31.01.2018 Aufrufe

MARIEN pdf

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

So wie die Sache damals insgesamt abgelaufen war, führten Kompetenzstreitigkeiten<br />

und falsches Geltungsbedürfnis auf der einen Seite, so wie Starrköpfigkeit und Eigensinnigkeit<br />

auf der anderen Seite zu dieser Eskalation. Wie sehr erschrocken und hilflos<br />

letztlich die Verantwortlichen der Gemeinde über den Urteilsspruch der Instanzen waren,<br />

zeigt ein letztes Schreiben vom 23. Juni 1806 an den König:<br />

„…hofften wir immer, dass der hier gestandene und nunmehr seines Dienstes entlassende<br />

Missionarius Schmitz sich der gemeinheits Angelegenheiten mit thätiger Beihülfe<br />

unterziehen, mithin, der Vorschrift des allgemeinen Landrechtes gemäß, die Schreibereien<br />

nebst dem Rechnungswesen, übernehmen würde. Allein, wir haben uns in dieser<br />

Hoffnung leider, leider, getäuscht gefunden …<br />

Der Verfasser dieser Eingabe ist jedoch der Amtmann des Stiftes Gevelsberg, Schwippert.<br />

Derselbe wurde vom hiesigen Juden und Hograf Adriani am 10. November 1797<br />

bezeichnet als „vormaliger römisch katholischer Schullehrer und jetziger Stiftsrentmeister.“<br />

Zum Schluss sei mir noch eine Bemerkung erlaubt:<br />

In dem selben Schreiben bekundet Hograf Adriani, „...dass die römisch katholischen<br />

Consistorialen, also die Kirchenvorstandsmitglieder, in der Regel aus solchen gemeinen<br />

Leuten bestehen, die selbst im Rechnen und Schreiben unerfahren und letzt Endes ohne<br />

Beihilfe eines dazu geschickten Subjekts, die Notaten, für sich zu beantworten, nicht<br />

im Stande sind.“<br />

Am 19. Juni 1806 kam dann die Bestätigung (das Patent) von Krieger- und Domain Rath<br />

Schemmer, der u. a. schrieb:<br />

… „hiermit thun wir kund und fügen hiermit zu wissen, dass wir den Pater Casius Garreis<br />

in dem Minoriten Kloster zu Münster an die Stelle des bisherigen Missionarii bei der<br />

katholischen Gemeinde zu Schwelm, Bertram Schmitz, welcher in das Minoriten Kloster<br />

zu Soest zurückgeschickt wurde, zum Pastor bey der gedachten Gemeinde zu Schwelm<br />

angefordert haben ….. mit aller diesem Predigtamt verbundenen Rechte… haben<br />

zugleich zu Pastor Garreis die Zuversicht, dass er sich nicht nur der dasigen catholischen<br />

Seelsorge, sondern auch des sehr verworrenen Kirchenwesens erstmals annehmen<br />

wird.“<br />

Victor Francois Duc de Broglie – eine Persönlichkeit dieser Zeit<br />

Bevor wir mit der Geschichte unserer Gemeinde fortfahren, darf ein Adeliger nicht unerwähnt<br />

bleiben. Es war im Herbst des Jahres 1794, als der wohl prominenteste Flüchtling<br />

aus Frankreich nach Schwelm emigrierte: Victor Francois Duc de Broglie, Marschall von<br />

Frankreich, der noch kurz vor dem Zusammenbruch des französischen Königtums für<br />

kurze Zeit zum Kriegsminister ernannt worden war. Broglie hatte Paris unmittelbar nach<br />

dem Sturm auf die Bastille verlassen.<br />

In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 1789 hatte der Marschall Versailles den Rücken<br />

gekehrt und war in Richtung Osten aufgebrochen. Als Emigrantenführer bekämpfte er<br />

das revolutionäre Frankreich. Begleitet wurde der Duc von seiner Familie. Nur der<br />

älteste Sohn Victor blieb in Paris und starb dort am 27. Juni 1794 unter dem Fallbeil der<br />

Guillotine. Als de Broglie 1794 mit seinem Gefolge von mehr als 130 Personen im damals<br />

etwa 2.000 Einwohner zählenden Schwelm ankam - er kannte unsere Stadt noch<br />

100

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!