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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

Klinge ausüben konnte. Endlich hatte er es geschafft. Klatschnass geschwitzt musste er erst<br />

einmal tief durchatmen. Er kniete sich rückwärts zum Säbel hin und tastete so lange, bis er<br />

eine gute Position gefunden hatte. Langsam fing er an, das Seil über die alte Klinge hin und<br />

her zu schieben. Seine Hände waren taub, die Fesseln saßen sehr stramm. Jim bewegte immer<br />

wieder die Finger, um die Blutzirkulation halbwegs aufrecht zu erhalten und rieb das Seil<br />

wieder und wieder über die Klinge. Phasenweise hatte er das Gefühl, einfach nicht mehr die<br />

Kraft zu haben, weiter zu machen. Seine Handgelenke bluteten, weil er immer wieder gegen<br />

den rostigen, schartigen Stahl kam. Aber endlich, Stunden später, so kam es ihm vor, spürte<br />

er, wie das Seil sich etwas lockerte. Verbissen arbeitete er weiter und schließlich gab es einen<br />

Ruck. Jim spürte unendlich erleichtert, wie das Seil unter einer letzten Kraftanstrengung von<br />

seiner Seite durchriss.<br />

Stöhnend nahm Jim die endlich befreiten Hände nach vorne und rieb sich abwechselnd<br />

die Schultergelenke. Langsam ließen die Schmerzen dort nach und er bewegte vorsichtig die<br />

Arme, um die verspannte Muskulatur zu locken. Nun aber setzte die Durchblutung der Hände<br />

schwungvoll wieder ein und verursachte für einige Minuten so heftiges Kribbeln und<br />

Brennen, dass Jim die Zähne knirschend aufeinander biss. Krampfhaft versuchte er, die Finger<br />

zu bewegen, um den Vorgang zu beschleunigen. Und endlich ließen auch diese Schmerzen<br />

nach. Er betrachtete wehmütig seine Handgelenke. Diese waren an vielen Stellen aufgerissen<br />

und bluteten. Nicht zu ändern. Er überlegte ernsthaft, wie es weiter gehen sollte. Und kam<br />

schnell zu dem Schluss, dass er versuchen würde, zurück zum Dorf zu kommen. Er musste<br />

wissen, was mit Kate und Juliet passierte. Und vielleicht erwischte er Jin und Miles auf einem<br />

Kontrollgang und konnte sich von ihnen helfen lassen. Jim erhob sich und machte sich auf<br />

den Weg. Er blieb im Dschungel, obwohl er auf der Straße besser vorangekommen wäre.<br />

Aber das Letzte, was er wollte, war, einem der Leute aus der DHARMA Initiative zu be-<br />

gegnen. Auf der Wanderung fand er Obst und konnte damit Hunger und auch Durst stillen.<br />

Schließlich war Jim weniger als eine viertel Meile vom Sonarzaun entfernt. Es wurde langsam<br />

dunkel. So machte er für heute Schuss und versuchte, sich aus Laub und Gras ein halbwegs<br />

bequemes Nachtlager zu bauen. Er dachte an Kate und Juliet und daran, wie knapp er heute<br />

dem Tod davon gekommen war. Erst jetzt kam er wirklich dazu, darüber nachzudenken. Er<br />

war schon oft in Lebensgefahr gewesen, aber noch nie hatte er die Hilflosigkeit kennen ge-<br />

lernt, eingesperrt darauf zu warten, dass man ihn aus der Zelle holen würde, um ihn zu töten.<br />

Nachträglich spürte er, wie ihm Schauer über den Körper liefen. Juliet hatte sich für ihn ge-<br />

opfert, hoffentlich musste sie das nicht zu teuer bezahlen.<br />

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