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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

Schlafzimmer. Einen Moment stand ich unschlüssig vor der Tür, doch schließlich öffnete ich<br />

sie entschlossen. Sawyer lag im Bett, drehte mir den Rücken zu und rührte sich nicht.<br />

Langsam ging ich zum Bett hinüber und setzte <strong>mich</strong> auf die Kante. Ich atmete tief ein.<br />

„Hör zu, es tut mir leid. Ich war vorhin völlig durcheinander. Verstehst du? Ich habe<br />

Menschen getötet! Ich habe die Beherrschung verloren. Ich hatte ... nicht das Recht, so was zu<br />

sagen, du hast wirklich keine Schuld daran.“<br />

Er reagierte nicht auf meine Worte und ich konnte es ihm nicht verdenken.<br />

„Sawyer, bitte, es tut mir wirklich leid, okay. Ich war mehr als ungerecht und habe nur<br />

einen Sündenbock gesucht.“<br />

Leise stieß er hervor:<br />

„Nein, du hattest absolut Recht. Ich hab dich in diese ganze Scheiße mit rein gezogen.<br />

Sobald es mir besser geht, werd ich verschwinden und du wirst <strong>mich</strong> nie wieder sehen, das<br />

versprech ich dir.“<br />

Komischerweise ließen seine Worte mir eine Gänsehaut über den Körper laufen. Ich<br />

legte ihm sanft eine Hand auf den Arm und sagte ruhig:<br />

„Du spinnst doch. Ich werde dir weiter helfen. Mehr als dich um Entschuldigung<br />

bitten kann ich nicht, aber ich werde dich bestimmt nicht alleine losrennen lassen.“<br />

Resigniert erwiderte Sawyer:<br />

„Ja, weil dein Großvater dich darum gebeten hat.“<br />

Ich schüttelte den Kopf.<br />

„Nein! Weil ich dich mag. Und weil ich das Gefühl habe, du wirst noch öfter Hilfe<br />

brauchen. Irgendetwas sagt mir, dass du nicht das erste Mal in Schwierigkeiten steckst.“<br />

Mir war schon am ersten Abend bei seiner Wundversorgung eine Narbe wie von einer<br />

Schusswunde an seiner linken Schulter aufgefallen.<br />

Ich zog sanft an Sawyers Arm und rollte ihn auf den Rücken. Er versuchte, einen ab-<br />

weisenden Blick aufzusetzen, aber das gelang ihm nicht. Im Gegenteil. In seinen Augen<br />

waren immer noch eine undefinierbare, tiefe Traurigkeit zu sehen und eine erschreckende<br />

Resignation.<br />

geschafft?“<br />

„Wie kommst du darauf?“, fragte er leise.<br />

„Weil du den Eindruck machst, als hättest du schon einiges erlebt.“<br />

Er verzog das Gesicht.<br />

„Du hast ja keine Ahnung.“ Er schwieg kurz, dann fragte er verlegen: „Hast du ... es<br />

Ich wusste, was er meinte und nickte.<br />

„Ja, die sind versorgt. Ich habe sie ein ganzes Stück entfernt im Wald vergraben. Die<br />

findet keiner.“ Mir lief ein Schauer über den Rücken. „Wie lange dauert es, bis man das ver-<br />

gisst?“, fragte ich unglücklich.<br />

Sawyer zuckte die Schultern.<br />

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