07.03.2013 Aufrufe

1) Der Angriff - Über mich

1) Der Angriff - Über mich

1) Der Angriff - Über mich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

By<br />

Frauke Feind<br />

ich nicht verstanden hatte. Aber er hatte gelacht und geantwortete, dass das Haus etwas war,<br />

das wirklich absolut niemanden etwas anging. Eigenartigerweise war es bisher auch nicht<br />

entdeckt worden. Allerdings führte auch nur ein sehr schlecht befahrbarer Weg hierher und<br />

die Umgebung gehörte nicht zum Wander- oder Jagdgebiet. Hinter dem Haus war eine große<br />

Garage und in diese fuhr ich den Jeep hinein. Ich sprang aus dem Wagen, schloss das<br />

Garagentor und hetzte zur Tür, die durch die Garage ins Haus führte. Ich schloss auf, zündete<br />

einige Gaslampen an, schlüpfte im Schlafzimmer aus meiner dicken Winterjacke und eilte,<br />

ein Stoßgebet zum Himmel sendend, wieder zum Jeep zurück. Ich riss die hintere Tür auf und<br />

holte erst einmal tief Luft. Ich griff nach dem jungen Mann und versuchte, ihn in eine sitzende<br />

Position zu ziehen.<br />

Als ich das geschafft hatte, legte ich ihm zwei Finger an die Halsschlagader und<br />

atmete erleichtert auf, als ich schwachen Puls fühlte. Gott sei Dank lebte er noch. Jetzt kam<br />

ein hartes Stück Arbeit für <strong>mich</strong>. <strong>Der</strong> Junge war groß, bestimmt 1,90 m und wog dement-<br />

sprechend, obwohl er schlank und durchtrainiert war.<br />

„Okay, dann wollen wir mal. Kraftsport soll ja gut sein ...“, flüsterte ich leise.<br />

Ich packte den jungen Mann unter den Achseln und war dankbar, dass er ohne Be-<br />

sinnung war. So spürte er wenigstens keine Schmerzen. Es kostete <strong>mich</strong> fast zehn Minuten,<br />

bis ich ihn aus dem Wagen ins Haus, durch den Flur ins Schlafzimmer und dort aufs Bett ge-<br />

hievt hatte. Mir zitterten vor Anstrengung die Knie und ich war schweißgebadet. Aber er lag<br />

auf dem Bett. Als ich wieder zu Atem gekommen war rannte ich ins Badezimmer und raffte<br />

dort Handtücher, Waschlappen und einen erstklassig ausgestatteten Erste Hilfe Kasten an<br />

<strong>mich</strong> und schleppte alles ins Schlafzimmer. Ich hatte meine dicke Winterjacke vorhin achtlos<br />

auf den Boden geworfen und stieß sie jetzt mit dem Fuß noch ein wenig weiter aus dem Weg.<br />

Nun zog ich mir einen kleinen Tisch ans Bett, der im Schlafzimmer stand. Dort stellte ich<br />

alles ab und eilte in die Küche. Hier griff ich mir einen Eimer, der unter der kleinen Spüle im<br />

Schrank stand und füllte ihn mit Wasser. Auch diesen schleppte ich ins Schlafzimmer und nun<br />

kam Teil zwei der Kraftanstrengung: Ich musste meinem Patienten irgendwie die Kleidungs-<br />

stücke ausziehen. Wer schon einmal einen besinnungslosen Menschen bewegt hat, weiß, wie<br />

schwer ein solcher Mensch ist. Ich kämpfte minutenlang, dann war ich erneut klatschnass<br />

geschwitzt, aber der junge Mann lag nur noch in Boxershorts vor mir. Und nun endlich konnte<br />

ich <strong>mich</strong> seinen Verletzungen widmen.<br />

Die Wunden an seiner Seite sowie die an den Oberschenkeln waren offensichtlich Ein-<br />

stiche, aber zu klein für ein Messer. Es wirkte eher, als hätte ihm jemand einen kleinen<br />

Schraubendreher oder ähnliches in den Körper gerammt. Die Wunden waren nicht wirklich<br />

gefährlich, aber geschickt an sehr schmerzempfindlichen Stellen platziert und hatten stark<br />

geblutet. Ich reinigte sie gründlich und legte Pflasterverbände an. Das Gleiche war es mit den<br />

vielen Schnittwunden, die sich über seinen ganzen Oberkörper verteilten. Alle nur oberfläch-<br />

- 9 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!