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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

Ich bekam nur unterbewusst mit, dass die Schüsse um uns herum langsam ver-<br />

stummten. Am ganzen Leib zitternd sah ich <strong>mich</strong> um und erblickte Jin einige Schritte ent-<br />

fernt, das Gewehr noch im Anschlag, zu uns herüber schauen. Als er sah, dass mir nichts ge-<br />

schehen war, hob er die Rechte und zeigte uns den Daumen zum Zeichen, dass alles in<br />

Ordnung war. Plötzlich bemerkte ich ein Aufleuchten in Kates Augen, die das Bohrloch im<br />

Blick behalten hatte, während sie gleichzeitig versuchte, die Schusswunde an Jacks Bein ab-<br />

zudrücken. Und da wusste ich, dass etwas geschah. Ich folgte ihrem Blick und erkannte<br />

Sayid, der, ein Bündel in der Hand, neben dem Bohrloch stand und sich anschickte, das, was<br />

er in dem Bündel eingewickelt hatte, auszupacken. Hastig schlug er den Stoff zur Seite und<br />

hielt den Zünder in der Hand. Jin, der meinem Blick gefolgt war, riss das Gewehr hoch und<br />

zielte auf Sayid, aber er konnte es nicht. Er konnte nicht auf den Iraker schießen. Zu viel<br />

hatten sie gemeinsam durchgemacht, als dass er ihn jetzt kaltblütig hätte über den Haufen<br />

schießen können.<br />

Ich hatte diese moralischen Bedenken nicht. Es musste unbedingt verhindert werden,<br />

dass es Sayid gelang, den Zünder ins Loch zu werfen! Noch immer wurden vereinzelte<br />

Gegenstände auf das Loch zugesaugt und Sayid musste höllisch aufpassen, nicht getroffen zu<br />

werden. Er hielt den Zünder in der Hand und wollte sich über das Loch beugen. Ich reagierte<br />

wie ferngesteuert. Blitzschnell bückte ich <strong>mich</strong>, riss Jacks Gewehr, das neben ihm am Boden<br />

lag, an <strong>mich</strong> und zielte. Kalt drückte ich ab. Sayid wurde von der Wucht des Einschlages<br />

herum gerissen und der Zünder fiel auf den Boden neben dem Loch. Jack und Kate schrien<br />

gleichzeitig wütend und entsetzt auf. Wir warteten mit angehaltenem Atem, aber Sayid<br />

tauchte nicht wieder auf, scheinbar hatte mein Treffer ihn gründlich außer Gefecht gesetzt.<br />

Irgendwo am Rande der Baustelle hörte ich einen wütenden und verzweifelten Aufschrei. Ich<br />

fuhr zu dem Schrei herum. Daniel Faraday stolperte hinter einem Sandhaufen hervor und<br />

wollte auf das Bohrloch zulaufen. Doch so weit kam er nicht mehr. Von einer Sekunde zur<br />

Anderen schien die Welt unter zu gehen. Unter unseren Füßen setzte ein derart heftiges<br />

Vibrieren ein, dass es Jim und <strong>mich</strong> von den Füßen riss. Panisch klammerte ich <strong>mich</strong> an ihn.<br />

Aus dem Bohrloch ertönte ein Heulen und Pfeifen, das in den Ohren so schmerzte, dass ich<br />

schrie. Unerwartet schoss eine Art Lichtstrahl in den blauen Himmel über uns, der so grell<br />

war, dass wir alle den Blick abwenden mussten. Ich wusste, dass ich schrie vor Angst, hörte<br />

jedoch durch das unglaubliche Pfeifen meine Stimme überhaupt nicht. Ich spürte Jims Arme<br />

um <strong>mich</strong>, so fest, dass mir fast die Luft weg blieb und klammerte <strong>mich</strong> genauso fest an ihn.<br />

Was auch immer gerade geschah, es würde uns nicht trennen! Das Heulen und Pfeifen wurde<br />

noch lauter und plötzlich gab es einen Lichtblitz, der alles voran Gegangene dunkel er-<br />

scheinen ließ. Ich spürte Jims rasenden Herzschlag, fühlte mein eigenes Herz hoch in meiner<br />

Kehle schlagen, wusste, dass wir beide schrien. Das grelle Licht durchbohrte meine ge-<br />

schossenen Augenlider, wühlte sich durch den Sehnerv in mein Hirn und ... dann wurde es<br />

dunkel...<br />

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