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1) Der Angriff - Über mich

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Frauke Feind<br />

„Wir sollten Schluss machen für heute. <strong>Der</strong> Rückweg wird erheblich anstrengender<br />

und wir sollten uns nicht verausgaben.“<br />

Erleichtert ließen wir uns auf den Boden sinken und steckten die Fackeln in den er-<br />

staunlich weichen Boden. Er war nicht aus Fels, scheinbar war nachträglich Erde herein ge-<br />

schafft worden. Ich lehnte <strong>mich</strong> an die Wand und Jim lag so schnell mit dem Kopf auf meinen<br />

Oberschenkeln, dass ich keine Chance mehr hatte, ihm dies auszureden. Nicht, dass ich es<br />

getan hätte.<br />

Wir kauten auf Fleisch und Obst herum und unterhielten uns leise. Die Dunkelheit um<br />

uns herum war bedrückend, trotz der Fackeln und ich fragte <strong>mich</strong> unwillkürlich, wie Jim sich<br />

hier in vollkommener Dunkelheit, alleine, halb verdurstet, verletzt und ohne Hoffnung gefühlt<br />

haben musste. Unwillkürlich traten mir Tränen in die Augen und ich legte ihm meine Hand<br />

auf die Brust.<br />

„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte ich besorgt.<br />

„Ja, Sheena, mir geht‟s gut. Wie sieht‟s bei dir aus?“<br />

Ich schluckte.<br />

„Ich versuche mir gerade nicht vorzustellen, wie du dich gefühlt haben musst.“<br />

Ich spürte augenblicklich, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und er leicht zitterte.<br />

„Nicht so toll, geb ich zu. War n Scheißgefühl.“<br />

Seine Rechte verirrte sich auf meine Hand und drückte diese sanft.<br />

„Bin froh, dass ich nicht wieder alleine und ohne Licht hier rumstolpern muss.“<br />

Mein Herz krampfte sich vor Mitgefühl zusammen.<br />

„Wenn du nicht wieder mal den Drang verspürst, abzuhauen, musste du nie wieder<br />

alleine sein, das schwöre ich dir.“, flüsterte ich so leise, dass nur Jim es hören konnte.<br />

Dankbar drückte er meine Hand.<br />

„Ich werd dich beim Wort nehmen.“, antwortete er ebenso leise.<br />

Ich seufzte bedrückt. So gerne wäre ich mir ihm irgendwo alleine gewesen, hätte ihm<br />

so gerne geholfen, die letzten Tage schnell zu vergessen. Aber das war nun leider im Moment<br />

nicht möglich und ich musste <strong>mich</strong> damit abfinden. Müde erklärte ich:<br />

„Lass <strong>mich</strong> mal bitte hoch, ich möchte <strong>mich</strong> auch hinlegen.“<br />

Enttäuscht hob er den Kopf und ließ <strong>mich</strong> unter sich hervor schlüpfen. Ich streckte<br />

<strong>mich</strong> neben ihm auf den Boden aus und wir versuchten, es uns so bequem wie möglich zu<br />

machen. Jim zog meinen Kopf auf seine Brust und so lag ich halbwegs gut.<br />

Es gelang uns ziemlich schnell, einzuschlafen. Irgendwann wachte ich davon auf, dass<br />

Jims Herz wild klopfte. Erschrocken fuhr ich hoch. Um uns herrschte absolute Dunkelheit,<br />

scheinbar waren die Fackeln heruntergebrannt. Jim war aufgewacht und hatte sich in dieser<br />

totalen Finsternis wieder gefunden. Er versuchte zwar, ruhig zu bleiben, konnte aber nicht<br />

verhindern, dass sein Herz wild zu Pochen begann. Und dies spürte ich. Leise sagte ich:<br />

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