1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind
„Alles in Ordnung, es sind nur die Fackeln, die sind heruntergebrannt.“
Er atmete schnell und flach und flüsterte:
„Ist mir klar. Aber diese Dunkelheit macht mich fertig. Du hast keine Vorstellung, wie
entsetzlich das war. Du hast ständig das Gefühl, etwas schleicht um dich rum, hörst Ge-
räusche, die es nicht gibt, hast sogar das Gefühl, Schatten huschen zu sehen. Ich bin wirklich
kein Feigling, aber das möcht ich nicht noch mal erleben müssen.“
„Glaube ich dir.“
Ich zog ihn eng an mich und sagte:
„Komm, mach die Augen zu, dann siehst du nicht, wie dunkel es ist. Du fühlst und
hörst nur mich, okay?“
Ich spürte, wie sein Kopf auf meiner linken Schulter zur Ruhe kam und konnte fühlen,
wie er langsam wieder entspannte. Sehr leise sagte er:
„Weißt du, bei dir hab ich nie das Gefühl, mich für irgendwas schämen zu müssen. Du
akzeptierst so kommentarlos all meine … Empfindungen, Schwächen und Gefühle, es ist un-
glaublich. Kate hat mich immer aufgezogen, wenn ich mal versucht hab, mich ihr zu öffnen.
Darum hab ich‟s irgendwann gelassen.“
Ich spielte sanft mit seinen Haaren und erklärte:
„Jim, du bist doch kein gefühlloser Superheld. Wir alle haben vor irgendwas Angst,
der eine mehr, der andere weniger. Aber sicher ist davor niemand. Wenn du wüsstest was mir
alles Angst macht. Und meine allergrößte Angst ist, dass dir etwas zustößt. Weißt du, ich war
vorher mit einem Mann zusammen, der seine Gefühle nie gezeigt hat. Er hielt sich für den
Größten deswegen. Dachte, ich würde ihn auch für einen ganzen Mann halten, wenn er keine
Emotionen zeigt. Ich wusste nie, woran ich war. Das war schlimm. Er gab sich immer cool
und überlegen. Zu Anfang fand ich es bedingt ja noch halbwegs in Ordnung, irgendwann
ödete es mich nur noch maßlos an. Eines schönen Tages erklärte ich ihm, dass er sich eine
andere Frau suchen könnte. Da hat er dann plötzlich Gefühle gezeigt! Und was für welche. Er
rastete vollkommen aus, schrie mich an, wie ich dazu kommen würde, zu denken, ich könne
mit ihm Schluss machen. Ich erklärte ihm, dass ich ihn für einen Idioten hielt. Daraufhin …“
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme anfing zu Zittern. „Daraufhin fing er an,
mich zu Schlagen.“
Ich spürte, wie alles in Jim sich verkrampfte.
„Was?“
Ich nickte in der Dunkelheit und fuhr fort.
„Ja, er schlug mich windelweich. Ich versuchte, mich zu wehren und habe ihm mit
aller Kraft zwischen die Beine getreten. Dann wollte ich fliehen, doch der Dreckskerl erholte
sich schneller als ich gedacht hatte. Er rappelte sich auf die Beine und ging mit einem Messer
auf mich los.“
Ich zitterte am ganzen Leib. Und Jim bebte vor Wut.
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