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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

„Okay, dann bleibst du über Nacht hier. Miles, du kannst wieder an die Arbeit gehen.“<br />

<strong>Der</strong> junge Mann nickte und grinste Jim an.<br />

„Dann lass dich mal verwöhnen, Lafleur.“<br />

Er verschwand und Jim und ich waren alleine.<br />

„Bleib noch liegen, ich mache eines der Betten fertig.“, erklärte ich und verließ fast<br />

fluchtartig den Behandlungsraum.<br />

Im Schlafsaal bereitete ich ein Bett vor und musste zwangsläufig zu Jim zurückkehren.<br />

„So, Bett ist fertig, komm, ich helfe dir.“<br />

Jim richtete sich auf und schwang die Beine von der Liege. Er stützte sich auf <strong>mich</strong><br />

und so humpelte er in den Nebenraum hinüber. Aufseufzend sank er auf das Bett und ich half<br />

ihm, sich den Overall auszuziehen. Erleichtert machte er es sich bequem. Ich deckte ihn zu<br />

und als er dort in dem Bett lag, konnte ich nicht mehr verhindern, dass mir Tränen in die<br />

Augen schossen. Schnell drehte ich <strong>mich</strong> herum, murmelte etwas von Aufräumen und musste<br />

<strong>mich</strong> beherrschen, um nicht aus dem Saal zu rennen. Ich eilte auf die Toilette und dort brach<br />

ich weinend zusammen. Ich hatte das Gefühl, nicht wieder zurück in den Schlafsaal gehen zu<br />

können. Jim dort verletzt im Bett liegen zu sehen, war der berühmte Tropfen, der mein Fass<br />

zum <strong>Über</strong>laufen gebracht hatte. Die Erinnerung daran, wie ich ihn vor weniger als acht<br />

Wochen zu Großvaters Haus geschafft hatte, halb tot, von nackter Angst erfüllt, war zu über-<br />

wältigend. Wie, um alles in der Welt sollte ich zu ihm zurückgehen, ohne <strong>mich</strong> zu verraten?<br />

Hätte ich wenigstens einen Menschen gehabt, mit dem ich <strong>mich</strong> hätte über alles unterhalten<br />

können. Aber da gab es niemanden.<br />

Irgendwann hatte ich <strong>mich</strong> so weit beruhigt, dass ich den Mut aufbrachte, den Wasch-<br />

raum zu verlassen. Dass meine Augen vom Weinen geschwollen waren, vergaß ich komplett.<br />

Ich griff eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und kehrte damit zu Jim zurück, der mit<br />

zusammengebissenen Zähnen im Bett lag.<br />

„Schmerzen?“, fragte ich leise.<br />

Er knurrte genervt und grummelte:<br />

„Kann man so sagen ...“<br />

Ich nickte.<br />

„Ich werde dir was holen, Moment.“<br />

Ich eilte an den Medikamentenschrank und nahm zwei Schmerztabletten aus einem<br />

Glas. Damit kehrte ich zu Jim zurück und drückte ihm Wasser und Tabletten in die Hand. Er<br />

sah <strong>mich</strong> an und sagte:<br />

„Danke.“<br />

Plötzlich stutzte er. Er hatte meine rot geweinten Augen gesehen. Schnell spülte er die<br />

Tabletten hinunter und schaute <strong>mich</strong> erneut an.<br />

„Was ist denn los? Kann ich was für dich tun?“<br />

- Ja! Dich an <strong>mich</strong> erinnern! -<br />

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