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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

„Zum Glück hatten meine Nachbarn den Krach gehört und wollten nachschauen, was<br />

los war. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass er <strong>mich</strong> abstechen<br />

konnte.“<br />

Tränen liefen mir bei der Erinnerung daran über die Wangen und ich zitterte wie<br />

Espenlaub. Jim hatte <strong>mich</strong> fest in seine Arme genommen und so spürte ich ihn selbst zittern<br />

vor Wut.<br />

„Er ging mit dem Messer auf einen der Nachbarn los und verletzte diesen ziemlich<br />

schwer, dann gelang es endlich, ihn zu überwältigen. Die Polizei war informiert worden und<br />

nahm ihn fest. <strong>Der</strong> Nachbar und ich wurden nach Beckley ins Krankenhaus gebracht, mein Ex<br />

ins Gefängnis. Er sitzt jetzt fünfundzwanzig Jahre wegen schwerer Körperverletzung und ver-<br />

suchtem Mordes.“<br />

gut.<br />

Jims Hand strich mir beruhigend über den Rücken und seine Anteilnahme tat mir sehr<br />

„Ich habe zehn Tage im Krankenhaus gelegen, hatte eine Nieren- und eine Leber-<br />

quetschung, er hat mir nur in den Körper geschlagen, weißt du. Als ich entlassen wurde, habe<br />

ich <strong>mich</strong> sofort zu einem Karate- und einem Selbstverteidigungskurs angemeldet. Ich werde<br />

<strong>mich</strong> nie wieder wehrlos von einem Mann schlagen lassen, das habe ich mir geschworen.“<br />

umgebracht.“<br />

Leise sagte Jim:<br />

„<strong>Der</strong> Mistkerl kann sich freuen, dass er im Knast sitzt. Sonst hätte ich ihn gesucht und<br />

Ich beruhigte <strong>mich</strong> langsam und sagte leise:<br />

„Das ist er nicht wert.“<br />

Ich drückte <strong>mich</strong> noch enger an Jim und fuhr leise fort:<br />

„Und noch weniger ist er es wert, dass ich überhaupt noch einen Gedanken an ihn ver-<br />

schwende. Verstehst du, warum ich dich so sehr liebe? Du hast von Anfang an deine Gefühle<br />

nicht vor mir versteckt. Du hast mir ein Vertrauen entgegengebracht, das <strong>mich</strong> umgehauen<br />

hat. Du hast dich mir vorbehaltlos geöffnet. Und was das Wichtigste ist, in deiner Nähe fühle<br />

ich <strong>mich</strong> immer sicher und geborgen.“<br />

Jims Stimme klang in der Dunkelheit, als kämpfe er mit Tränen, als er antwortete:<br />

„Ich bring dir genauso viel Vertrauen entgegen wie ich von dir bekomm. Du hast mir<br />

sofort vertraut, als du noch gar nicht wusstest, wer oder was ich bin. Das hab ich auch noch<br />

nie kennen gelernt, weißt du. Jeder ist mir immer mit Misstrauen begegnet. Besonders die, die<br />

wussten, was ich mach. Ist klar. Wer vertraut schon nem Betrüger. Aber du hast es sogar noch<br />

gemacht, nachdem du alles erfahren hast. Das hat nie zuvor jemand getan. Und ehrlich, auf so<br />

viel Vertrauen kann man nur mit Gegenvertrauen antworten, ist so. Ich weiß genau, dass ich<br />

<strong>mich</strong> immer auf dich verlassen kann und dass kannst du auch.“<br />

„Ich weiß das. Und es gab auch nur einen Menschen, dem ich genauso vertraut habe.<br />

Meinem Großvater. Er ist fort, dafür habe ich jetzt dich.“<br />

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