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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

sich bei mir in fröhlicher Reihenfolge ab. Ich war heiser, immer wieder riefen wir nach Jim.<br />

Müde trank ich einen Schluck Wasser, dann fragte ich:<br />

„Wo wollen wir weiter machen?“<br />

Richard sah sich um.<br />

„Ich denke, wir werden ein wenig weiter südlich suchen. Dort ist das Gebüsch nicht<br />

ganz so dicht. Er wird ja nicht auf allen Vieren durch die Gegend gekrabbelt sein.“<br />

Ich nickte ergeben. Wir machten uns wieder auf den Weg. Wir suchten, bis es dunkel<br />

wurde, und hatten noch immer keine Spur von Jim gefunden. Als Richard schließlich ruhig<br />

erklärte, dass wir auf einer kleinen Lichtung die Nacht verbringen würden, hatte ich das Ge-<br />

fühl, er hätte von mir verlangt, Jim zum Tode zu verurteilen. Er musste verletzt sein, sonst<br />

wäre er sicher schon irgendwo aufgetaucht. Und nun musste er schon die zweite Nacht alleine<br />

irgendwo hier draußen verbringen, vielleicht von Schmerzen gequält und ohne Hoffnung,<br />

noch rechtzeitig gefunden zu werden. Ich sank zu Boden, wo ich gerade stand und schlug<br />

weinend die Hände vor das Gesicht. Richard setzte sich zu mir und sagte ruhig:<br />

„Jim wird von der Insel begünstigt, Kelly. Mach dir nicht zu große Sorgen.“<br />

Vollkommen verzweifelt sah ich Richard an.<br />

„Ich hoffe so sehr, dass du dich nicht irrst!“<br />

Die Nacht war noch schlimmer als die vorangegangene. Ich schlief unruhig, fuhr<br />

immer wieder hoch, weil ich mir einbildete, Jim verzweifelt schreien zu hören und gab<br />

schließlich entnervt auf. Leise erhob ich <strong>mich</strong>. Ich setzte <strong>mich</strong> an einen Baum gelehnt ein<br />

Stück abseits der Anderen auf den Boden und wartete ungeduldig darauf, dass es endlich<br />

dämmerte. Die nächtlichen Geräusche um <strong>mich</strong> herum waren gleichermaßen beruhigend wie<br />

auch bedrohlich. Einmal meinte ich in einiger Entfernung so etwas wie ein Knurren zu hören,<br />

dann aber sagte ich mir, dass es Einbildung gewesen sein musste. Als endlich die Dunkelheit<br />

von den ersten Strahlen der Sonne vertrieben wurde, atmete ich erleichtert auf. Und schon<br />

eine Stunde später waren wir wieder unterwegs. Weiter gingen wir im Zickzack durch den<br />

Wald, riefen und sahen quasi hinter jedem Baum nach, ob wir Jim irgendwo sehen konnten.<br />

Ich wurde mit fortschreitendem Tag immer mutloser und verzweifelter. Auch Richard schien<br />

immer öfter darüber nachzudenken, umzukehren. Sollte er dies beschließen, würde ich alleine<br />

weiter suchen, so viel war sicher. Als es erneut Abend wurde, mussten wir abermals Rasten.<br />

„Wie weit sind wir von eurem Lager jetzt entfernt?“, fragte ich unglücklich, als wir zu-<br />

sammen um ein kleines Lagerfeuer saßen.<br />

Richard überlegte nicht lange.<br />

„Wir sind kaum acht Kilometer entfernt. Gelaufen sind wir durch den Zickzackkurs<br />

natürlich erheblich weiter.“ Er sah ins Feuer, dann erklärte er ruhig: „Kelly, dir ist klar, dass<br />

die Chancen, ihn zu finden, immer geringer werden, oder? Wenn er verletzt ist, ist die<br />

Hoffnung, ihn nach drei Tagen noch lebend zu finden, sehr fragwürdig.“<br />

Ich nickte unter Tränen.<br />

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