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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

der ruppigen Behandlung leise Schmerzgeräusche. Endlich schien die Frau zufrieden zu sein<br />

und griff nach einer Flasche mit einer bräunlichen Flüssigkeit. Sie tränkte ein wenig Ver-<br />

bandsmull und begann, die Wunden, die die Peitsche auf Jims Rücken hinterlassen hatte, mit<br />

dieser Flüssigkeit abzutupfen. Jim wimmerte auf, obwohl er verzweifelt die Zähne auf-<br />

einander biss. Es brannte in den offenen Wunden wie Feuer. Aber auch diese Tortur war<br />

schließlich vorbei. Die Frau wartete einige Minuten, dann rieb sie Jim eine angenehm<br />

kühlende Salbe in die Wunden. Als sie fertig war, trug sie alles zu Jack hinüber und unterzog<br />

diesen der gleichen liebevollen Behandlung. Schließlich erklärte sie:<br />

„Ihr habt vierundzwanzig Stunden Ruhe, dann werdet ihr Arbeiten.“<br />

Sie verließ das Zelt und ließ die Männer verwirrt zurück.<br />

************<br />

Zwei Tage waren vergangen. Tage, in denen wir von morgens bis abends geschuftet<br />

hatten wie die Sklaven. Tage, an dessen Enden wir wie die Toten geschlafen hatten. Tage<br />

ohne ein Ende der Qual. Morgens und abends bekamen wir jeweils etwas zu Essen, mittags<br />

blieb es bei der halbstündigen Pause. Kate und ich bewegten uns inzwischen wie Roboter.<br />

Nur noch die Angst um Jim, Sayid und Jack hielt uns überhaupt auf den Beinen. Wir hatten in<br />

diesen insgesamt drei Tagen zwölf Löcher gebuddelt. Unsere Hände waren aufgescheuert bis<br />

aufs nackte Fleisch, wir hatten tatsächlich eine Salbe für sie bekommen, die wir uns abends<br />

leise wimmernd auf die offenen Wunden schmierten und die wenigstens ein bisschen<br />

Linderung brachte. Zum Grübeln waren wir viel zu erledigt. Und wenn wir einmal die Kraft<br />

fanden, nachzudenken, trieb es uns meistens Tränen in die Augen, denn dann dachten wir nur<br />

an Jim und Jack. Das wir keinen noch so kleinen Hinweis erhielten, was mit ihnen geschah,<br />

war Folter pur. Als uns an diesem Abend das Essen gebracht wurde, erklärte die Frau, die es<br />

uns immer brachte:<br />

wiedersehen.“<br />

„Morgen werdet ihr einer anderen Arbeit zugeteilt. Dann werdet ihr die Männer<br />

Diese Worte waren wie Stromschläge. Unsere Augen weiteten sich und wir starrten<br />

die Frau überrascht an.<br />

„Ihr werdet kein Wort wechseln, ihr werdet eure Arbeit machen. Ihr werdet euch<br />

einander nicht nähern. Habt ihr das verstanden?“<br />

Wie aus einem Mund stießen wir:<br />

„Ja, verstanden.“, hervor.<br />

Mein Herz polterte gegen meine Rippen und ich konnte es kaum fassen. Jim wieder-<br />

sehen. Und wenn es nur von weitem war. Endlich sehen, ob es ihm einigermaßen gut ging.<br />

Mir schossen unwillkürlich Tränen in die Augen. Als wir wieder alleine waren stieß Kate auf-<br />

geregt hervor:<br />

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