Jim sah <strong>mich</strong> an und ein Lächeln umspielte kurz seine Lippen.<br />

„Kannst du Gedanken lesen?“, fragte er <strong>mich</strong>.<br />

Ich lachte.<br />

„Ja, wenn sie sich auf einem Gesicht so offen widerspiegeln wie gerade bei dir.“<br />

Ich warf erneut einen Blick in den Rückspiegel und erschrak. <strong>Der</strong> Ford war nur noch<br />

zwei Wagen hinter uns.<br />

„Scheiße!“, entfuhr mir.<br />

Jim drehte sich ebenfalls wieder herum und fluchte ungehalten.<br />

„Himmel, Arsch und Zwirn. Die kommen näher. Ich kann aber nicht erkennen, wer in<br />

der Karre sitzt.“ Ein Schatten huschte über sein Gesicht und er fügte genervt hinzu: „Noch<br />

mal kriegen die <strong>mich</strong> nicht. Nicht lebend!“<br />

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