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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

Das Boarden ging schnell, da die Maschine nur halb besetzt war. Wir erreichten<br />

unsere Sitze und machten es uns so bequem wie möglich. Zehn Minuten später bekamen wir<br />

bereits Startfreigabe und die Maschine setzte sich Richtung Flugfeld in Bewegung. Als wir in<br />

der Luft waren, kam die Flugzeugbesatzung herum und brachte uns etwas zu Essen und zu<br />

Trinken. Ich hätte hinterher nicht sagen können, was es gewesen war, dass man uns servierte.<br />

Die Zeit schien deutlich langsamer zu vergehen als üblich. In meinem Magen bildete sich<br />

langsam aber sicher eine eisige Faust, die immer größer zu werden schien. Es war ein sehr<br />

unangenehmes Gefühl, in einem Flugzeug zu sitzen und auf den Absturz desselben zu warten.<br />

Jim schwankte zwischen panischer Nervosität und kompletter Erstarrung. Er tat mir unendlich<br />

leid und ich kuschelte <strong>mich</strong> dicht an ihn, flüsterte ihm zu:<br />

„Es wird schon alles gut gehen, davon bin ich überzeugt. Wir sind zusammen, das ist<br />

doch das Wichtigste.“<br />

Er sah <strong>mich</strong> an und ein befreiendes Lächeln huschte über sein Gesicht.<br />

„Da hast du Recht.“<br />

Plötzlich aber wurden seine Augen dunkel.<br />

„Die Frage ist nur, wie lange wir noch zusammen sind.“<br />

Ich schüttelte entschieden den Kopf.<br />

„Da dürfen wir nicht dran denken, wir werden zusammen bleiben.“<br />

Ich wollte nicht an irgendetwas anders denken.<br />

Die Minuten zogen sich weiter zäh wie Kaugummi dahin. Bei jedem noch so kleinen<br />

Ruck des Flugzeuges zuckten wir kollektiv zusammen und atmeten auf, wenn nichts geschah.<br />

Dabei war uns allen klar, dass irgendwann etwas geschehen musste. Wieder gab es einen<br />

Ruck, diesmal einen ziemlich starken. Ich klammerte <strong>mich</strong> an Jim und schloss die Augen.<br />

Doch erneut war es falscher Alarm und der Flieger setzte seinen Weg unverdrossen fort. Ich<br />

hatte inzwischen das Gefühl, jeden Augenblick los schreien zu müssen. Wir waren gute zwei<br />

Stunden unterwegs, was, wenn Eloise sich geirrte hatte?<br />

„Hey, alles in Ordnung?“<br />

Jims Stimme dran wie durch Watte an meine Ohren und ich schreckte hoch.<br />

„Nein, es ist absolut nicht alles in Ordnung.“, antwortete ich müde. „Wir sitzen in<br />

einem Flugzeug und warten darauf, abzustürzen, das kann man wohl kaum in Ordnung<br />

nennen, oder?“<br />

Es grinste <strong>mich</strong> frech an und erwiderte:<br />

„Frag Jack, Sayid, Hurley, Kate und Sun, die haben das schon einmal hinter sich.“<br />

Ich stieß einen kleinen, verzweifelten Lacher aus.<br />

„Wie haltet ihr alle das bloß schon solange alles aus?“, fragte ich.<br />

„Wir saufen heimlich ...“<br />

Jetzt konnte ich wirklich nur noch Lachen. Und war dankbar, dass Jims freche Klappe<br />

<strong>mich</strong> ein wenig ablenkte.<br />

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