07.03.2013 Aufrufe

1) Der Angriff - Über mich

1) Der Angriff - Über mich

1) Der Angriff - Über mich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

By<br />

Frauke Feind<br />

breiteten ein unruhiges, warmes Licht. Richard hielt sich an meiner Seite. Er schwieg ver-<br />

bissen und führte uns langsam den langen Gang entlang. Immer wieder waren in regel-<br />

mäßigen Abständen runde Steinsäulen in den breiten Gang eingearbeitet, die wohl die Auf-<br />

gabe hatten, die Decke zu stützen. An den Wänden waren altägyptische Malereien zu sehen<br />

und immer wieder Hieroglyphen. Locke und Ben, die hinter uns gingen, sahen sich genauso<br />

aufmerksam um. Wobei Locke nicht den Eindruck machte, als würde das alles hier neu für<br />

ihn sein. Ben jedoch war offensichtlich fasziniert. Wir wurden nicht angetrieben, sondern<br />

konnten uns gründlich umschauen. Nach vielleicht zwanzig Metern traten wir in eine riesige,<br />

runde Halle, die ebenfalls einige dicke Steinsäulen beinhaltete. In der Mitte des großen<br />

Raumes brannte ein offenes Feuer in einer runden Steinschale. An den Wänden steckten zahl-<br />

reiche Fackeln in Halterungen. Auch hier waren die Wände mit Hieroglyphen verziert. Ein-<br />

fache Bänke, aus Stein gehauen, mit ebenfalls aus Stein gearbeiteten Tischen, verteilten sich<br />

auf zwei Nischen. Vor uns waren vier Stufen, die wir jetzt langsam hinunter traten.<br />

Aufmerksam sahen wir uns um. Ich konnte in der schummrigen Beleuchtung mindestens zwei<br />

Gänge ausmachen, die von der Halle ab gingen.<br />

Uns gegenüber stand ein sehr großer Webrahmen, auf den ein fast fertiger Teppich ge-<br />

spannt war. Langsam traten wir alle vier zu diesem Kunstwerk hinüber.<br />

Ganz oben am Rand war in altgriechischen Buchstaben: ΘEΟΙ ΣΟ΢Α<br />

ΓΟΙEΝ Ο΢Α ΦΡE΢Ι ΢Η΢Ι ΜEΝΟΙΝΑΖ eingewebt. Mühsam kramte ich<br />

in meinen Erinnerungen herum. Ich hatte <strong>mich</strong> von jeher für Mythologie<br />

interessiert und hatte zusammen mit einer guten Freundin, die Ägyptologie<br />

studiert hatte, in DC Kurse in Altgriechisch und Hebräisch belegt. Meine<br />

Freundin hatte mir auch große Einblicke in die Mythologie Ägyptens ge-<br />

geben. Wenn ich <strong>mich</strong> nicht vollkommen falsch erinnerte, hieß dieser Satz<br />

sinngemäß etwa: Mögen die Götter dir gewähren, was dein Herz begehrt.<br />

Unter dem Satz war eine Abbildung des sogenannten geflügelten Horus-Auge zu erkennen. Es<br />

wirkte, als würden die von ihm ausgehenden Sonnenstrahlen nach einigen Menschen, die<br />

unter dem Auge abgebildet waren, greifen. <strong>Der</strong> Ausgangspunkt der Strahlen, ein Kreis, sollte<br />

möglicherweise Aton darstellen. Aton war eine Erscheinungsform Amun Res, des Gottes der<br />

Sonne, des Windes und der Fruchtbarkeit, des Königs der Götter. Aton hatte unter dem<br />

Pharao Echnaton für eine kurze Zeit die Stellung des Hauptgottes der Ägypter eingenommen.<br />

Mir schoss durch den Kopf, dass dies möglicherweise ein Hinweis auf die heilenden Kräfte<br />

der Insel darstellen konnte. Horus, ein Lichtgott, hatte nach einem Kampf mit Seth, Gott der<br />

Wüste, des Chaos, der Gewalt und des Verderbens, ein künstliches Auge, das sogenannte<br />

Udjat-Auge als Ersatz für ein von Seth in diesem Kampf ausgestochenes Auge erhalten.<br />

Dieses künstliche Auge war zu einem Symbol für Heilung geworden.<br />

- 429 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!