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MARIEN pdf

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geendetem Gottesdienst an den Kirchentüren gegeben wurde zu den nötigen Reparaturen<br />

etc. verwendet werde.“<br />

Letztere Sammlung bildete dann den „Kirchenfond“. Laut Archivunterlagen war 1793<br />

Caspar Heinrich Hackert Provisor und verwaltete die Armenkasse. Kirchenmeister Peter<br />

Friedrich Meinhardt, von Beruf „Schmidt“ und wohnhaft 1 Stunde von Schwelm entfernt,<br />

war Verwalter der Kirchenkasse. Nach Ausscheiden von Peter Friedr. Meinhardt als Kirchenmeister<br />

wurde Caspar Heinrich Hackert sein Nachfolger. Ab 1802 verwaltete er<br />

dann die Kirchenkasse. Caspar Heinrich Hackert geriet in den darauf folgenden Jahren<br />

wegen der Kirchenkassengelder mit Pfarrer B. Schmitz noch in heftige Auseinandersetzungen,<br />

die u. a. zur Abberufung des Pfarrers aus der Schwelmer Gemeinde1806 beitrugen.<br />

Die Armenkasse dagegen verwaltete ab 1802 Macearius Prestel – Provisor<br />

Missionarius Bertramus Schmitz und die französischen Emigranten<br />

Die Französische Revolution (1789- 1799) und die Säkularisation waren Anlass dafür,<br />

dass sehr viele französische Adelige als Flüchtlinge (Emigranten) nach Deutschland kamen.<br />

Von 1806 – 1813 stand Schwelm unter der Herrschaft Napoleons. Er trennte 1806<br />

die Schwelmer Bevölkerung von Preußen. So stand das Schwelmer Leben am Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts ganz unter seinem überwältigenden Einfluss.<br />

Es darf an dieser Stelle die Frage gestellt werden: „Erlebten die Schwelmer die französische<br />

Besatzungspolitik als Befreiung oder als Fremdherrschaft?“ Denn damals traten die<br />

Grundprinzipien der modernen Welt in das Bewusstsein der Menschen: „Freiheit Gleichheit<br />

Brüderlichkeit.“ Selten haben alle Bereiche des Lebens so sehr im Zeichen der<br />

Machtpolitik gestanden. Napoleon brachte im Gefolge der Französischen Revolution Reformen<br />

und Neuordnung aber auch Krieg und Eroberung, Ausbeutung und Unterdrückung.<br />

Zwischen Anpassung und Widerstand verliefen zu dieser Zeit die Handlungsmöglichkeiten<br />

der Schwelmer. Auch im kirchlichen Bereich konnte man in den nächsten Jahren<br />

eine französische Einflussnahme nicht übersehen.<br />

Am 25. Februar 1803 bestimmte der Reichsdeputationshauptausschuss die Aufhebung<br />

der geistlichen Staaten und ihre Überführung in weltliche Hände. Dieses folgenreichste<br />

vom Reichstag verabschiedete Gesetz veränderte binnen weniger Jahre die seit dem<br />

Mittelalter gewachsenen territorialen Verhältnisse und leitete die Auflösung des über tausendjährigen<br />

Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation ein.<br />

Es war ein Ereignis, dessen politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche<br />

Auswirkungen bis in die heutige Zeit hinein sichtbar sind.<br />

„ Alle Güter der fundierten Stifter, Abteyen und Klöster …werden der freien und vollen<br />

Disposition der respectiven Landesherrn, sowohl zum Behuf des Aufwandes für Gottesdienst,<br />

Unterrichts und andere gemeinnützige Anstalten, als zur Erleichterung ihrer Finanzen<br />

überlassen … „ § 35 Der Reichsdeputationsausschuss<br />

So sollen sich in Schwelm zeitweise bis zu 200 französische Personen aufgehalten haben.<br />

Außer den vielen Geistlichen, die hier in französischer Sprache fast jeden Sonntag<br />

predigten, lebte in den Jahren 1794/95 auch der im Siebenjährigen Krieg zu Ruhm gekommene<br />

Marschall und Herzog Franz von Broglie, Graf von Revel als Emigrant in<br />

Schwelm. (Auf ihn kommen wir später noch zu sprechen).<br />

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