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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

es ein Rascheln, schließlich ein Knurren. Schnell und flach atmete er und musste sich be-<br />

herrschen, seine Zähne nicht aufeinander klappern zu lassen vor Angst. Er hatte Hunger und<br />

Durst. Ob sie ihn wohl suchten? Natürlich. Kelly würde nicht aufgeben. Als er an sie dachte,<br />

füllten sich seine Augen mit Tränen und er schob den Gedanken energisch zur Seite.<br />

Stattdessen richtete er sich irgendwann wieder halb auf und fing an, sich langsam und vor-<br />

sichtig rückwärts zu schieben. Seine Beine schleiften nutzlos über den Boden und Jim stöhnte<br />

auf. Nein, er wollte auf das Vertrauen, was Jules ihm gesagt hatte! Er würde sich nicht auf-<br />

geben. Verdammt noch mal, er hatte schon ganz andere Situationen geschafft.<br />

Endlich spürte er hinter sich eine Wand. Erleichtert lehnte er sich dagegen und ver-<br />

suchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Mit zitternden Händen tastete er nach<br />

seinem Rücken und zuckte aufkeuchend zusammen, als er eine große, schmerzende Beule<br />

kurz oberhalb seines Hosenbundes spürte. Dann aber jagten Wogen der Erleichterung durch<br />

ihn hindurch. Juliet musste Recht haben. Das war eine heftige Prellung, die er sich bei dem<br />

Sturz zugezogen hatte!<br />

„Oh, Gott, danke.“, flüsterte er in die Dunkelheit hinein.<br />

Er saß in relativ entspannter Haltung still und bemühte sich, keine deprimierenden<br />

Gedanken zuzulassen. Er würde hier einfach ein wenig sitzen und warten, dass die<br />

Schwellung abklang. Und dann würde er einen Ausweg finden. Oder gefunden werden. Er<br />

warf immer wieder Blicke nach oben, zu dem hellen Fleck an der Höhlendecke. Das war<br />

sprichwörtlich sein Licht in der Finsternis. Als dieses Licht immer trüber wurde, wusste Jim,<br />

dass draußen die Nacht herein brach. Wieder spürte er Angst in sich aufsteigen. Lange<br />

Stunden totaler Dunkelheit warteten auf ihn. Sein Herz raste. Aber er zwang sich, ruhig zu<br />

bleiben. Panik nutzte ihm nichts. Irgendwann wurde er müde und ließ sich seitlich auf den<br />

Boden sinken. So gut es ging rollte er sich zusammen. Dann schloss er die Augen und hoffte,<br />

einschlafen zu können. Und schließlich gelang ihm dies auch.<br />

Als er aufwachte, war der helle Punkt in der Decke wieder da und Jim seufzte er-<br />

leichtert auf. Auch, wenn ihm das hier unten nichts nützte, war es doch wie ein Hoffnungs-<br />

schimmer, der dort über ihm leuchtete. Er setzte sich langsam auf und zuckte heftig zu-<br />

sammen. Unwillkürlich hatte er versucht, die Beine zu bewegen und sie gehorchten ihm<br />

wieder. Mühsam, aber er hatte wieder Gefühl in ihnen. Vor Erleichterung schossen ihm kurz<br />

Tränen in die Augen, die er ärgerlich fort wischte. Dann versuchte er, die Beine anzuziehen<br />

und auch da spielten sie mit. Jetzt setzte auch schlagartig sein in Krisen so gut<br />

funktionierender Verstand wieder ein. Er lag zwei Tage hier, keiner war gekommen, um ihn<br />

zu Retten, sie würden ihn hier nicht finden. Also musste er verdammt noch mal selbst etwas<br />

zu seiner Rettung tun. Entschlossen versuchte er, auf die Füße zu kommen und auch, wenn es<br />

zu ziemlichen Schmerzen im Rücken führte, schaffte er es schließlich. Wackelig und steif<br />

stand er da und wartete ein paar Minuten, dann hörte das Zittern der Beine langsam auf.<br />

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