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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

Es war, als würde das Wissen, dass Oldham Jim gefoltert hatte, erst jetzt wirklich in<br />

mein Hirn vordringen. Verzweifelt schluchzte ich los und Jim setzte sich erschrocken auf, zog<br />

<strong>mich</strong> an sich.<br />

„Du musstest so leiden ...“, wimmerte ich vollkommen aufgelöst.<br />

Jim war angesichts meines plötzlichen Ausbruchs ein wenig hilflos. Er hielt <strong>mich</strong> fest<br />

an sich gedrückt und streichelte mir zärtlich über den zuckenden Rücken. All das, was ich in<br />

den letzten Wochen angesammelt hatte, brach plötzlich mit Macht aus mir heraus. Die Vor-<br />

stellung, dass Jim dort an der Säule gefesselt vor Schmerzen geschrien hatte, oder besser ge-<br />

schrien hätte, wäre er nicht durch den Knebel stumm gemacht worden, warf <strong>mich</strong> nun voll-<br />

kommen um. Zitternd und schluchzend klammerte ich <strong>mich</strong> an ihn. Er versuchte sehr besorgt,<br />

<strong>mich</strong> irgendwie zu beruhigen, aber gegen meinen Ausbruch hatte er keine Chance. Diese<br />

ständigen Wechselbäder der letzten Tage, mal unendliche Erleichterung, sofort wieder ab-<br />

gelöst von hoffnungsloser Verzweiflung, die beständige Angst um Jim, all das musste<br />

irgendwann hervor brechen. Hilflos schluchzend hing ich an ihm und es dauerte eine Ewig-<br />

keit, bis ich <strong>mich</strong> auch nur halbwegs beruhigt hatte. Immer wieder zuckte das Bild von Jim,<br />

sich windend vor Schmerzen, an die Steinsäule gefesselt, hilflos, wehrlos, hoffnungslos, ver-<br />

zweifelt, durch meinen Kopf. Ich hatte es in den letzten Tagen erfolgreich verdrängt, zu groß<br />

war die Freude darüber, dass Jims Erinnerung wieder aktiviert worden war, gewesen. Doch<br />

jetzt brach es durch und malträtierte <strong>mich</strong> höhnisch. Irgendwann hatte ich schlicht nicht mehr<br />

die Kraft, weiter zu weinen. Vollkommen ausgelaugt hing ich in Jims Armen und zitterte wie<br />

Espenlaub. Er angelte mit einer Hand nach der zweiten Decke und zog diese um uns. So ließ<br />

er sich langsam in die Waagerechte sinken und zog <strong>mich</strong> mit sich. Ich wickelte Arme und<br />

Beine um ihn, hätte ich gekonnt, ich hätte ihn in <strong>mich</strong> aufgesaugt.<br />

sehen ...“<br />

Sanft fragte Jim <strong>mich</strong>:<br />

„Na, geht‟s wieder?“<br />

Leise wimmerte ich:<br />

„Nicht wirklich. Du machst dir überhaupt keine Vorstellung, wie es war, dich so zu<br />

Ich hatte meinen Kopf auf seine Brust gelegt und konnte hören, wie sein Herzschlag<br />

sich beschleunigte.<br />

„Kann ich schon, wenn ich‟s mir anders herum vorstell ...“, sagte er leise und zog<br />

<strong>mich</strong> ebenfalls noch enger an sich.<br />

„Aber der Mistkerl ist in den ewigen Jagdgründen, er wird weder mir noch dir noch<br />

irgendwem mehr was tun, Sheena.“<br />

„Es ging viel zu schnell!“, stieß ich hasserfüllt hervor. „Ich hätte ihn nur verletzen<br />

sollen und langsam und qualvoll töten.“<br />

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